Selbst ausprobieren wollte Ines Hupfeld das Schauspielern schon lange, so richtig getraut aber hat sie sich erst vor zwei Jahren. „Meine größte Angst war immer, dass ich den Text ­vergesse. Das kann mir beim Improvisations­theater nicht passieren", sagt die 50-Jährige. Die gebürtige Kielerin, die schon seit 19 Jahren auf Mallorca lebt, trainiert einmal pro Woche drei Stunden lang mit einer Gruppe des 2012 ­gegründeten Trampa Teatres. „Mehr zum Spaß, nicht um professionelle Schauspielerin zu ­werden", sagt sie.

Als Ausländerin stößt Hupfeld, die als Er­zieherin bei der deutschen Schule Eurocampus ­gearbeitet hat und aktuell Deutschkurse bei Akzent gibt, bei so mancher Szene an ihre Grenzen. Als sie mit ihren Freunden in einer Vorstellung ihrer Schauspielkollegen im Publikum saß, konnte sie in einer Szene nicht mitlachen, da sie nicht wusste, wer Ángel Cristo ist. „An dem Tag war ich nur Zuschauer, aber das kann dir natürlich auch auf der Bühne passieren", sagt die 50-Jährige, die mittlerweile weiß, dass hinter dem Namen der wohl berühmteste spanische Dompteur steckt, der seine Bekanntheit zu großen Teilen auch der spanischen Schauspielerin Bárbara Rey zu verdanken hat, mit der er verheiratet war. „Wenn es um Details aus der spanischen Geschichte geht oder Persönlichkeiten, die vor allem Spanier kennen, bin ich schon einmal gezwungen, zu schweigen oder die Szene unauffällig zu überspringen", so ­Hupfeld. Dadurch, dass in einer großen Gruppe gespielt wird, könne so manche „Wissenslücke" aufgefangen werden.

Kürzere, witzige Szenen und Reaktionen auf das Gesagte der anderen Schauspieler sind für Hupfeld mittlerweile kein Problem mehr. „Eine Geschichte zu improvisieren, die eine ganze Vorstellung füllt, traue ich mir trotzdem nicht zu", so Hupfeld. Regelmäßig auf der Bühne stehen in der Sala Trampa vielmehr Ines' Lehrer - ein Viererteam aus drei professionellen Schauspielern und einem Techniker. Rund um Weihnachten (am 24. ist Ruhetag) bietet das ­Ensemble fast jeden Tag zwei Vorführungen an. Bei denen um 20 Uhr („Radiografía de un regalo" oder „El año de la rata") wird improvisiert, bei „Burriquito Superstar" kann das Publikum einstudierte, neue kurze Stücke sehen.

Mach was draus

„Für die beiden Improvisationsformate bitten wir die Zuschauer im Voraus, uns einen Gegenstand von sich zu Hause mitzubringen. Das kann alles sein, vom Duschkopf über eine chinesische Winkekatze bis hin zu Unterwäsche", sagt Pere Pau Sancho, einer der festen Trampa-Schauspieler. Einmal im Theater angekommen, werden die Gegenstände dann in einer Kiste gesammelt, ohne dass die Schauspieler sie zu Gesicht bekommen. Das Format „Radiografía de un regalo" (Röntgenbild eines Geschenks) beginnt dann damit, dass einer der Schauspieler einem anderen eine Kiste mit einem der Gegenstände überreicht - unwissend darüber, was sich darin befindet, etwa mit den Worten: „Das hat mir mein Vater vererbt." Darauf aufbauend entwickeln Lorenzo Pons, German Conde und Pere Pau Sancho dann eine Geschichte. „Der Titel ,El año de la rata' (Das Jahr der Ratte) spielt auf das chinesisches Horoskop an, laut dem 2020 das Jahr der Metallratte ist", sagt Sancho. Gespielt werden jeweils drei Szenen, die zum Jahreswechsel stattfinden. „Auf der Bühne wird ein chinesischer Geist auftauchen, der aus der Kiste einen Gegenstand zieht und darauf basierend eine Vorhersage macht, was der anderen Person im Jahr 2020 widerfahren wird", erzählt Sancho.

Sing doch mit

Einstudiert und mit weihnachtlichen Gesangseinlagen aufgelockert sind die jeweils acht kurzen Sketche, die Pere Pau Sancho und andere Autoren für die Darbietungen des Formats „Burriquito Superstar" geschrieben haben. „Da unsere Vierergruppe zwei Auftritte hintereinander an einem Abend nicht abdecken kann, laden wir für die Sketche externe, auf der Insel lebende Schauspieler ein", sagt Sancho. „Ohne zu viel zu verraten: Die Geschichte könnte etwa die einer mallorquinischen Mutter sein, die vor Weihnachten ihren in New York lebenden Sohn besucht und dort die hierzulande typischen vorweihnachtliche Hausschlachtung machen möchte", sagt der 39-Jährige.

Vor allem bei den nicht improvisierten Sketchen seien am Wochenende meist alle der 110 Plätze im Theatersaal in Santa Catalina ausverkauft. Eine Reservierung über die Website wird also empfohlen. Wer nun wie Ines damals Lust bekommen hat: Für Januar ist zudem ein neuer Anfängerkurs geplant.

Sala Trampa / Trampa Teatre

C/. Caro, 19, Palma de Mallorca, Karten (vorher reservieren): www.trampateatre.com, FB: Sala Trampa und Trampa Teatre, Vorführungen meist auf Spanisch; Improtheater („Radiografía de un regalo", „El año de la rata") 20 Uhr, 9 Euro; Sketche („Burriquito Superstar") 22.30 Uhr, 10 Euro.