2.104. Wenn Mario die Mitgliederzahl sieht, staunt er immer wieder. „Sie steigt ständig", sagt er. Niemals hätte der Brite gedacht, dass sich einmal so viele Menschen der Gruppe „Mallorca Explorers" anschließen würden, die er vor rund drei Jahren gründete. Auf dem Präsentationsbild ist eine fröhliche, bunt gemischte Wandergruppe zu sehen, aufgereiht vor dem Felsloch-Felsen Sa Foradada.

Er sei ein unternehmungslustiger Typ, gerne draußen, gerne unter Menschen, sagt Mario über sich selbst. Deshalb habe er sich damals auch bei der Plattform Meetup angemeldet, einem in den USA gegründeten sozialen Netzwerk mit Nutzern auf der ganzen Welt. Um Gleichgesinnte zu finden, sagt Mario. Leute, die ebenfalls Anschluss suchen. Mit wenigen Klicks erstellte er bei Meetup die Gruppe „Mallorca Explorers". Heute ist sie eine der größten der Meet­up-Gruppen auf Mallorca - und das sind mittlerweile viele.

„Wine Lovers Palma" nennt sich eine weitere, die gemeinsame Weinproben anbietet. „Jugones Mallorca" heißt eine andere, bei der Fans von Gesellschaftsspielen zueinanderfinden. Es gibt Salsa- und Bachata-Gruppen sowie Yogagemeinschaften, die sich teils regelmäßig im Parc de la Mar unterhalb von Palmas Kathedrale, teils bei unregelmäßigen Wanderungen in den Bergen der Tramuntana treffen. Es gibt Veganer-Stammtische in Palmas Altstadt, Gruppen für Liebhaber klassischer Musik auf Mallorca und Treffen, um über Neuheiten aus der Computerwelt zu fachsimpeln. Ganz so, wie es der Wikipedia-Eintrag verspricht: Meetup sei ein soziales Netzwerk, das seinen Mitgliedern ermögliche, sich in

Interessensgruppen zusammenzutun - im echten Leben, vorbei an längst überholten Freundeslisten auf Facebook und ständiger Bildschirmwischerei bei Tinder, dafür mit dem Ziel, neuen Leuten in die Augen zu sehen, statt nur ihr Netzprofil zu studieren. Online geregelt wird nur die Organisation der Treffen. Angefangen hat alles 2002 in New York - kurz nach den Anschlägen vom 11. September, als Menschen sich dort nach Trost spendenden Gruppen und Ablenkung sehnten.

„Für alle, die diese bezaubernde Insel entdecken wollen. Und interessante Leute treffen möchten", steht im Beschreibungstext auf Englisch unter dem Foto der „Mallorca Explorers"-Gruppe. Mindestens einmal im Monat treffe man sich, heißt es. Zur Weinprobe, zum Kajakfahren, zu Wandertouren. So wie am kommenden 29. April, wenn es zum Aussichtspunkt Mirador de la Mola Ferrana geht. Mitmachen kann jeder, der die Gruppe bei Meetup findet und sich ihr anschließt. Die Registrierung auf der Plattform, die auch als App aufs Handy geladen werden kann, ist kostenlos und dauert keine zwei Minuten. Auch, um in die Gruppe aufgenommen zu werden, braucht es nur wenige Klicks. „Bei bestimmten Events müssen wir die Teilnehmer begrenzen, weil so viele mitmachen wollen", erzählt Gründer Mario. Je nach Unternehmung spielt er den kostenlosen Wanderführer oder beauftragt Profis für Sportaktivitäten, die dann auch bei Unfällen haften und von den Teilnehmern gemeinsam bezahlt werden.

Der Deutsche Andreas Kunze nutzt Meetup regelmäßig, um sich bestehenden Gruppen anzuschließen. Als Finanzexperte und MZ-Autor pendelt er zwischen Deutschland und Mallorca. Meetup-Treffen gehören für ihn an beiden Standorten mittlerweile zum Freizeitprogramm fest dazu. „Auf Mallorca ist Meetup gerade für Ausländer ideal, die neu auf der Insel sind oder mal aus ihrer deutschen Enklave herauskommen wollen", findet Kunze. Lust auf eine Kneipentour am Wochenende? Bei „Tardeos en Palma" gibt es Gleichgesinnte. Austausch mit anderen selbstständigen Unternehmern in ungezwungenem Ambiente? Dann ist „Entrepreneurs" das Richtige. Keine Lust, alleine zum Mittelaltermarkt in Capdepera zu fahren? Auch hier gibt es die passende Gemeinschaft. Kosten fallen nur an, wenn auch die Aktivität selbst etwas kostet.

Unter den Teilnehmern sind alle Altersgruppen vertreten. „Je nachdem, worum es geht, kommt die 20-jährige Auslandspraktikantin oder die 70-Jährige Rentnerin", so Kunze. Er schätzt an Meetup vor allem die Sprachenvielfalt und dass man bei vielen Aktivitäten auch auf zahlreiche Mallorquiner trifft - außerhalb ihrer oft geschlossenen Freundes- und Familienkreise. „Vor allem bei den Sprachgruppen machen viele Mallorquiner oder Festlandspanier mit", berichtet Andreas Kunze. Zum Beispiel in der Gruppe „The-Palma-English-Spanish-Language-Meetup". Auch Deutsch würden viele Mallorquiner gerne lernen. Deutsche Muttersprachler sind ihnen besonders willkommen. „Es ist ganz locker, man trifft sich meist in einer Bar, stellt sich der Gruppe vor und schon gehört man dazu", so Kunze.

Wirkliche Freunde finden, das ginge natürlich nicht ganz so schnell. Aber viele Teilnehmer kämen öfter, je nach Gruppe sehe man sich regelmäßig bei Treffen. „Mit dem ein oder anderen freundet man sich dann irgendwann tatsächlich an." Ungezwungen - und ohne einen trennenden Bildschirm.