Wie schön das Kloster Sant Bonaventura heute ist, begreift man erst dann so richtig, wenn man sieht, wie es vor der Restaurierung ausgesehen hat. In einer kleinen Ausstellung zur Geschichte der Anlage zeigen Fotos die Renaissance-Säulen des zweistöckigen Kreuzgangs zugemauert oder mit Türen lieblos zu Eingängen umfunktioniert. Die außergewöhnlichen Heiligen-Gemälde in den Gewölbebögen waren mit mehreren Schichten Kalk verdeckt. Das Mauerwerk bröckelte. Das Dach mit den kunstvoll bemalten Schindeln zerfiel, die Balken mussten abgestützt werden. Überall stand Gerümpel herum.

Von alldem ist heute keine Spur mehr. Nach der Sanierung in den Jahren 2006 und 2007 erstrahlt das Kloster, das etwas versteckt im Gassengewirr Llucmajors liegt, in neuem Glanz. Die Ende des 17. Jahrhunderts errichtete Anlage, in der einst mehr als 20 Franziskaner-Mönche lebten, kann jederzeit besichtigt werden. Noch fehlen Informationstafeln, diese sollen jedoch im Herbst angebracht werden. Mittlerweile ist dort auch die Kulturabteilung der Gemeinde, eine Bibliothek, eine Informationsstelle für Studierende und ein Raum für Veranstaltungen untergebracht. Im Eingangsbereich ist das Werk eines der berühmtesten Bürger des Orts ausgestellt: Der Flug-­Apparat (cometagiroavión) von Pere Sastre Obrador, genannt Pere de Son Gall. Angeblich soll der Tüftler mit dem Anfang der 20er Jahre konstruierten Gerät sogar kurz in der Luft gewesen sein. Das ausgestellte Stück ist allerdings ein Nachbau, nur der Motor ist als Original erhalten.

Sehenswert sind auch die mit Buchstaben bemalten Dachpfannen des Klosters, die ebenfalls ausgestellt sind. Historiker gehen davon aus, dass die ­dekorativen Schindeln einst einen biblischen oder poetischen Text ergaben, der im Zusammenhang mit dem Kloster stand. Das Vordach mit bemalten Dachpfannen auszustatten, war auf Mallorca Tradition. Auch ein wenig Aberglauben schwang mit: So sollten die Häuser und ihre Bewohner vor Unglück geschützt werden.

Auffällig sind in Llucmajor auch die in Grau, Weiß und Schwarz ­gehaltenen Heiligenbilder im Säulengang. Die angewandte Grisaille-Maltechnik ist in keinem anderen Sakralbau auf der Insel zu finden.

Die Franziskaner-Mönche mussten ihre 13 Zellen dort übrigens schon im Zuge der Desamortisation (Übertragung von kirchlichen Gütern an den Staat) 1836 verlassen. Danach diente das Kloster als Hospiz, Gefängnis, Friedensgericht und bis 1999 als Kaserne der Guardia Civil.

Das Claustro de Sant Bonaventura befindet sich in der C/. Fra Joan Garau, 2 in Llucmajor.

Öffnungszeiten: Mo bis Fr von 9 bis 14 und von 16 bis 20 Uhr,

am Samstag von 9 bis 14 Uhr. Eintritt frei.

Tel.: 971-66 97 58.