Bisher habe ich mich geweigert, meinen deutschen Führerschein gegen einen spanischen einzutauschen - warum auch, in neun Jahren auf Mallorca musste ich das Plastikkärtchen kein einziges Mal vorzeigen. Doch am 19. Januar 2013 hat auch die deutsche Fahrerlaubnis ihren Vorteil der ewigen Gültigkeit verloren und wurde auf Basis einer neuen EU-Richtlinie auf 15 Jahre begrenzt. Gleichzeitig verpflichtet Madrid ausländische Residenten ab dem zweiten Jahr in Spanien, sich dem für spanische Fahrer obligatorischen regelmäßigen Gesundheitscheck zu unterziehen.

Die MZ macht den Praxistest. Um Wartezeiten zu vermeiden, möchte ich telefonisch bei einer für die Untersuchung autorisierten Stelle (Centro de reconocimiento de conductores, CRC) einen Termin vereinbaren. Doch die Auskunft lautet, ich müsse zunächst bei der Verkehrsbehörde (Tráfico, C/. Manuel Azaña 10, Palma) vorstellig werden.

Auf dem Amt schildere ich mein Anliegen. „Ich habe einen deutschen Führerschein und habe gehört, dass ich einen Gesundheitscheck absolvieren muss." („Tengo el carnet alemán y me han dicho que tengo que pasar el examen ­médico.")

Die Mitarbeiterin ist nicht wirklich sicher, was ich von ihr will, und drückt mir drei schlecht ausgeschnittene Formulare in die Hand. Diese möge ich ausfüllen und mit allen auf dem Merkblatt aufgezählten Papieren sowie dem Ergebnis der medizinischen Untersuchung wiederkommen. Das Merkblatt ist überschrieben mit „Renovación del permiso de conducción" (Erneuerung der Fahrerlaubnis).

Also erstmal zum Check. In einem der Zentren gegenüber ist kein Termin notwendig. Dort will aber wiederum keiner die Papiere vom Amt sehen, sondern nur den Führerschein. Die Angestellte am Empfang wundert sich lautstark über die Vielzahl der Führerscheinklassen auf dem Kärtchen. Nachdem geklärt ist, dass ich nicht hauptberuflich Lkw fahre, mir die Option aber doch gerne offen halten würde, bittet sie mich vor einen alten Monitor. Mit zwei an der Vorderseite angebrachten Hebeln soll je ein horizontaler schwarzer Balken in der Mitte von zwei weißen „Straßen" auf dem Bildschirm gehalten werden.

Doch dann machen linke und rechte Straße plötzlich Kurven in verschiedene Richtungen. Einmal nicht aufgepasst, schon erklingt ein Signalton. Da die Dame, die vorher an der Reihe war, den Ton etwa alle zwei Sekunden ertönen ließ und das centro trotzdem freudestrahlend mitsamt Bestätigung verlassen hat, mache ich mir über zwei „Ausrutscher" keine größeren Sorgen.

Dafür ist der vermeintlich leise Probeton, den ich beim Hörtest erkennen soll, so laut, dass selbst Taube die Vibration verspüren müssen. Der Sehtest ist eher oberflächlich. Dann wird noch kurz Blutdruck gemessen, die Brust abgehört, ein Foto gemacht, und es gibt drei Fragen zu Vorerkrankungen und Trinkgewohnheiten, die man so wahrheitsgetreu beantworten kann, wie man möchte - überprüft wird nichts. Bevor ich die Unbedenklichkeitsbescheinigung (informe de aptitud psico-física) überreicht bekomme, sind noch 59 Euro fällig - bei einer Untersuchungsdauer von etwa vier Minuten.

Die Bescheinigung muss mit Führer­schein, NIE-Dokument, Ausweis sowie Kopien von alledem beim Amt vorgelegt werden. 8,10 Euro berechnet die Behörde, „Inscripción del permiso de conducción" soll ich als Grund auf den Antrag schreiben. Also doch nicht „Renovación", wie es auf dem ersten Merkblatt stand? Der Führerschein wird nun doch registriert, obwohl gesetzlich nicht vorgeschrieben? „Das ist egal", heißt es an der Kasse. „Geben Sie das im zweiten Stock ab."

Die dortige Angestellte vergleicht Kopien und Originale und verkündet, ich könne die Bescheinigung in einigen Tagen abholen - obwohl Streifenpolizisten den Gesundheitscheck doch angeblich im elektronischen Register einsehen können. Zur Sicherheit frage ich, ob ich den Führerschein auch wirklich behalten darf, und er nicht doch gegen einen spanischen eingetauscht wird. „Machen Sie sich keine Sorgen", sagt sie, und setzt leise hinzu: „Das wird gemacht, um die Daten der ausländischen Fahrer zu haben. Dann finden sie Sie schneller, wenn Ihnen hier Punkte abgezogen werden."