Galicien liegt im nordwestlichen Winkel von Spanien zwischen dem Kantabrischen Meer auf der einen und dem Atlantik auf der anderen Seite. Die Küste wird als costa verde (grüne Küste) bezeichnet - charakteristisch für sie sind hohe Klippen, weit ins Land reichende Meeresarme und beeindruckende Berge, die bis ans Meer reichen.

Aus gastronomischer Sicht kann man Galicien in zwei Regionen aufteilen: das galicische Inland mit seiner reichhaltigen, herzhaften Küche, genau richtig für lange, feuchte Winterabende, und die sich über 1.659 Kilometer erstreckende Küste mit ­ihren vielen Häfen, von denen aus Fischer frischen Fisch und Meeresfrüchte liefern, wofür Galicien völlig zu Recht berühmt ist.

Wer schon einmal eine große Platte Meeresfrüchte in einem der dortigen Fisch­lokale bestellt hat, wird mit Sicherheit be­eindruckt gewesen sein, wie kunstvoll die Schalentiere dort aufgetürmt sind: ­exquisite Krebse, Jakobsmuscheln, Seespinnen, Samtkrabben, Garnelen, Taschen­krebse, Hummer, Austern, Miesmuscheln, Herzmuscheln und Sandmuscheln. Dazu gehören auf jeden Fall auch Messer- und Entenmuscheln.

Entenmuscheln gehören zu den teuersten und begehrtesten Meeresfrüchten in Spanien. Sie sind essbare Rankenfüßer, und die darauf spezialisierten Fischer, die percebadores, riskieren ihr Leben, indem sie steile Felswände, an denen sich die Wellen brechen, ohne Sicherung hinaufklettern, um die Muscheln zu ernten. Galiciens Jahrhunderte alte Fischereitradition sorgt dafür, dass die besten Fischmärkte auf der gesamten Iberischen Halbinsel eine unglaubliche Vielfalt an Fischen präsentieren, die teil­weise auch aus tieferen Meeresregionen stammen, wie beispielsweise Steinbutt, Rotbrasse, Sardinen, Wolfsbarsch, Thunfisch, Seehecht und Kabeljau.

Die galicische Küche, die sehr viele Gemeinsamkeiten mit der Kochkunst im Norden Portugals hat, ist auch bekannt für ihre Fischeintöpfe. Der traditionelle Eintopf caldeirada gallega ähnelt der franzö­sischen Bouillabaisse und wird in zwei Gängen serviert: Zuerst kommt die Brühe, dann der Fisch. Eine weitere Spezialität, die man sich nicht entgehen lassen sollte, ist zum Beispiel centollo relleno. Dabei werden große Seespinnen gekocht, danach das Fleisch herausgenommen und mit weißem Fisch, Zwiebeln, Petersilie, Knoblauch und Zitronensaft vermischt. Diese Mischung gibt man wieder zurück in die Krebsschale, gibt Semmelbrösel darüber und backt das Ganze im Ofen. Dann gibt es noch pulpo a feira, Tintenfisch mit ­Kartoffeln und Paprika, sowie vieiras al ­albariño, Jakobsmuscheln mit Knoblauch, Petersilie, Muskatnuss und Weißwein, mit Semmelbröseln bestreut und unter ­einem heißen Grill glasiert.

Das Landesinnere steht diesem Reichtum an herrlichen Produkten in nichts nach. Dank des fruchtbaren Bodens gedeiht eine große Auswahl an Obst und ­Gemüse. Von hier stammen auch die berühmten, scharfen Paprikaschoten aus der Nähe der Ortschaft Padrón sowie die Kartoffeln aus Bergantiños. Caldo gallego (galicische Brühe) ist ein nahrhafter Eintopf aus Speck, weißen Bohnen, Kartoffeln und ­Rübenblättern - ein typisches, einfaches Beispiel für die ländliche Küche, die man überall im Inland findet. Ein weiteres Beispiel ist lacon con grelos, bestehend aus gesalzener Schweineschulter oder Eisbein, gekocht mit Chorizo, Kartoffeln und Rübengrün.

