Miquel Cerdó erinnert sich gerne zurück. „Als ich ein Kind war, war ich schon Wochen vor dem Dijous Bo aufgeregt", erzählt der 83-Jährige, den die MZ bei einem Rundgang durch Inca auf der Avinguda del Bispe Llompart kennenlernt. Schon damals, in den 40er-Jahren, hatte der „Gute Donnerstag" Mitte November eine lange Tradition - erste Aufzeichnungen über die außergewöhnlich große landwirtschaftliche Messe in Inca stammen aus dem 17. Jahrhundert. „Unsere Mütter putzten uns heraus, und dann warteten wir auf die Pferdekarren der Bauern, die aus Muro und Sa Pobla kamen", sagt Cerdó. „Die Bauern kamen schon mittwochsabends, weil der Weg so beschwerlich war, manche übernachteten im einzigen Hostal. Wir Jungs gingen ihnen zur Hand. Wenn wir Glück hatten, fiel eine Melone für uns ab."

Manuel Navarro, der sich ins Gespräch eingeklingt hat, nickt. Der heute 74-Jährige war noch ein Kind, als Cerdó den Dijous Bo bereits zur Brautschau nutzte, doch auch er kann sich an die Pferdekarren, die ungeteerten Straßen und die riesige Auswahl an ausgestellten Tieren erinnern. „Heute hat sich die Messe um 100 Prozent gewandelt. Jetzt zeigen sie nur noch vier Hühner und unzählige Autos, statt richtigen Viehzeugs", findet er. Zwar wirbt das Rathaus noch immer damit, typisch mallorquinische Folklore am Dijous Bo erleben zu können. Kulturelle und sportliche Events, Rockkonzerte und Kirmesflair haben die bäuerlichen Elemente aber längst in eine Nebenrolle gedrängt. „Wir hatten damals aber auch alle noch viel mehr Beziehung zur Landwirtschaft", wirft Cerdó ein.

Und der Dijous Bo war familiärer. „Heute kommen so viele Leute, da kennt man ja keinen mehr", sagt Navarro. Nicht hingehen ist für die beiden Senioren aber auch keine Option. „Viele Jahre haben wir ja nicht mehr vor uns, da dürfen wir uns das doch nicht entgehen lassen."

„Ich erinnere mich noch gut an die matances", berichtet Inés Mollér, die auf einer Bank an der Fußgängerzone sitzt. „Fast jede Familie hat geschlachtet, und zum Dijous Bo haben alle die Erzeugnisse vor ihren Häusern mit allen geteilt." Heute überlasse man die Schlachtungen einigen wenigen Landwirten. Auch Stände mit billiger Plastikware aus Asien habe es damals natürlich nicht gegeben. „Aber zu sagen, dass heute alles schlecht ist, wäre auch verkehrt", findet die 79-Jährige. Es sei doch immer noch ein Ort der Begegnung. „Ich kann nur raten, schon Mittwochabend zu kommen", sagt sie. Dann gebe es „Musik und Tanz" und es sei nicht ganz so voll. „Und die jungen Leute haben da immer noch Spaß, ganz ähnlich wie ich damals, als ich meinen Enric kennengelernt habe", sagt Mollér.

„Für uns Gastronomen im Ort ist der Dijous Bo der wichtigste Tag im Jahr, das war schon vor Jahrzehnten so", sagt Marga Ferrer, die ein Café an der Avinguda del Bisbe Llompart betreibt. „Es ist doch nicht schlimm, dass eine Tradition sich im Laufe der Zeit verändert. Hauptsache, es gefällt. Und das ist bei bis zu 200.000 Besuchern ja offensichtlich."

Der „Gute Donnerstag" (Dijous Bo) verwandelt die Innenstadt von Inca am 15. November in einen großen Rummel. Von morgens bis abends gibt es buntes Programm.