Beruflich haben die fünf Frauen nicht viel miteinander gemeinsam. María Rosa Martín-Benito ist Fotografin, María José Aguiló Beziehungscoach, Coco March Stylistin, María Gómez Expertin für Marketing und Pilar Domínguez Creative Director. Doch sie kennen sich seit Jahren und sind alle auf Mallorca fest verankert. Keine von ihnen hätte sich vor ein paar Jahren als Frauen-Aktivistin bezeichnet. Statt auf Demonstrationen oder Protestaktionen zu gehen, managten sie erfolgreich Familie und Beruf. Und doch haben sie ein Projekt auf die Beine gestellt, das seinesgleichen sucht, und mit dem sie für die Rechte der Frauen kämpfen.

Am Samstag (26.5.) findet im Kongresszentrum zum ersten Mal das "Foro Mujeres que marcan", statt, was frei übersetzt so viel heißt wie: „Forum der Frauen, die Zeichen setzen". 20 Rednerinnen und Redner aus ganz Spanien haben die fünf Freundinnen angeheuert. Vier Podiumsdiskussionen soll es geben, 2.000 Eintrittskarten sind gedruckt, zahlreiche Musiker und Künstler sorgen für Darbietungen zwischen den Gesprächsrunden. "Wir sind unabhängig von politischen Parteien und handeln ohne Gewinnstreben", betonen die Freundinnen. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich so etwas kann. Und da sind wir schon wieder beim Thema", sagt Coco March und grinst.

Es war María Gómez, die die anderen zum Nachdenken angeregt hat. Immer wieder, wenn sie Firmen und auch Einzelpersonen dabei hilft, eine Marketingstrategie zu entwickeln, merke sie, wie schwer es Frauen oft falle, sich selbst darzustellen, aufzufallen, die eigene Machtposition zu akzeptieren. Anderthalb Jahre ist es her, dass sie ihre Eindrücke erstmals vor ihren Freundinnen in Worte fasste. Lange vor dem großen Streik zum Internationalen Frauentag, bei dem am 8. März Hunderttausende Frauen in Spanien ihre Arbeit niederlegten. Lange auch vor der #MeToo-Debatte, die weltweit für Diskussionen über sexuelle Belästigungen geführt hat, und lange vor den Protestzügen Tausender Frauen zum milden Urteil im Vergewaltigungsprozesses um "La Manada". "Dass sich in den vergangenen Monaten so viel bewegt, hat mich selbst überrascht. Aber es zeigt, dass vieles in Bewegung ist", bewertet Gómez. "Dabei hat mich das Wort Feminismus sogar immer gestört, das war mir zu radikal", sagt Aguiló offen. Doch mittlerweile habe sie ihre Meinung geändert. "Feminismus bedeutet etwas Positives", sagt sie.

Immer wieder setzten sich die fünf Freundinnen in den vergangenen 18 Monaten zusammen, sprachen über ihre eigenen Erfahrungen. Über die alltäglichen Ungleichheiten in Paarbeziehungen und die Frau als Sexobjekt, die Beziehungscoach María José Aguiló bei ihren Beratungsgesprächen miterlebt. "Und meist sind sich die Frauen dessen gar nicht bewusst." Über den Schlankheitswahn und den Drang junger Mädchen, schön und sexy sein zu müssen, den Styling-Beraterin Coco March jahrelang mitbekam, als sie magere Minderjährige für Zeitschriften-Shootings zurechtmachte. Über die Rolle der Mutter, die sich schuldig fühlt, wenn sie mal Zeit für sich selbst nimmt und bei ihren Kindern unterbewusst ebenfalls das alte Rollenmuster weitergibt - so, wie es María Rosa Martín-Benito an sich selbst festgestellt hat. "Ich habe gemerkt, welch machohaftes Verhalten auch ich an mir habe. Es gab für mich ein Vorher und ein Nachher, einfach nur, weil wir mal drüber reflektiert haben", sagt sie.

Schnell waren sie sich einig: Was ihnen hilft, soll nicht im kleinen Kreis bleiben. Alle Frauen sollen sich selbst ihrer Kräfte bewusst werden, und auch darüber, was sie selbst verändern können und müssen. "Was nützt es, zu warten, bis sich etwas ändert? Wir müssen selbst große Schritte tun", sagt Gómez.

Reflexion, Motivation und Inspiration - immer wieder fallen diese Worte, wenn von den Zielen des Forums die Rede ist. "Es geht um eine positive Haltung, nicht ums Klagen", betont Gómez. Sich ewig in der Opferrolle zu sehen oder sich zu beschweren, das helfe wenig - und erst recht nicht sich selbst. "Wir wollen etwas aufbauen, statt zu lamentieren": im Kleinen Denkanstöße für jede einzelne Frau selbst - im Großen eine soziale Bewegung. Schon jetzt dient die Facebook-Seite (mujeresquemarcan) als Diskussionsforum und Plattform zum Austausch.

Vom jungen Mädchen zur Großmutter, von der Hausfrau zur Business-Ikone - jede Frau sei angesprochen. Denn schließlich seien die Hintergründe der Redner ebenso breit gefächert. Da ist Ana Aparichi, die als Schönheits-Coach versucht, dass jede Frau ihre eigene Schönheit entdecken kann - äußerlich wie innerlich. Oder Mabel Lozano, die sich als Regisseurin von Sozialreportagen unter anderem mit ­Vergewaltigungen in Bordellen befasst hat. Oder Laura Martínez, Chefredakteurin des Magazin „Gansos Salvajes", das sich zum Ziel gesetzt hat, Mode und Selbstbewusstsein miteinander zu vereinen. Oder Buchautorin Natalia Sanchidrian, die nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit unter Angst­störungen und Selbstzweifeln litt, und heute anderen Frauen hilft, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Oder Eva Vila, Mitbegründerin der auf Gleichstellung spezialisierten Unternehmensberatung „We Equal".

"Die Diskussionsrunden werden je etwa eine Stunde dauern, danach können die Zuschauer Fragen stellen", sagt María Gómez. Grob sind die Themen in Arbeitswelt, Bewusstsein und Gesellschaft, Kunst und Kultur sowie Außenwirkung unterteilt. Dass auch Männer bei dem Forum willkommen seien, verstehe sich von selbst, finden die fünf Organisatorinnen. Schließlich gehe es ja um Gleichheit, und die betreffe die ganze Gesellschaft. "Auch für Männer ist es nicht immer leicht, sich des alltäglichen Machismo bewusst zu sein oder sich ihm entgegenzustellen", findet Gómez und ist sich sicher: "Je mehr wir Frauen solche Themen auf den Tisch bringen, desto mehr trauen sich auch die Männer."

Das Forum "Mujeres que marcan" beginnt am Samstag (26.5.) ab 9.30 Uhr im Kongresszentrum Palma (Carrer de Felicià Fuster 2) und endet um 18.30 Uhr. Karten und weitere Infos zum Programm gibt es im Internet unter www.mujeresquemarcan.org sowie an der Tageskasse am Eingang ab 26 Euro. Sprache: Spanisch.