Galicien ist zudem einer der wichtigsten Rindfleischproduzenten in ganz Spanien. Man isst das Fleisch jung, und die besten Tiere tragen das Qualitätssiegel ternera gallega. Weitere Spezialitäten sind Spanferkel, Freilandgeflügel, Wildschwein und Ente. Pato al estilo de ribadeo ist Ente mit Rüben, Orangenscheiben, Esskastanien und Anis. Die meisten Landwirte ziehen Schweine für die jährliche matanza - ein Schlachtfest, wo die typischen Würste wie chorizos, salchichones und androllas hergestellt werden, die dann für den Verzehr das ganze Jahr über gelagert werden können.

Wenn Sie Galicien besuchen, werden Sie sich garantiert in dieses Land verlieben - die friedliche Natur und die beeindruckende Landschaft machen es einem leicht. Sie sollten aber auf keinen Fall nach Hause fahren, ohne einmal eine empanada gallega probiert zu haben, ein köstlicher, herzhafter gefüllter Kuchen, den man überall in den Bäckereien der Region findet. Die Füllungen variieren von Fleisch, Fisch oder Tomaten bis hin zu Thunfisch. Weitere ­Spezialitäten sind der traditionelle Mandelkuchen Tarta de Santiago sowie filloas - dünne Pfannkuchen, die normalerweise mit Speck eingerollt werden, aber auch ein köstliches Dessert hergeben.

Rezepte:

FILLOAS DE LECHE - GALICISCHE PFANNKUCHEN

Zutaten: für 4 Personen

150 g Mehl

300 ml Milch

300 ml Wasser

4 Eier

1 EL zerlassene Butter

1 TL geriebene Zitronenschale

Eine Prise Salz

50 g Puderzucker

200 ml flüssiger Honig

1 TL Zimt

Optional:

150 g Beerenmischung

Eier, Milch, Wasser, Mehl, geriebene ­Zitronenschale, Salz und zerlassene Butter in einer Schüssel verquirlen. 10 bis 15 Minuten ruhen lassen.

Reiben Sie eine Antihaft-Pfanne mit ­etwas Schweinefett ein und stellen Sie diese bei mäßiger Hitze auf den Herd. Gießen Sie ein wenig Teig in die Pfanne, sodass der Boden dünn bedeckt ist. Auf beiden Seiten anbraten, bis die Pfannkuchen goldbraun und an den Rändern knusprig sind. Dann aus der Pfanne nehmen und auf einem Teller stapeln. Weitere Pfannkuchen backen, bis der Teig aufgebraucht ist.

Zucker und Zimt mischen und über die Pfannkuchen streuen. Mit Honig servieren. Wenn Sie möchten, können Sie die filloas auch mit einer Beerenmischung servieren.

TARTA DE SANTIAGO

8 Eier

175 g Butter

400 g geriebene Mandeln

100 g Mehl

450 g Zucker

Geriebene Schale einer Zitrone

Eine Prise Zimt

Puderzucker

Butter und Zucker in einer Schüssel rühren, bis die Masse cremig, leicht und locker ist. Eier schlagen und langsam zur Buttermischung hinzugeben. Mehl, geriebene Mandeln, Zitronenschale und Zimt unterheben. In eine ­gefettete Kuchenform geben und bei 160 °C (Gas Stufe 6) 40 bis 45 Minuten backen. Der Kuchen ist fertig, wenn man mit dem Messer in die Mitte sticht und es sauber wieder herausziehen kann. Aus dem Ofen nehmen und auf einem Gitter auskühlen lassen. Zur Verschönerung schneiden Sie ein Jakobskreuz aus einem Karton aus und legen es in die Mitte des Kuchens. Bestäuben Sie diesen mit Puderzucker, sodass die Form des Kreuzes frei bleibt.