Seit 121 Jahren besteht die Sombrería Casa Julià, Palmas einziger spezialisierter Hutladen, im Carrer Sindicat. Das Geschwisterpaar Daniel und Silvia Estela betreiben das Geschäft in vierter Generation. „Früher hieß der Carrer Sindicat ganz anders: Carrer dels Capellers, also Hutmacherstraße", sagt Silvia Estela. „Damals gab es neben unserem Geschäft noch viele andere in der Straße. Wir selbst hatten eine eigene Hutfabrik im Haus."

Frau Estela, wie steht es gerade um den Hut als Modestück auf Mallorca?

Seit einigen Jahren geht es wieder aufwärts. Allerdings konnte es auch ehrlich gesagt nicht mehr schlimmer werden. Bis in die 60er-Jahre hinein trug jeder, vom Baby bis zum alten Mann, eine Kopfbedeckung. Damals konnte man am Hut erkennen, welcher Schicht sein Träger angehörte. Danach folgten viele Jahre, in denen der Hut praktisch verschwand. Das war natürlich für unser Geschäft sehr hart. Meine Mutter hat in der Zeit das Geschäft geleitet. Sie hat sich trotzdem durchgebissen.

Was verrät der Hut heutzutage über seinen Träger?

Das kann man nicht mehr so sagen. Vielleicht kann man einen Unterschied beim Alter ausmachen. Ältere Männer tragen eher klassische Hüte, während die jungen auch mal was wagen. Aber es gibt immer Ausnahmen.

Worauf muss ich achten, wenn ich einen Hut kaufen will?

Wir als Profis haben natürlich ein Auge dafür, welcher Hut zu welchem Kunden passt. Ich werde hier natürlich nicht mein ganzes Wissen kundtun. Aber es gibt grundlegende Dinge, die kein Geheimnis sind. Zum einen kommt es natürlich darauf an, wofür Sie den Hut möchten: für den Strand, eine Hochzeit, für den Berufsalltag? Dann kommt es auf die Gesichtsform an, auf die Schultern, auf die ganze Statur. Auch die Größe eines Menschen spielt eine Rolle. Ein klein gewachsener Mann sollte vielleicht nicht einen Hut mit breiter Krempe tragen, damit er nicht wie ein Pilz aussieht.

Gibt es eine Liste an Hüten, die ein Mann auf jeden Fall auf seinem Hutständer ­haben sollte?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Wie eben schon gesagt, kommt es sehr auf den Mann an. Es wäre sehr unprofessionell von mir, wenn ich jetzt allgemeine Ratschläge geben würde. Ich kann Folgendes sagen: Mindestens einmal in seinem Leben sollte ein Mann einen Panama-Hut haben. Lassen Sie es mich anders sagen: ein Buch schreiben, einen Baum pflanzen, ein Kind haben - und einen Panama-Hut besitzen.

Warum?

Nun, zum einen gibt es Panama-Hüte in allen Formen und Farben. Der Begriff steht für ein Material, das Toquillastroh, und eine Herstellungsweise. Panama-Hüte werden nur in ­bestimmten Regionen Ecuadors in Hand­arbeit hergestellt. Das kann je nach Qualität des ­Materials bis zu zwei Monate dauern. ­Dementsprechend haben diese Hüte auch ihren Preis (bei Sombrería Casa Julià kostet ein Panama-Hut rund 100 Euro - Anm. d. Red), aber ich sage immer, dass Qualität sich langfristig auszahlt. Die Hüte sind unglaublich leicht und damit perfekt für den Sommer, aber auch etwas für Menschen mit Hautkrebs. Dass die Hüte übrigens diesen verwirrenden Namen haben, liegt unter anderem daran, das US-Präsident Theodore Roosevelt so einen Hut bei einem ­Besuch des Panama-Kanals trug.

Welche anderen Huttypen empfehlen Sie im Sommer?

Der Canotier, ein kreisrunder Strohhut, ist in den vergangenen Jahren sehr populär geworden. Er ist ein wenig ­legerer als der Panama-Hut, gleichzeitig kann man ihn aber auch zu fest­lichen ­Anlässen tragen. Auch Frauen ­tragen ihn gern, ­verzieren ihn mit ein paar Blüten. Wenn man alte Fotos anschaut, sieht man, dass er früher viel getragen wurde. Jetzt gibt es ein Revival.

Sombrería Casa Julià

C/. Sindicat, 23 A

Mo.-Sa. 10-13.30 und

16.30-20 Uhr

Tel.: 971-71 71 26

sombrereriacasajulia.es