Von Thomas Zapp

Die eher drögen Wetten peppte Gottschalk verbal auf. Über den chinesischen Bauern, der 16 Bänke mit den Zähnen festhielt, sagte der Sprüchemacher: ýAckermann ist geschockt: Chinesen schlucken Deutsche Bank." Bei der Außenwette im Dorint-Hotel in Camp de Mar hatte der Österreicher Marco Wolf gewettet, dass er - eine volle Tasse Kaffee auf dem Fuß balancierend - 50 Meter durch den Hotelpool schwimmen kann. Eine Vorlage für den Moderator, der darüber spekulierte, was passieren könnte, wenn die Tasse umfällt: ýDann stehen morgen die englischen Touristen mit Strohhalmen am Pool." Im Dorint-Hotel herrschte eher gediegene Atmosphäre. 200 Gäste verfolgten die Show live auf Bildschirmen. Für 100 Euro gab es Musik und Buffet inklusive. Moderator Falk Bickel sorgte dafür, dass alle kurz vor 20 Uhr bei der ersten Schaltung aus Mainz von der Pool-Brücke in die Kamera winkten.

Unter den Couchgästen gehörte Henry Maske zu den Aktivsten: Nach einer verlorenen Wette musste er mit Regina Halmich als Ballermann-Tourist mit Bierbauch auftreten. Maske schoss mit seiner Touri-Kamera spontan Fotos von den Zuschauern, übte mit ihnen ýLa Ola". ýThomas erwähnte im Vorgespräch, dass es sich um eine Unterhaltungssendung handelt. Die Info über unseren Wetteinsatz kam erst kurz vor der Sendung. Da dachte ich an Thomas´ Aufforderung und ließ es einfach laufen. Die Zuschauer reagierten super", sagte Maske danach zur MZ. Auf Dieter Bohlen habe er sich am meisten gefreut. ýEr hatte mich bei einem Treffen vor etwa 15 Jahren gefragt, ob man als Boxer auch Hirn haben muss. Er konnte sich jetzt noch daran erinnern. Er war in der Sendung aber ungewöhnlich ruhig ?" Hinter den Kulissen ist der Ex-Boxer einmal nervös geworden: ýDa stand plötzlich ein Stier. Ein Mitarbeiter der Show öffnete die Tür und bat mich, in den Stall zu gehen, das fand ich gar nicht witzig. Später erfuhr ich, dieser Stier bekommt dort nur noch sein Gnadenbrot."

Die ZDF-Verantwortlichen haben darauf geachtet, auch den spanischen Zuschauern etwas zu bieten. Mit Vollplayback, dafür mit vollem Einsatz, startete Enrique Iglesias ins Musikprogramm. Der Sohn von Sängerveteran Julio Iglesias sprang über die Bande der Stierkampfarena in die Zuschauerreihen, unter dem Jubel der Besucher. ýDas war nicht ge-plant, wir dachten nur: Oh Gott, was macht der da jetzt", sagt Sandy Traoré, als 2. Aufnahmeleiterin für die prominenten Gäste zuständig. ýDie Kameraleute waren begeistert über Enriques Einfall. Die fanden die Aktion einfach geil", erinnert sie sich. Ansonsten sei alles glatt gelaufen, die Kutschen für die Gäste seien heil geblieben, die Pferde ruhig und Diva Liz Hurley sei pünktlich gekommen. Überraschungsgast und Frauenliebling David Bisbal (von Gottschalk irreführenderweise als ýGrönemeyer Spaniens" angekündigt) hat Sandy am meisten überrascht. ýDer hat mir bei der Probe die Hand geküsst, war unheimlich sympathisch." Weniger treffe dies auf Jon Bon Jovi zu: ýDer war wie meistens gelangweilt."

