"When tourism kills Mallorca, who kills the tourists?": hoch verdächtige Worte auf dem Spruchband einer Gruppierung, die in schwarzer Kleidung und Tiermasken gegen Massentourismus demonstriert. Denn in Christina Grubers neuem Krimi „Der Teufel von ­Mallorca" haben es die Seniorin und Privat­detektivin Johanna Miebach, ihre 21-jährige Enkelin Gemma und Polizeiinspektor Héctor ­Ballester mit einer Mordserie an Touristinnen zu tun. Die jungen Frauen werden aus Discos an der Playa de Palma und in Magaluf verschleppt, auf grausame Weise getötet und zugerichtet „wie zerbrochene Puppen".

Bei der Aufklärung der Fälle ist höchste Eile geboten, weil der „Teufel von Mallorca" jederzeit wieder zuschlagen kann. Aber manche Spur führt scheinbar ins ­Leere, Aussagen weisen ­Widersprüche auf, der Täter ändert plötzlich sein Muster - oder sind es gar zwei ­Mörder, die hinter den Verbrechen stecken? Parallel dazu suchen die Privat­ermittlerinnen den verschwunden „schönen Emilio" - in den Augen seiner Chefin ein Goldjunge, Unschuldslamm und „Premiumkellner". Doch alle Anzeichen sprechen dafür, dass er ein dunkles Geheimnis hütet. Und immer wieder kommen die Demonstranten ins Spiel, bis ihr Protest einen blutigen Höhepunkt erreicht.

Die Spezialität der Renterin: Undercover-Recherche

Grubers ungleiches Trio muss seine Kräfte clever bündeln, um bei den Ermittlungen ­weiterzukommen. Johannas Spezialität ist die Undercover-Recherche: Mit zittriger Altfrauen­stimme und geborgtem Geschmeide von ­einem befreundeten Juwelier schlüpft die Rentnerin in die Rolle einer „alten Reichen", um bei den betuchtesten Familien der Insel nach­zuforschen. Der gutherzige Polizist Héctor erliegt zwar mitunter seiner Schwäche für ­Ensaimadas, leitet aber souverän den Krisenstab, obwohl er sich dabei ständig gegen seinen - ­etwas klischeehaft unfähigen - Chef ­behaupten muss. Und Logikfreak Gemma macht erstmals die Erfahrung, nicht der brillanteste Kopf im Raum zu sein: Sie trifft auf eine zweite „Intelligenzbestie" in Gestalt einer Profilerin aus Madrid, die das Team verstärken soll.

Neben der überzeugend konstruierten Krimi­handlung, die bis zum Schluss das Spannungsniveau hält, gibt die Autorin auch dem Privatleben ihrer Figuren viel Raum. So tut sich Gemma sichtlich schwer mit ihrer Beziehung zu Héctor, der ihr erster fester Freund ist. Johanna wiederum plagen die Sorgen einer frischgebackenen Finca-Besitzerin, von der Mandelernte bis hin zur Wasserversorgung im August.

Insiderwissen über Mallorca und den Polizeialltag

Auch wenn es zu Corona-Zeiten anfangs etwas befremdlich ist, von Massentourismus zu lesen: Das Buch bringt uns eine Fülle an Insel-Erinnerungen zurück. Es sind das Insiderwissen über Mallorca, die sympathischen Figuren und die authentischen Schilderungen des Polizeialltags (bei denen Grubers Polizisten-Ehemann hilfreich war), die den Charme der Krimiserie ausmachen. Offen gebliebene Miebach-Familiengeheimnisse wecken schon jetzt Lust auf eine Fortsetzung.

Christina Gruber ist Autorin, Journalistin und Dozentin. Sie hatte 2017 den MZ-Krimiwettbewerb gewonnen und beim Emons Verlag den Sieger-Krimi "Mandelblütenmord"veröffentlicht. "Der Teufel von Mallorca" erschien am 9. April 2020.