Viele mögen sich noch an das eigentlich unspektakuläre Skandälchen erinnern, das die Königsfamilie Ostern vergangenen Jahres auslöste, als Prinzessin Leonor beim Verlassen der Kathedrale von Palma de Mallorca die Hand ihrer Großmutter, Altkönigin Sofía, mehrmals genervt von ihrer Schulter streifte und ihre Mutter, Königin Letizia, ihr mit entsprechenden Gesten beistand. José Fernández hatte kurz zuvor während des Gottesdienstes noch zwei Bänke hinter König Felipe und seiner Familie gesessen. „Wir waren extra eingeladen worden", sagt er nicht ohne Stolz. Die Auseinandersetzung am Ausgang der Kathedrale hat er dann live nicht mehr mitbekommen, aber er ist sich sicher: „Die Medien manipulieren zu Ungunsten der Königsfamilie, und viele Politiker unterstützen sie auch noch darin." Fernández ist der stellvertretende Vorsitzende der Hermandad Nacional Monárquica de España, also der „Nationalen Monarchischen Bruderschaft", und zudem Vorsitzender der Balearen-Delegation. Ihr Anliegen: das gute Ansehen der Königsfamilie zu wahren und ihre staatstragende Rolle zu würdigen. Gar nicht so leicht, in Zeiten von Separatismus und Co.

„Der König ist das Symbol der Einheit Spaniens", betont Fernández. Das stehe so ja auch in der Verfassung. Und deshalb sei es gerade heute wichtiger denn je, sich für die parlamentarische Monarchie auszusprechen. Das Königshaus gebe Spanien die nötige Stabilität. In Katalonien belögen sich die Separatisten selbst: „Sie halten die Republik für die Lösung aller Probleme. Dabei hat man doch gesehen, wohin das in der Geschichte geführt hat."

Fernández, der in einer leitenden Position am Flughafen arbeitet, ist ein adrett gekleideter Mann mit höflichen Umgangsformen, besonders wenn er im Namen der Bruderschaft unterwegs ist. Und das kommt oft vor. Neben zahlreichen kleineren Akten auf dem Festland gibt es drei Mal im Jahr große nationale Treffen der Bruderschaft in Madrid. Auf den Balearen haben sich seit der Gründung des Regionalverbands 2014 ebenfalls jährlich wiederkehrende Gala-Events etabliert: ein gehobenes Sommerfest, ein edles Weihnachtsessen und natürlich Feierlichkeiten zu den Geburtstagen von König Felipe und Königin Letizia rund um den 30. Januar und den 15. September. Jedes Mal, so Fernández, würden dabei neue Mitglieder vereidigt. Ganz offiziell mit Schwüren und Urkunden.

Rund 280 Frauen und Männer gehören der Bruderschaft auf den Balearen an, spanienweit sind es etwa zehnmal so viele. „Das ist schon einiges, und die Zahl steigt, aber es ist kein Vergleich zur Anfangszeit", so Fernández. 1975, 14 Jahre nach der Gründung, habe die hermandad noch landesweit 30.000 Mitglieder gehabt. „Damals war das Hauptziel, König Juan Carlos I. auf seinem Weg vom Exil zurück auf den Thron zu unterstützen. Als das erreicht war, sank die Mitgliederzahl.". Dass der Trend nun wieder nach oben zeigt, erklärt er sich vor allem als Reaktion auf die aktuelle politische Situation. „Heute pfeifen manche Menschen den König und die Nationalhymne aus. Das ist doch traurig. Da ist es wichtig, dagegenzuhalten."

Um bei der Bruderschaft mitmachen zu dürfen, bedarf es der Empfehlung eines Mitglieds oder der Prüfung des Lebenslaufs. Geschlecht oder Nationalität sind unerheblich. Je nach Bildungsgrad und öffentlichem Stand wird man in eine von vier Rangordnungen eingestuft, vom Bajo (Niedrigen) zum Gran Cruz (Großen Kreuz). Überhaupt geht es in der Bruderschaft hierarchisch zu. Vorsitzende werden nicht gewählt, sondern ernannt, der Kontakt zum Militär und der Guardia Civil ist eng. Eine direkte Verbindung zum Königshaus gibt es aber nicht. „Wir informieren die Casa Real stets über unsere Aktivitäten, aber natürlich darf der König seine Sympathien nicht öffentlich zeigen, er ist sehr neutral", so Fernández. „Auch wir sind natürlich absolut apolitisch." Zumindest moralisch unterstütze die Bruderschaft dann aber doch einige Parteien: PSOE (Sozialisten), Ciudadanos, Partido Popular und Vox. Also „all jene Parteien, die eine Einheit Spaniens befürworten. Wobei wir bei der PSOE schauen müssen, in welche Richtung die künftig bei dem Thema tendiert."

Hin und wieder gehen die Mitglieder der Bruderschaft auf den Balearen auch auf die Straße. Im vergangenen August beispielsweise, als Gegendemonstranten zu Monarchie-Kritikern, die ebenfalls in Palma Flagge zeigten. Oder bei der Einweihung des Kongresszentrums durch König Felipe, als die Mitglieder ihm flaggenschwenkend zujubelten. Nicht bei allen stoße das auf Zuspruch. „Aber ernsthafte Anfeindungen habe ich persönlich noch nicht erlebt", so Fernández. Er führt seine Ämter ehrenamtlich aus, Reisekosten zahlt er aus eigener Tasche. „Ich mache es aus Liebe zum Vaterland. Ich bin stolz auf Spanien. Und der König spielt dabei eine zentrale Rolle." Dass das Staatsoberhaupt nie vom spanischen Volk gewählt worden ist, will Fernández nicht als Gegenargument gelten lassen. „Vor 40 Jahren hat das Volk für die Verfassung gestimmt, und auch für die darin verankerte Monarchie, und zwar mit 96 Prozent Befürwortung."