Wer kennt sie nicht, die süffigen Songs des seit Jahrzehnten bestens bekannten deutschen Pop-Komponisten und -Produzenten Frank Farian. Und erst recht seine Gruppen! Die wohl berühmteste ist Boney M. Mit einem Mischmasch aus deren und anderen Liedern will die Firma Sunny Music Entertainment das Unglaubliche wagen: Ab 29. Juni soll das Spektakel einen ganzen Sommer lang – bis 23. September – vor allem Touristen ins Trui Teatre in Palma locken.

Aufhänger des Konzepts ist, wie der Titel „Daddy Cool" verrät, Boney M., die Band mit dem inzwischen verstorbenen Top-Tänzer Bobby Farrell, jenem gertenschlanken und sich gummihaft wie eine Zeichentrickfigur bewegenden Wirbelwind mit den grellen 70er-Jahre-Klamotten, die unter anderem mit Hilfe von Ilja Richters „Disco"-Sendung in Millionen Gehirne gebrannt wurden.

Ma, Ma, Ma, Ma...

„Rivers of Babylon" ist einer dieser Farian-Songs, die von Farrell zur Begeisterung des Publikums getanzt wurden, auch heute noch in Radios und auf Partys rauf und runter gespielt werden und selbst nassforsche Teenies gelegentlich zum Mitsummen verleiten, dies an allen Ecken und Enden der Welt, sogar in den für ausländisches Liedgut nicht durchgehend empfänglichen Vereinigten Staaten von Amerika. Oder „Ma Baker" (unvergessen das mit ultratiefer Stimme herausgestoßene „ma, ma, ma, ma"): Das Lied beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken einer legendären amerikanischen Verbrecherin aus den 30er-Jahren.

Frank Farian! Seit den späten 60ern beglückt der mittlerweile 70-jährige, heute hauptsächlich in Miami wohnhafte Chartstürmer die Menschen, was sich in 800 Gold- und Platinauszeichnungen niedergeschlagen hat. Milli Vanilli, La Bouche und Eruption sind andere von ihm kreierte Gruppen, von denen er einst einige vor deren Bekanntwerden klammheimlich in seiner Disco im idyllischen St. Ingbert getestet hatte. Die Annahme ist also durchaus nicht vermessen, dass das innerste Wesen des deutschen Michels nicht nur von Currywurst, Leberkäs und Bier, sondern auch von Farians Melodien geprägt ist.

„25 Hits, die jeder kennt"

Das Musical „Daddy Cool" wird mit großem finanziellen Einsatz produziert. „25 Hits, die jeder kennt", sollen gespielt werden, verspricht Hans-Thomas Bender, der Chef der Produktionsfirma Sunny Music Entertainment, der diese als Entertainment-Highlight des Mallorca-Sommers konzipierte Show zusammen mit Co-Produzent Michael Stark auf der Insel auf die Bühne bringen will und in fast permanentem Kontakt mit „dem Frank" steht. „Wir wollen ein richtig schönes Urlaubs-Gefühl erzeugen." Mit Boney-M-Liedern und vielen der so wahnsinnig vielen anderen Frank-Farian-Songs. „Viel Licht, viel Tanz, alles wird live gesungen."

Liebe, Tanz, Steel-Drums

Eingebettet werde das Ganze – das Genre hat seine Regeln – in eine Love-Story zwischen einem Sunny und einer Rose, übrigens mit einer „Ma Baker" als böse, böse Mutter des Mädchens. Es werde nicht nur ausgiebig gesungen, sondern auch gesprochen, mit viel theatralischer Gestik, viel Leidenschaft, dem Drum und Dran also, das man von dieser Art Veranstaltungen kenne.

Auch wird „alles ein bisschen karibisch – Steel Drums, der Sound aus Jamaica und Trinidad und Tobago", sagt Bender, der ein etwa zweistündiges buntes Potpourri für Augen und Ohren verspricht und angesichts der für den Mallorca-Sommer in Aussicht gestellten sehr hohen Urlauberzahlen einen Ansturm auf die Tickets erhofft. „Daddy Cool" werde global gesehen "eine Mischung aus Abba und Dirty Dancing" sein, fasst Bender die Essenz der Show zusammen.

Casting fast beendet

Mit insgesamt 40 Leuten – Darstellern, Technikern, Monteuren, und und und – werde man Mitte Juni mit den Proben beginnen. Das Casting sei so gut wie abgeschlossen, die Sänger und Schauspieler – Musical-Leute eben – stammen aus verschiedensten Ländern, sagt Bender. Fachkräfte wie Friseure und Physiotherapeuthen – für solche Produktionen immer stark nachgefragt – werde man auf der Insel rekrutieren.

Die Tickets sollen an die 60 Euro kosten und unter anderem per Reiseleiter unter die Leute gebracht werden. Nach Ostern kann man sie auch on-line unter www.ticketonline.de erwerben. Natürlich soll in unterschiedlichsten Medien kräftig getrommelt werden, unter anderem in der Bordzeitschrift von „Premium-Partner" Air Berlin.

Eine ähnliche Version von „Daddy Cool" gab´s im übrigen schon einmal, erzählt Bender: „2006 wurde das Musical in London aufgeführt, später dann in den Niederlanden, wo es mehrere Monate lang ausverkauft war."

Ob der große Frank Farian anlässlich des Musicals nach Mallorca kommen wird? „Das ist nicht ausgeschlossen", gibt sich Bender kryptisch.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 29. März (Nummer 621) lesen Sie außerdem:

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