Chillen in Ses Covetes geht so: Man verbringt den halben Tag am Strand, spaziert gegen sechs Uhr zur Bar S‘Embat hinüber, trinkt ein Bier (zwei Euro), isst eine Paella (15 Euro) und kann danach zu Live-Musik abtanzen. Unnötig, sich vorher zu duschen oder umzuziehen. Denn wenn um 20 Uhr die Band auf die Bühne kommt, wird‘s schnell eng auf dem kleinen Platz unter den Krüppelkiefern. Körperkontakt ist dann ein Muss und die Badeschlappen fliegen beim ersten Klatschen und Tanzen schnell von den Füßen.

In den Sommermonaten verwandelt sich der Chiringuito am Dorfeingang von Ses Covetes jedes Wochenende zum Szenetreffpunkt von Hippies, Alternativen und jungen Familien. Freitags beginnt die Noche de Circo um 21 Uhr, samstags und sonntags starten die Konzerte jeweils um 20 Uhr und enden Punkt 22 Uhr zwecks Lärmschutz in dem Mini-Ort zwischen Sa Ràpita und Colònia de Sant Jordi. Die Fan-Gemeinde vom S‘Embat ist zu 90 Prozent mallorquinisch, willkommen ist jeder. Am Eingang verkauft eine Spanierin bunte Hippie-Kleider, Kopftücher und Batik-Shirts, an den rund 50 Holztischen sitzen Männer in Muskelshirt, Frauen mit Nasenohrringen sowie Kinder und Hunde dicht an dicht.

Und auch wenn man sich nicht kennt, gehört man für ein paar Stunden doch zusammen. Auf der Karte stehen Pulpo-Kroketten (neun Euro), Salat mit Hummus (neun Euro) oder Ziegenkäse (13 Euro) sowie Auberginen-Quiche und lomo (13 Euro) zur Auswahl. „Ich bin eigentlich immer einmal am Wochenende hier“, erzählt Sergio, der in Palma wohnt und statt Badeshorts einen Rock aus bedrucktem Baumwollstoff trägt. Seine Freunde stehen rauchend, quatschend und lächelnd um einen Steintisch herum, auf dem eine große künstliche Sonnenblume prangt: Love, Peace und - ­La Vereda. Das Konzert beginnt!

Die sechsköpfige mallorquinische Band startet mit einem rockigen Latino-Stück, das an die Musik von Manu Chao erinnert. Sofort stampft, pfeift und singt die Menschenmenge mit, die Sandflöhe verziehen sich vor Schreck wieder in ihre Löcher oder werden von den schwitzenden Körpern magisch angezogen. Wer weiß das schon so genau.

Hier und da steckt man die Köpfe zusammen, schießt Fotos, verteilt Umarmungen. Die Welt vom S‘Embat ist in Ordnung, es gibt viel zu gucken - zum Beispiel barhäuptige Typen mit Kinnbärtchen oder barbusige mit Leopardenschal - und über all den unterschiedlichen Köpfen schweben lila-, rot- und orangefarbene Sterne, in denen Glühbirnen leuchten. Hektisch geht‘s im Chiringuito - wenn überhaupt - nur hinterm Bartresen zu. Dort zapfen drei junge Mallorquiner Bier, verteilen Cola und Weißwein auf Eiswürfel und schwitzen mindestens genauso wie ihre tanzenden Gäste. Wie gesagt: Vor der Party zu duschen, ist reine Wasserverschwendung.