Der Wind hat sich gedreht. Oder um im Bilde zu bleiben: Die Sonne steht wieder günstig. Wer sich für eine eigene Fotovoltaik-Anlage auf seiner Mallorca-Finca interessiert, sich aber bislang von Restriktionen, Behördengängen und Zweifeln an der Rentabilität abschrecken ließ, bekommt jetzt eine neue Chance. Vieles wird einfacher infolge eines Eilgesetzes der spanischen Regierung von Herbst vergangenen Jahres. Die balearische Landesregierung wiederum steht mit einem großzügigen Subventionsprogramm bereit. In Kürze sollen zudem Ausführungsbestimmungen des Gesetzes veröffentlicht werden, auf deren Basis Anlagenbesitzer dann endlich auch etwas von der Einspeisung ins öffentliche Stromnetz haben sollen - wenn auch nicht in Form einer finanziellen Vergütung wie in Deutschland.

Kamen in den vergangenen Jahren kaum Solaranlagen auf Mallorcas Dächern hinzu, könnte es nun sogar einen kleinen Boom geben. „Das Interesse ist relativ stark", sagt Heinz Torwie, Geschäftsführer der Firma Solarta in Artà (www.solarta.com), „wir haben Probleme nachzukommen." Derzeit suche man deshalb ein bis zwei Elektriker. Ähnlich beschreibt die Lage Franz Stuckmann vom Elektrobetrieb FSB in Ses Salines (mallorcasa-digital.es), der jetzt auch einen Info-Abend zum Thema Fotovoltaik mit der Agentur Ramrath und Partner am 26. Februar in Llucmajor veranstaltet.

Das Real Decreto-ley 15/2018, das der spanische Ministerrat im Oktober vergangenen Jahres verabschiedete, bedeutet eine erneute Kehrtwende in der spanischen Energiepolitik und macht Schluss mit allerlei Bestimmungen inklusive der sogenannten „Sonnensteuer", die im Verdacht standen, dass sie die Inbetriebnahme von privaten Fotovoltaik-Anlagen in erster Linie verhindern sollten. Ferrán Rosa, Generaldirektor für Energie bei der Landesregierung, zählt denn auch eine längere Liste mit Auflagen auf, die alle weggefallen sind - vom Einbau von Extra-Stromzählern über Limits zur Leistung in Abhängigkeit von der Stromrechnung bis hin zur Verhinderung von Gemeinschaftsanlagen. „Das ist jetzt alles sehr viel einfacher geworden", so Rosa. Bei Anlagen für den Eigenbedarf (autoconsumo) brauche es in vielen Fällen nur noch eine Meldung an das Energieministerium, die online durch den Installateur vorgenommen werde. Und bei Anlagen auf dem Land müsse zusätzlich der Stromversorger über den Anschlusspunkt informiert werden. Dieser könne den Anschluss aber nicht mehr wie bislang verhindern, sondern höchstens Auflagen zur Leistung der Anlage machen, so der Generaldirektor.

Waren bislang wegen der geltenden Restriktionen wenn überhaupt nur Anlagen von einer Leistung bis zehn Kilowatt interessant, erleichtert das neue Dekret die Zulassung von Anlagen bis zu 15 Kilowatt. Abhängig von der verfügbaren Dachfläche und dem Energiebedarf - Klimaanlage, Umwälzpumpe im Pool - werden auf der Insel nach Angaben von Torwie derzeit vor allem Anlagen zwischen drei und zehn Kilowatt nachgefragt. Den Einstiegspreis setzt Stuckmann bei rund 7.000 Euro an - wobei in diesem Fall noch kein Speicher eingerechnet ist, für den je nach Kapazität noch einmal rund 4.000 Euro fällig werden können.

Doch jetzt kommen die Subventionen des balearischen Energieministeriums ins Spiel, die noch bis Ende März beantragt werden können. Im Topf sind insgesamt 1,8 Millionen Euro, die Hälfte steuert die EU bei. Gewährt werden 1,80 Euro pro Watt Peak elektrische Leistung, und das für die ersten drei Kilowatt einer Fotovoltaik-Anlage. „Wir wollen die Mittel möglichst breit streuen", erklärt Generaldirektor Rosa. Hinzu kommen im Fall eines Speichers 600 Euro pro Kilowattstunde. Wichtig: Subventioniert wird maximal die Hälfte der Investitionssumme.

Voraussetzung für die Förderung ist außerdem, dass die Anlage ihre überschüssige Energie ins Netz abgibt - ohne Einspeisevergütung wie in Deutschland. „Im Moment fließt der Strom noch gratis ins Netz", so Torwie. Allerdings soll dieser „verschenkte" Strom in Kürze mit dem Strom verrechnet werden können, den ein Anlagenbesitzer aus dem Netz bezieht - dann, wenn zum Beispiel keine Sonne scheint oder die eigene Produktion nicht reicht. Dieses Kompensationssystem heißt factura neta.

Je nach Anlage, Förderungsbetrag und Stromverbrauch sinkt so die Zeit für die Amortisierung im Vergleich zu früher deutlich, denkbar sind laut den Installationsfirmen sieben bis acht Jahre, im Idealfall auch weniger. Stuckmann verweist nicht zuletzt auf die Mallorca-Sonne, die rund 40 Prozent mehr Leistung als in Deutschland ermögliche. Und Bedenken, dass die Spielregeln infolge der instabilen politischen Lage in Spanien wieder über den Haufen geworfen werden, hat Torwie nicht. Dem stehe inzwischen die öffentliche Meinung entgegen. „Hier wurden Tatsachen geschaffen, das lässt sich nicht so einfach zurückdrehen."