Seit ziemlich genau drei Jahren müssen alle von EU-Staaten ausgegebenen Führerscheine ein Ablaufdatum haben. Während in Deutschland die Führerscheine ohne Frist frühestens ab 2021 umgetauscht werden müssen, müssen Mallorca-Deutsche spätestens zwei Jahre nach dem Eintrag in das Melderegister den Führerscheintausch auf sich nehmen. Residenten in Palma werden teilweise schon eher dazu angehalten: Bei der Erstausstellung der Residentenparkplakette von der O.R.A. weisen die Mitarbeiter darauf hin, dass bei der Erneuerung nach einem Jahr ein Führerschein mit Ablauffrist vorgezeigt werden muss.

Als Erstes: Termin holen

Der erste Schritt zum spanischen Führerschein ist das Ausmachen eines Termins bei der Verkehrsbehörde DGT. Diese sitzt in Palma in der Carrer de Manuel Azaña 50. Einen Termin bekommen Sie online unter: www.sedeapl.dgt.gob.es. Dort klicken Sie auf „Cita Previa Trámites", danach auf „Solicitar Cita Previa en Jefaturas". Auf der folgenden Seite muss das Büro (Illes Balears-Mallorca), der Termintyp („Canje de permiso de conducción europeo") und das Ausstellungsland des alten Führerscheins aus einem Pulldown-Menü ausgewählt werden. Nach zwei Klicks auf „Continuar" müssen Sie Ihre Daten eingeben: NIE-Nummer, Name, Geburtsdatum, Ausweisnummer des alten Führerscheins und die darauf enthaltenen Fahrzeugklassen. Vor dem Klick auf „Solicitar" noch ein Häkchen bei „Autorización" setzen - hiermit wird dem Abgleich der Daten mit der Datenbank der Polizei zugestimmt. Danach werden verfügbare Termine angezeigt. Mit etwas Glück hat jemand abgesagt und ein Termin in wenigen Tagen ist verfügbar. Sonst beträgt die Wartezeit aktuell zwei Monate.

Der medizinische Check

In der Zwischenzeit kann schon der Arzt aufgesucht werden. Denn den spanischen Führerschein gibt es nur mit einem medizinischen Gutachten. Dieses gibt es im „Centro de reconocimiento de conductores". Allein in Palma gibt es deren 25. Eine Liste mit allen Arztpraxen für den Check gibt es hier. Ein Termin ist dafür nicht notwendig. Mitzubringen sind der Personalausweis, der Führerschein und 59 Euro (in einigen Zentren ist nur Kartenzahlung möglich).

Der Test läuft etwa wie folgt ab: Zuerst geht es mit einer Arzthelferin an einen Monitor. Auf diesem ist eine graue Linie aufgezeichnet, die von einem blauen Balken unterbrochen wird. „Auf der Linie wird gleich ein Punkt entlangwandern, der hinter dem Balken verschwindet. Sie müssen dann einen Knopf drücken, wenn Sie denken, dass der Punkt wieder hinter dem Balken hervorkommen würde", sagt die Assistentin. Dieses Spiel wird ein paar Mal mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gespielt. „Bestanden", meint die Assistentin nach einem Blick auf die Auswertungsseite, die die Zeitabweichungen anzeigt. Danach macht sie ein Foto und fragt die Krankheitsvorgeschichte ab. Der Wahrheitsgehalt der Antworten bei Fragen nach Drogen- und Alkoholkonsum wird nicht kontrolliert.

Danach geht es zur Ärztin. Diese schlägt eine Stimmgabel an und fragt, ob man den Ton hört. Nach einem einfachen Sehtest ist der medizinische Check überstanden. Nach etwa fünf bis zehn Minuten erhält man für 59 Euro die Bescheinigung. Diese ist für die folgenden drei Monate gültig.

Zurück zur Verkehrsbehörde

Mit der ärztlichen Bescheinigung geht es zur Verkehrsbehörde. Trotz Termin muss im Erdgeschoss eine Nummer gezogen werden. Die gibt es gegen Eingabe der NIE-Nummer an einem Automaten. Mit der Nummer geht es in den ersten Stock zur Abteilung „Canjes". Bei der Sachbearbeiterin sind folgende Unterlagen einzureichen: ­Führerschein, Personalausweis, ärztliche Bescheinigung, der Ausweis der Registrierung bei der Ausländerbehörde und ein Passfoto (32 x 26 mm). Das Antragsformular gibt es in der Behörde und kann vor Ort ausgefüllt werden. Der Führerscheintausch kostet eine Bearbeitungsgebühr von 23,80 Euro. Diese kann vorab online bezahlt werden. „Besser ist es, die Gebühr vor Ort mit Karte zu bezahlen. So vermeidet man Verwechslungen", rät die Sachbearbeiterin.

Nachdem sie alle Dokumente entgegengenommen hat, schickt die Bearbeiterin die Daten an die deutschen Behörden. Ein Computer antwortet mit einer Bestätigung binnen weniger Minuten. Statt der Karte gibt es für die Übergangszeit einen Führerschein in Papierform. „Der spanische Führerschein wird Ihnen in den nächsten drei bis acht Wochen per Post zugeschickt", sagt die Bearbeiterin. „Der vorübergehende Führerschein ist drei Monate gültig. Sollte sich das Ablaufdatum nähern und Sie noch nicht das Original haben, fragen Sie unten beim Empfang nach. Dafür ist kein Termin nötig. Meistens gab es dann ein Problem mit dem Foto oder der Post."

Trotz Wehmut nach der Abgabe des deutschen Führerscheins können sich die Neubesitzer des spanischen Führerscheins mit der Fahrzeugklasse B über einen Vorteil freuen. Während die Deutschen damit nur Motorräder mit bis zu 45 Stundenkilometern (Klasse AM, etwa 50 Kubikzentimeter) fahren dürfen, ist in Spanien die Klasse A1 für Motorräder bis zu 125 ccm dabei.