Noch genau 832 Haushalte werden im kommenden Jahr auf Mallorca übrig sein, die keinen Glasfaser-Internetanschluss beantragen können. Zumindest, wenn die Pläne der Landsregierung aufgehen. Mithilfe eines umfassenden Subventionsprogramms peilt sie eine Verfügbarkeit von 99,75 Prozent auf den Balearen an. Auch kleine, abgelegene Orte im Tramuntana-Gebirge oder im Inselinnern sollen mit schnellem Internet verbunden sein. „Wer im Dörfchen Pina lebt, braucht ebenfalls schnellen Zugriff auf die Cloud", argumentiert Benjamí Villoslada. Der Generaldirektor für technische Entwicklung im balearischen Innovationsministerium kommt regelrecht ins Schwärmen über ein künftiges Mallorca, wo Netflix flutscht, Robotikingenieure auch auf ihrer Finca arbeiten können und augmented reality nirgendwo ein Fremdwort bleiben muss.

Derzeit liegt die Glasfaser-Versorgung bei rund 90 Prozent - und damit stehen die Balearen im Vergleich zu Deutschland gut da. Dort werden zwar laut dem neuesten Bericht zur Breitbandverfügbarkeit (Stand Mitte 2018) 99,8 Prozent Abdeckung erreicht. Doch dieser Wert gilt für Anschlüsse mit mindestens 6 Mbit/s. Bei 30 Mbit/s schrumpft der Anteil auf 88,1 Prozent, bei 50Mbit/s auf 82,9 Prozent, bei 100 Mbit/s auf 66,3 Prozent. Anders ausgedrückt: Nur in Berlin, Hamburg oder Bremen kommen mehr als 90 Prozent in den Genuss von schnellem Internet, in Ostdeutschland liegt die Quote deutlich unter 70 Prozent.

Die Unterschiede sind vor allem technischer Natur. Die fortschrittlichste Technologie, bei der Glasfaser bis zum Endanschluss verlegt wird und die höchste Datenübertragsungsrate möglich ist, heißt FTTH (Fiber To The Home). In Deutschland gibt es sie laut dem Bericht nur für 8,5 Prozent der Haushalte. Viel verbreiteter ist neben Anschlüssen über das Kabel-TV die DSL-Technologie, bei der meist bis zu 16 Mbit/s erreicht werden, oder VDSL. Hier kommen zwar Glasfaserleitungen von der Vermittlungsstelle bis zum Kabelverzweiger zum Einsatz, bis zum Endgerät geht es aber mit konventionellen Kupferleitungen weiter.

Ganz anders die Balearen, sie setzen ganz und gar auf FTTH. Der Konzern Telefónica konzentrierte sich beim Verlegen der fibra óptica zunächst auf die Ballungszentren Palma, Inca und Manacor und arbeitete dann die nächstgrößeren Orte ab. Die Investitionsfreudigkeit sinkt mit abnehmender Einwohnerzahl allerdings deutlich. Das jetzige Programm der Landesregierung sieht deswegen gestaffelte Subventionen vor, die bis zur Hälfte der Investitionskosten reichen. Öffentlich ausgeschrieben wurden die Beihilfen für Gemeinden mit unzureichender Netzabdeckung Ende 2018. Nun können im Fall von balearenweit 23 Gebieten Subventionen fließen, die von 6.000 bis 240.000 Euro reichen - insgesamt 2,8 Millionen Euro. Damit beispielsweise Cala Pi in der Gemeinde Llucmajor Glasfaser bekommt, gibt es knapp 80.000 Euro. Das Geld schießt die Landesregierung vor, erhält es aber aus dem EU-Fördertopf zurück.

Den Zuschlag erhielten neben dem Platzhirschen Telefónica auch einige kleine, lokale Anbieter. Der Ex-Monopolist ist zudem verpflichtet, seine Leitungen an Mitbewerber wie zum Beispiel Vodafone zu verpachten, die den Haushalten dann eigene Angebote machen können. Dass fast für alle Gebiete Investoren gefunden wurden, erklärt Villoslada auch damit, dass das schnelle Internet auf den Balearen vergleichsweise gut angenommen werde: Hier können die Anbieter davon ausgehen, dass bis zu einem Drittel der Haushalte einen Anschluss beantragen werden. Zum Vergleich: In der strukturschwachen Region der Extremadura sind es lediglich rund fünf Prozent.

Während für die Nachbarinseln Ibiza und Formentera praktisch Glasfaser-Vollversorgung abzusehen ist, geht die Rechnung für Menorca bislang noch nicht auf. Das Problem: Die Internetkabel verlaufen am Meeresgrund unter anderem entlang der dortigen Stromkabel - und das zwischen Mallorca und der Nachbarinsel ist derzeit kaputt.

Telefónica halte derzeit ein Quasi-Monopol auf seine Glasfaser-Anbindung, so Villoslada, der Wettbewerb werde erst richtig funktionieren, sobald das Stromkabel nach Menorca repariert sei.

Und auch auf Mallorca sind weitere Stufen geplant, der Fördertopf fasst schließlich insgesamt 8 Millionen Euro. Bleiben also noch mehr als 5 Millionen Euro, um nach den sogenannten weißen Zonen (zonas blancas), wo noch keine Anschlüsse verlegt sind, auch die grauen Zonen (zonas grises) zu subventionieren. Hier gibt es bislang erst einen Anbieter, die Hilfsgelder sollen Wettbewerber anlocken. Auch noch so abgelegene Fincas hätten ein Recht auf schnelles Internet, meint der Generaldirektor - und wenn zur Not die öffentliche Hand die Kabel ziehen müsse.