Die Banken auf Mallorca wollen kein Geld. Also zumindest kein schweres, arbeitsintensives und damit irgendwie auch teures Münzgeld. Diese Erfahrung müssen nach und nach immer mehr Geschäfte und Institutionen machen, die viele Münzen einnehmen und eintauschen müssen.

Die Betreiber der Parkautomaten in Valldemossa zum Beispiel, die für das Einzahlen des Münzgelds eine Gebühr zahlen müssen. Oder Kirchengemeinden, die den Inhalt der Klingelbeutel einzahlen wollen. Waltraudt

Teising von der Evangelischen Gemeinde auf der Insel kann davon ein Lied singen. Früher konnte man die Kollekte bei der inzwischen zu Bankia fusionierten Sparkasse Sa Nostra problemlos einzahlen. Dafür habe es Münzzählautomaten gegeben, die aber anfällig für Störungen waren und schließlich kaputtgingen. Später mussten die Einzahler die Münzen in Geldrollen aus Plastik vorsortieren.

"Aber jetzt will die Bank unsere Münzen gar nicht mehr", klagt Teising. Geldrollen gebe es nicht mehr. Nun klappert Teising die verschiedenen Geldinstitute ab, um die Konditionen zu erfragen. „Schließlich können wir in der Kirche ja nicht darum bitten, künftig nur Scheine in den Klingelbeutel zu legen oder per Handy zu spenden", sagt Teising.

Die Resonanz ist ernüchternd. Bankia verweist konsequent auf externe, kostenpflichtige Geldzählunternehmen wie Trablisa. Sabadell akzeptiert zwar immerhin noch die Sparschweine von Kindern kostenlos. Von Geschäftskunden kassiert die Bank aber ab 200 Euro eine Gebühr. Banca March überlässt die Verhandlungen der jeweiligen Filiale.

Die spanische Notenbank Banco de España erklärt der MZ: „Geldinstitute müssen am Schalter nicht mehr als 50 Münzen gleichzeitig annehmen. Das gilt übrigens auch für Geschäfte, in denen Sie mit Bargeld zahlen wollen." Einer Kirchengemeinde bleibe also nichts anderes übrig, als mit der Filiale individuell Bedingungen auszuhandeln.

Katholiken ohne Probleme

Die katholische Kirche scheint da ganz gut verhandelt zu haben. „Ich habe bis jetzt noch keine Klagen gehört", erklärt eine Bistumssprecherin auf Anfrage der MZ. Jede Gemeinde kümmere sich einzeln darum, in welcher Bank eingezahlt werde. „Gott sei Dank macht unsere Bank da keine Probleme", heißt es zum Beispiel bei der Gemeinde Sant Miquel im Zentrum von Palma de Mallorca. Man arbeite seit Jahrzehnten mit der Banca March zusammen.

Auch zwei weitere große Kirchengemeinden in Palma de Mallorca - Ramón Llull und Sant Sebastià - zahlen ihre Kollekten kostenlos ein, wie sie der MZ bestätigen: „Wir profitieren da von einem Vertrag, den die spanische Bischofskonferenz mit Banco Santander geschlossen hat", heißt es in der Gemeinde Sant Sebastià.

EU-Richtlinie ist Schuld

Der Hintergrund für die Münzgeldprobleme hat wenig mit Mallorca und auch nicht mit Spanien zu tun. Seit 2015 schreibt eine EU-Richtlinie den Geldinstituten vor, Münzgeld zu zählen, bevor es an Kunden ausgegeben wird. Grund dafür war der zunehmende Umlauf von gefälschten Münzen.

Früher konnte eine Sparkasse Münzrollen annehmen und dieselben Packungen später an andere Kunden weitergeben. Nun ist das Geldinstitut verpflichtet, die Echtheit und Anzahl der Münzen zu prüfen. Dafür wird das schwere Münzgeld meist in die Zentrale der Bank transportiert. Das ist teuer. Nach und nach schlagen die Geldinstitute diese Kosten inzwischen auf ihre Kunden um.

Immer häufiger werden deshalb Unternehmen beauftragt, die Geldzählung durchzuführen, heißt es bei der Banco de España. Die Münzen werden vom Kunden in speziellen Beuteln oder Plastikrollen abgegeben. Das Unternehmen hat dann bis zu 20 Tage Zeit, die bezahlte Dienstleistung durchzuführen. In der Regel muss man also etwa zwei Wochen warten, bis die gezählte Summe auf dem Konto - abzüglich der entsprechenden Bearbeitungsgebühr - eingeht.

Um sich die Kosten zu sparen, handeln die meisten Geschäfte mit ihrer Bankfiliale einen eigenen Deal aus. Oder die Münzen werden gestückelt, wie es jetzt die Evangelische Kirchengemeinde als provisorische Lösung versucht. Insgesamt dürfte es aber immer schwieriger werden mit dem Münzgeld. Mehrere EU-Länder haben die Ein- und Zwei-Cent-Stücke bereits abgeschafft. Und die Banken versuchen das bargeldlose Bezahlen zu forcieren.