Die Palastintrigen im arabischen Königshaus Saud haben auch Auswirkungen auf Mallorca. Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud, einer von etwa 50 am 4. November in dem absolutistisch regierten Ölstaat festgenommenen Adeligen und Politiker, wird seine Lieblingsinsel vorerst nicht mehr bereisen können. Der milliardenschwere 62-Jährige muss sich auf Geheiß seines Cousins, des 32-jährigen Thronfolgers Mohammed bin Salman, stattdessen die Zeit standesgemäß im Hotel Ritz-Carlton in Riad vertreiben, das extra für ihn und die Mitgefangenen geräumt worden ist. Der Kronprinz - noch regiert der greise König Salman das Land - wirft den Festgenommenen Korruption vor - wobei dies bekanntlich ein dehnbarer Begriff ist.

Al-Walid ibn Talal Al Saud - ein Neffe des Morgenland-­Monarchen - kann daher derzeit weder sein Anwesen in Palmas Villenvorort Son Vida noch seine Yacht „Nabila" und das Hotel Maricel in Augenschein nehmen, das er zu 50 Prozent besitzt. Die elegant geschnittene „Nabila" kaufte er ehedem Donald Trump ab, vor dem derzeitigen US-Präsidenten hatte das Schiff dem Waffenhändler Adnan Kashoggi gehört. Auch andere Prinzen-Immobilien wie das Hotel Georges V. in Paris und das Plaza in New York sind für den verwöhnten Edelmann im Augenblick unerreichbar.

Anreise in der eigenen 747

Seit vielen Jahren landete der Araber immer mal wieder im Sommer in seinem 200 Millionen Euro teuren Privat-Jumbojet auf Mallorca - in der Regel mit einer aus 30 Personen bestehenden Entourage, darunter einer persönlichen Friseuse, einem Leibkoch und einer Masseuse. Nicht immer verlustierte er sich in seinem Anwesen, zuweilen mietete er auch eine Etage im Castillo Hotel Son Vida an, wo sie ihn alle nur „den Prinzen" nannten. Er pflegte dort einen vergleichsweise bescheidenen Lebensstil - in Riad wohnte der Enkel des Gründers der Saud-Dynastie bis zu seiner Festnahme in einem Palast mit 300 Zimmern und etwa 100 Riesenfernsehern.

Des Prinzen Vater hatte ihm das Anwesen in Son Vida gekauft, als der noch ein kleiner Junge war. Als der Heranwachsende sich später als Investor versuchen wollte, schoss ihm der Vater zunächst 30.000 Euro Startkapital zu. Die versenkte der kleine Saudi prompt, woraufhin er weitere 300.000 Euro bekam. Er lernte dazu und bewegt sich nunmehr in der Welt des Kapitalismus wie ein Fisch im Wasser. Mit einem geschätzten Vermögen von 17 Milliarden Euro, womit er aktuell laut „Forbes" auf Platz 45 auf der Liste der reichsten Menschen der Welt steht, hält Al-Walid ibn Talal Al Saud unter anderem Anteile an Twitter, Apple oder Eurodisney.

Nachbar von Juan Carlos

Eher von symbolischer Bedeutung ist da der Besitz des Hotel Maricel in Illetes zu verstehen, das in Blickweite vom Königspalast Marivent liegt und der royalen Sommerresidenz nicht unähnlich sieht. Es heißt, das Gebäude sei dem erstgeborenen Prinzen im Vorbeifahren aufgefallen, woraufhin sein Vater auf der Stelle ein Kaufangebot anordnete. Im Bieterkampf um das lange Zeit leer stehende Gebäude setzten sich die Saudis gegen die Freifrau von Thyssen-Bornemisza, Tita Cervera, durch, die ebenfalls etwas auf Augenhöhe mit den Königs besitzen wollte. Der ursprüngliche Plan war es, den Bau als Privatpalast zu nutzen. Nach einer Weile gab der Prinz diese Idee wieder auf und bot das Maricel zum Verkauf an. Am Ende einigte er sich mit einem Sohn der spanischen Milliardärin Alicia Koplowitz, der das Maricel seiner Kette Hospes Hoteles einverleibte. Beide Seiten halten nunmehr 50 Prozent.

Auch wenn nichts aus dem Palast wurde - der inzwischen abgedankte spanische König Juan Carlos und Gattin Sofía verstanden sich prächtig mit al-Walid ibn Talal Al Saud und durchpflügten mit ihm zuweilen auf der „Nabila" das Meer. Auch der jetzige Monarch Felipe VI. fuhr immer mal wieder mit. Der hat jedoch die Zeichen der Zeit erkannt und pflegt ein betont distanziertes Verhältnis zum saudischen Königshaus, zumal der Prinz mit seiner Investionsfirma Rotona offensichtlich auch in die obskuren Geschäfte von Iñaki Urdangarin verwickelt war, dem in Ungnade gefallenen Gatten von Infantin Cristina.

Wenn sich al-Walid ibn Talal Al Saud auf Mallorca aufhält, pflegt er auch ins Nachtleben einzutauchen. Schon mehrfach fuhr er mit sechs identischen Mercedes-Karossen - niemand sollte wissen, in welcher er saß - vor der Diskothek Tito's vor, wo er sich samt Begleitern in der abgesperrten VIP-Lounge bei rauschenden Festen gütlich tat.

Anzeige auf Ibiza

So ein reiches Lotterleben hat auch dunkle Seiten. Im Jahr 2008 zeigte eine gebürtige Münchnerin namens Soraya den Prinzen an, nachdem sie nach einem Besuch einer ibizenkischen Diskothek womöglich unter Drogen gesetzt in einem Bett einer anderen Yacht aufgewacht war - mit dem Prinzen in eindeutiger Haltung über ihr. Al-Walid ibn Talal Al Saud gab zu seiner Verteidigung an, zum angeblichen Tatzeitpunkt samt Zeugen in Paris gewesen zu sein. Ein Richter in Palma sah zu viele Widersprüche, zu einem Prozess kam es nie.