Am Anfang sind sie in der Überzahl. Mehr Frauen als Männer schließen heutzutage an der Universität der Balearen (UIB) auf Mallorca erfolgreich ihr Studium ab. Auch während der Promotion herrscht noch ein Gleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Anwärtern. Doch nach der Dissertation sehen die Zahlen schon ganz anders aus. In der Forschung bringen die Frauen es nur noch auf 35 Prozent. An der UIB sind nur 22 Prozent der Professoren weiblich. 82 Prozent der Wissenschaftspreise gehen an Männer.

Die 2016 gegründete Plattform 11F will diese Zahlen ändern - auf den Balearen und in ganz Spanien. In Rahmen des Internationalen Tages der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft - der jährlich am 11. Februar begangen wird - hat sie auch dieses Jahr wieder zahlreiche Aktivitäten organisiert. So haben am vergangenen Wochenende auf dem Campus der UIB an die 100 Frauen und Mädchen an einem kostenlosen Workshop für Computerprogrammierung der Initiative Django Girls teilgenommen.

Werde bloß nicht schwanger

„Wir brauchen Bestimmungen, um Auszeiten bei Mutterschaft und der Pflege älterer Familienangehörigen während der Doktorarbeit zu ermöglichen", sagt Marina Sanz-Martín, eine der Pressesprecherinnen der Plattform auf den Balearen. „Den ersten Rat, den du von anderen Wissenschaftlerinnen erhältst, wenn du mit deiner Doktorarbeit beginnst, lautet: Werde jetzt bloß nicht schwanger!", erklärt sie.

Ein weiteres Problem sei der Umgang mit Fällen sexueller Belästigung, sagt die 31-Jährige, die selbst einen Doktortitel in Meereswissenschaften hat. „In den wenigen Fällen, in denen sich eine Doktorandin getraut hat, die Belästigung zu melden, musste sie eine neue Stelle suchen und ihre Dissertation von vorne beginnen, da die Anonymität des Opfers nicht gewährleistet wird", so Sanz-Martín.

Vergangenes Jahr hat die Plattform dem Generaldirektor für Innovation und Forschung der Balearen-Regierung, Pep Lluís Pons, ein Dossier mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung der geschlechtsspezifischen Diskriminierung vorgelegt. „Auf eine richtige Antwort von der Politik aber warten wir noch bis heute", sagt Sanz-Martín. „Wenigstens zeigt die UIB immer mehr Interesse an unseren Vorschlägen - mit dem Rektor haben wir uns schon zusammengesetzt."

Informatik ist für Jungs

Es gibt auch Studiengänge, die von Anfang an kaum Frauen anziehen. Das beste Beispiel hierfür ist an der UIB Informatik: von 519 Studierenden sind hier nur 44 weiblich. Und auch in Studiengängen wie Mathematik und Ingenieurwissenschaften liegt der Frauenanteil kaum über 20 Prozent.

„Wir müssen mit den Klischees aufräumen", sagt María del Mar Leza Salord. Die 35-Jährige ist Universitätsdozentin und hat einen Doktor in Biologie. „In den Spielwarenhandlungen zum Beispiel ist es heutzutage leider immer noch so, dass es unterschiedliche Abteilungen für Jungen und Mädchen gibt. Für Mädchen die Puppen, für Jungs Autos und Legosteine." Auch das trage dazu bei, dass viele Mädchen sich später nicht trauten oder erst gar nicht auf die Idee kämen, sich für ein Studium wie Mathematik oder Technologie einzuschreiben.

„Dabei gibt es genug weibliche Wissenschaftlerinnen, die als Vorbilder genommen werden könnten, um Mädchen und Frauen zu motivieren, in die Wissenschaft zu gehen", sagt Leza. Zum Beispiel könne damit begonnen werden, endlich auch Wissenschaftlerinnen in die Schulbücher aufzunehmen. Außerdem fehle es in Filmen, Werbeanzeigen und Medien im Allgemeinen an weiblichen Vorbildern. „Ja, es tut sich zwar langsam etwas", sagt Leza, „aber es muss sich noch mehr tun, um endlich von den alten Rollenbildern fortzukommen."

Sogar in Fachrichtungen wie Medizin, in denen der Frauenanteil mittlerweile den Männeranteil überschreitet, bleiben weibliche Fachkräfte vor geschlechtsspezifischer Diskriminierung nicht verschont. „Es kommt immer noch vor, dass Patienten mich nur für die Krankenschwester halten und erschrocken reagieren, wenn ich ihnen mitteile, dass ich die behandelnde Ärztin bin", sagt eine Pathologin am Krankenhaus Son Llàtzer in Palma de Mallorca. „Viele haben leider immer noch das Bild eines alten, weißhaarigen Mannes im Kopf, wenn sie sich einen kompetenten Mediziner vorstellen", sagt die Ärztin.