Als Ende Sommer 2010 die March-Gärten in Cala Ratjada neu eröffnet wurden, kam die spanische Königsfamilie, und nicht nur auf Mallorca horchten die Kulturverständigen auf. Zehn Jahre lang war das Anwesen gesperrt gewesen, und als die Fundación Bartolomé March ein temporäres Besuchsprogramm ankündigte, fluteten Anmeldungen aus ganz Spanien herein, deren Menge die Organisation überforderte. Nach einer befristeten Ausstellung wurden die Gärten neuerlich geschlossen. Seit dem 11. Mai sind sie wieder geöffnet.

Damit ist eine der ganz großen Attraktionen der Insel nach langer Pause wieder zugänglich. La Torre Cega ist ein historisches, kulturelles und architektonisches Juwel. Der Milliardär Juan March erwarb das Hügelterrain, das den Hafen von Cala Ratjada überblickt, im Jahr 1915 und ließ darauf eine Sommerresidenz bauen, in der sich vor allem seine Frau Leonor Servera wohlfühlte.

Dass der kunstsinnigen Dame unbeschränkte Geldmittel zur Verfügung standen, sieht man dem Anwesen bis heute an. Das Gebäude wurde mehrfach restauriert und ist innen mit exquisiten Mosaiken und Wandmalereien geschmückt. Doch die spektakulärsten Veränderungen fanden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Gärten statt: Die Familie March beauftragte den weltberühmten Landschaftsarchitekten Russell Page mit der Neugestaltung des Terrains. Danach war es vor allem der zweite Sohn des Milliardärs, Bartolomé March, der in Cala Ratjada eine bemerkenswerte Skulpturen-Sammlung mit Arbeiten zum Teil weltberühmter Künstler aufbaute.

Am 11. November 2001 fegte ein schwerer Sturm über das Gelände und wirbelte wie in einem gigantischen Mikado-Spiel 600 ausgewachsene Kiefern durcheinander. Viele Wege und das Bewässerungssystem waren zerstört. Ein Teil der Skulpturen-sammlung wurde in den Palau March in Palma verlagert.

Die quer über das 40.000 Quadratmeter große Grundstück geschlagene Schneise ist nur zum Teil neu mit Bäumen bepflanzt worden. Große Freiflächen mit gepflegtem Rasen erinnern an den Kahlschlag. Das ursprüngliche Konzept – ein Garten inmitten eines Waldes – konnte mit dem achtjährigen Restaurierungsprojekt nicht vollständig wiederhergestellt werden.

Doch viele Winkel der Gartenanlagen verweisen auf die ursprüngliche Pracht, so die Monumentaltreppe, die Teiche, Terrassen mit Fresken und ein Nutzgarten mit mallorquinischen Aroma- und Heilkräutern.

Das Anwesen war noch bis 1999 von der Familie March regelmäßig für Sommeraufenthalte genutzt worden. Der Name geht auf einen ehemaligen Wachturm (atalaya) zurück.

Besuche sind nur mit Führungen möglich. Anmeldung (ab 2. Mai) beim Tourismusbüro Cala Ratjada, Tel.: 971-81 94 67.

In der Printausgabe vom 28. April (Nummer 573) lesen Sie außerdem:

- Buchtipp: 20 Künstler über die Insel ohne Witze

- Willi Meyer & Friends in der Kulturfinca Son Bauló

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