Als die Sonne unerwartet die in gelblich-orangenen Farbtönen gehaltene Lobby und die angrenzenden Räume des Drei-Sterne-Hotels Fergus Tobago in Magaluf durchflutet, hellen sich die Gesichter der Senioren aus Festland-Spanien auf. Kein Wunder: Die mehr als 60 zäh vergehenden Minuten davor hatte es nur geregnet. Und obendrein warnten zwei Orts­polizisten aus Calviá unter anderem vor Nelkenfrauen und anderen Taschendieben auf der Insel. Klar, dass die Touristen ernst und teils sogar ­besorgt dreinschauten.

Es ist Donnerstagvormittag, der 9. November, etwa 70 Rentner aus Girona, Barcelona und Bilbao beginnen ihre wohlorganisierten Ferien auf Mallorca. Sie sind Teil des sogenannten Imserso-Programms. Imserso ist eine Kurzform für Instituto de Mayores y Servicios Sociales (Institut für Senioren und soziale Dienste) und wurde 1978 gegründet, um auch älteren Menschen das Reisen zu ermöglichen, die sich das sonst nicht ohne Weiteres leisten können. Im Durchschnitt bekommen Senioren in Spanien 1.059 Euro Rente.

Ein Mallorca-Aufenthalt mit neun Nächten kostet sie bei Imserso derzeit 237 Euro - inklusive Vollpension. 53 Millionen Euro flossen in diesem Jahr aus dem Gesundheitsministerium in das spanienweite Programm, an dem auch die Seniorin Neus aus Girona mit ihrem Mann teilnimmt. Sie wollen die Insel auf eigene Faust erkunden. „Wir haben keine Lust auf Fahrten im Bus mit nur kurzen Pausen und mieten uns deshalb ein Auto", sagt sie. Die energische Frau steht in einer Schlange am Schalter des unter anderem Iberia und dem Busunternehmen Alsa gehörenden Veranstalters Mundiplan. Der managt mit dem Tourenveranstalter Mundoseñor die subventionierten Reisen auf der Insel. Die starten jedes Jahr ab Mitte September - wenn sich die Hotels leeren.

Bis zur Wirtschaftskrise, die Spanien bis 2015 fest im Griff hatte, nahm die Zahl der Urlauber stetig zu. Historischer Höhepunkt war die Saison 2009/2010 mit sage und schreibe 1,2 Millionen belegten Betten. Weil das Gesundheitsministerium die Zuwendungen 2012 drastisch um 27 Prozent kürzte, fiel diese Zahl allerdings rapide auf lediglich noch 900.000. Das hatte zur Folge, dass viele Hotels, die in der Nebensaison von den Rentnern leben, in dieser Zeit schlossen und Personal entlassen mussten. Doch der Trend ist gestoppt: 2015/2016 und 2016/2017 erholte sich die Bettenzahl wieder leicht auf 938.000.

Im inzwischen leer gefegten britischen Sommerdorado Magaluf ist das Fergus Tobago derzeit das einzige Hotel, in welchem sich Imserso-Touristen aufhalten. „Am 20. November macht es zu, und bis Februar können Imserso-Rentner nur noch im Roc Leo in Can Pastilla Ferien machen", sagt Reiseleiterin Juana Perelló. „Ab Februar ändert sich aber alles, dann geht es richtig los und hier und in Palmanova machen sogar sieben Imserso-Hotels auf." Hinzu kommen weitere in Arenal und Can Pastilla. Die Saison für die umtriebigen Alten zieht sich dann bis Mai hin.

Es war alles andere als einfach, an die rüstigen ­Urlauber ­heranzukommen. Der Chef des Roc-Leo-Hotels wollte auf MZ-Anfrage kein Statement zu dem Programm abgeben. Besonders stolz scheint man auf die subventionierten Besuche nicht zu sein.

Im Hotel Fergus Tobago wuseln die Gäste nach den Polizisten-Warnungen durch die Räumlichkeiten. Die meisten decken sich mit Ausflügen etwa nach Alcúdia oder Palma oder zur berühmten Drachen-Höhle ein. Jordi aus Girona, der noch nie auf der Insel war, will so ziemlich alles mitmachen. „Ich habe keine Lust auf Langeweile", sagt er. Besonders sagt ihm das lockere Zusammensein der Rentner zu späterer Stunde im Hotel zu. „Wir lachen so viel.