Das traf gewiss nicht auf die Fantastischen Vier zu. Die zeigten sich kreativ, bauten ihren Song ýEinfach sein" in eine Art Wette ein. Sie pressten sich, während sie spielten, in eine blaue Telefonzelle. Natürlich ging die Wette schief, die Zelle explodierte funkenschlagend. Die MZ fragte bei Sänger Smudo nach, ob alles glatt gelaufen ist. ýEs war geplant, dass sie mitten im Refrain explodiert. Sie war mit Klett-Band verbunden und wir mussten sie von innen aufdrücken", erklärte er. Den Song habe die Band übrigens live gesungen. ýJawohl. Es ist tontechnisch für das Fernsehen immer recht aufwendig, gute Live-Auftritte abzumischen, deshalb wählen viele Kollegen das Vollplayback. Wir haben eigens unseren Tontechniker eingeflogen", erklärte Smudo. Von der Organisation rund um die Sendung war er begeistert. ýWir wurden mit unserer extravaganten Telefonzellen-Idee nach Kräften vom ZDF unterstützt. ,Wetten, dass ??´

ist Show-Superlative."

Hinter der Bühne bekannten sich die Fanta4 als Fans von Castingshows. ýIch weiß, dass Thomas D. sich von Herrn Medlock ein Autogramm geholt hat", verrät Kumpel Smudo.

So harmonisch ging es nicht immer zu in der Sendung. Nach seinem Auftritt mit ýDeutschlands Superstar" Mark Medlock als ýMiami Twice" (erinnerte an vergessen geglaubte Modern-Talking-Zeiten) nahm Bohlen auf der Gästecouch Platz - und langweilte sich. Als er nach dem Auftritt Jon Bon Jovis zwar vom US-Weltstar begrüßt wurde (ýHello Deetair"), danach aber keine Rolle mehr spielte, schaltete er sich eigenmächtig ins Gespräch ein. Bon Jovi war der Meinung, dass Sieger aus Gesangswettbewerben irgendwann selbst ihre Songs schreiben müssten. Bohlen platzte ungefragt dazwischen: ýDas hat man ja bei Kelly Clarkson (Siegerin der amerikanischen Version ýAmerican Idol", d.Red.) gesehen. Kaum schreibt sie ihre Songs selber ?" (ahmte ein Furzgeräusch nach und zeigte mit dem Daumen nach unten).

Gottschalk ging nicht darauf ein, revanchierte sich dafür beim Besuch des englischen Models Liz Hurley. Als Dieter Bohlen ihr höflich die Hand reichte, sagte der Showmaster in Anlehnung an Bohlens junge Freundin: ýJa, der Dieter. Bei erwachsenen Frauen muss er sich zusammenreißen." Am Ende ývergaß" Gottschalk gar, sich von Bohlen und Medlock zu verabschieden. ýWir haben ein bisschen dumm dagesessen", räumte Mark Medlock danach gegenüber der MZ ein, die ihn kurz vor einer Werbeveranstaltung in Wien erreichte. ýGottschalk hat schon beim Dieter angerufen und sich entschuldigt. Mit dem Gottschalk kann man sich gar nicht schlecht verstehen", fügte er hinzu. Für Mark Medlock war der Mallorca-Besuch keine Erholung, nicht einmal im Hotel. ýWenn ich vorbeikam, haben die Kinder am Pool geschrien. Die haben meine DNA gespeichert." Trotz Partys, zahlreicher Interviews und zweier Auftritte ist er zufrieden: ýBraun bin ich trotzdem geworden und relaxen kann ich in fünf, sechs Jahren." Bei seinem Auftritt mit Bohlen habe ganz Deutschland zugeschaut, live sei er aber nicht gewesen. Medlock kommt wieder: ýIch will beim DSDS-Casting auf Mallorca im August dabei sein."

Was sonst in Erinnerung bleibt: die beiden wenig sagenden ýSupermodels" Lena Gehrke (ýGermanys Next Topmodel" 2006) und ihre Nachfolgerin Barbara Meier eher nicht. Vielleicht Roberto Blanco, dessen Auftritt als Hommage zu seinem 70. Geburtstag gedacht war, an vielen Stellen aber zur Peinlichkeit geriet. Nicht nur, weil er Barbara Becker in der ersten Reihe abbusselte (ýMeine Schwester"), sondern auch seine Hände beim Karaoke-Singen mit Liz Hurley (ýEin bisschen Spaß muss sein") nicht bei sich behalten konnte. Immerhin konnte er die ýtypisch spanische Spezialitätenkarte" mit Cuba Libre, Pina Colada, Nachos, Vino Tinto und Cerveza in weichem Kuba-Spanisch vortragen. Das verschonte ihn aber nicht vor Gottschalks Spontan-Humor, als der Miss Hurley erklärte: ýRoberto Blanco: Der Fluch der Karibik."