Es könnte auch Mallorca auf Mallorca sein: Eine Luxusvilla in Griechenland direkt am Meer, überdurchschnittlich gut aussehende Teilnehmer und fast schon zu romantische und abenteuerliche Dates: Beim RTL-Format „Die Bachelorette" sucht derzeit die attraktive Single-Frau Melissa Damilia einen Partner fürs Leben. In Gruppen- und Einzeldates darf sie sich 20 Kandidaten annähern. Schon bald wird vermutlich mit den ersten geknutscht, es wird Eifersüchteleien geben und der ein oder andere Kandidat wird freiwillig aussteigen. Bis der Gewinner feststeht, stehen mehrere Ausscheidungsrunden an. Dazu überreicht Damilia jeweils zum Schluss einer Folge Rosen an ihre Favoriten. Wer keine bekommt, muss seine große Liebe künftig wieder woanders suchen.

Als sich Mallorca-Resident Paul Janke zusammen mit der MZ-Redakteurin die erste ­Folge „Die Bachelorette" der siebten Staffel ansieht, strahlt er noch ein bisschen mehr als zuvor. „Wenn ich die Empfangszeremonie sehe, denke ich sofort an die gleiche Situation 2012 zurück, als ich Bachelor war. Welche 20 Frauen steigen da gleich aus dem Auto? War ich ­gespannt! Ich hatte bis dahin keinerlei Fernseherfahrung. Und dann noch acht Wochen Südafrika. Das war mit die schönste Zeit meines Lebens", schwärmt der 39-Jährige.

Von der „männlichen Fassung" des Datingformats („Der Bachelor") hat RTL bis heute zehn Staffeln ausgestrahlt, die allererste schon 2003. Zunächst floppte das Format, dann nahm der Sender es mit Janke wieder auf. ­Vielleicht einer der Gründe, warum der Hamburger vielen Zuschauern als der vermeintlich ­erste Bachelor besonders in Erinnerung geblieben ist. Während der Großteil seiner Nachfolger schon längst wieder in Vergessenheit ­geraten ist, denken viele Frauen ab Mitte 20, wenn sie „Der Bachelor" hören, wie automatisch an Paul Janke. „Einige Ex-Bachelor sind jetzt Influencer und viel in den sozialen Netzwerken unterwegs, aber ich bin der einzige, der auch Jahre später noch von Auftritten im Fernsehen und in der Öffentlichkeit lebt", sagt Janke und wirkt dabei kein bisschen arrogant.

Erst vor einem Monat war der Mallorca-­Resident zusammen mit TV-Auswanderer ­Steffen Jerkel beim „Großen Sat.1 Promi­boxen" zu ­sehen. Davor etwa bei „Let's Dance", „Promi Big Brother", „Bachelor in Paradise", ­diversen ­Stefan-Raab-Sendungen wie „Schlag den Star" oder der „TV total Stock Car Crash Challenge", aber auch als Fußballweltmeisterschafts-­Experte bei „Punkt 12". Vielleicht sorgen auch seine blonden langen Haare dafür, dass die Zuschauer ihn auch Jahre später noch genau dem Format zuordnen können. Bis auf ­Christian Tews, den einzigen Bachelor mit Glatze, sahen sich die anderen Single-Männer mit oft brauen kurzen Haaren doch sehr ähnlich. Janke selbst hat noch eine andere Theorie: „Ich bin mittlerweile seit fast neun Jahren im TV-Geschäft, und es gibt über mich keinen einzigen Skandal à la ,ist betrunken Auto gefahren' oder ,mit Drogen abgestürzt'." Er sei bei allem, was er macht, zudem stets sehr „diplomatisch" und keiner, „der draufhaut", wie er sagt.

Im Interview wirkt der Attraktive eher bescheiden. Dass er 2008, noch bevor er sich als „Bachelor" einen Namen machen konnte, etwa zum Mister Hamburg gewählt wurde, sei „ein Zufall gewesen". Eigentlich wollte er nur eine Freundin zum Miss-Wettbewerb begleiten und wurde dann dort angesprochen, ob er nicht selbst teilnehmen wollen würde. „Mein Vater fand das ganz furchtbar. Wie ich nur so narzisstisch sein könne, hat er mich gefragt. Als ich dann gewonnen habe, war er schon stolz", erinnert sich Janke.

Obwohl etwa die Bilder, die der ehemalige Bachelor in seinem Instagram-Profil (jankepaul) hochlädt etwas anderes vermuten lassen könnten, habe er mit Modeln nie Geld verdient. „Ich gebe prinzipiell nicht viel auf Optik. Natürlich bin ich trotzdem froh, dass ich keine Hakennase habe. Aber getan habe ich dafür ja nichts", so Janke, der sich auch sicher ist, dass er bei einer Abstimmung nicht zum schönsten Bachelor gewählt werden würde. „Dafür war ich der anständigste und habe nur mit den letzten drei Kandidatinnen geknutscht." Womöglich hat ihn auch das beim Publikum beliebter gemacht als so manchen seiner Nachfolger.

Für das Format wollte er sich damals ursprünglich nur eine Auszeit bei Bacardi nehmen, wo er nach seinem abgeschlossenen BWL-Studium im Vertrieb arbeitete. Doch nach der Datingshow ist er nie wieder in ­seinen alten Beruf als Diplomkaufmann zurückgekehrt. Dank der durch das Format erlangten Bekanntheit verschlug es ihn 2012 auch nach Mallorca.

Vom Rosenverteiler zum DJ

„Ich war fünf Jahre lang jeden Sommer in der Megaarena. Durch meine Besuche habe ich die Insel lieben gelernt", erzählt Janke, der anfangs vor allem im Publikum Rosen verteilt und Autogramme gegeben hat. Damals sei er noch zwischen der Künstlerwohnung des Mega­parks und Deutschland hin- und hergeflogen. Auch in seinem Heimatland beglückte er etwa in Einkaufszentren Fans mit Autogrammen. „Eines Abends, als Shaggy auf Mallorca gerade sein neues Album aufnahm, fragten mich mein Manager und ein Produzent, der selbst DJ ist, warum ich eigentlich nicht selbst auf­lege", erinnert sich Janke. Spontan habe er Lust darauf bekommen und zwei Wochen lang in Berlin einen Kurs belegt. Fortan wurde er auch als DJ gebucht und war noch öfter auf der Insel. „Bis vor der Pandemie habe ich dann ­einmal pro Woche im Keops in Cala Ratjada und ein weiteres Mal in Krümels Stadl in ­Peguera ­aufgelegt", so Janke. 2015 mietete er sich zunächst eine eigene Wohnung in Palmas ­Stadtviertel Son Armadams. „Anfangs hatte ich auch überlegt, gleich etwas zu kaufen, doch ich wollte mir erst einmal in Ruhe anschauen, wo es mir überhaupt gefällt", so ­Janke. „Da ich vor der Pandemie etwa 50 Mal pro Jahr nach Deutschland geflogen bin, brauche ich etwas in Flughafennähe, und auch im Winter muss dort ­etwas los sein", sagt der Ex-Bachelor. Mittlerweile wohnt er allein in einem zweieinhalbstöckigen Eigenheim in El Terreno. „Die Gegend um die Avinguda Joan Miró ­erinnert mich an die Hamburger Schanze. Aber je weiter man in Richtung Schloss Bellver hochgeht, desto schöner wird es. Ich mag auch, dass El Terreno kein deutsches Viertel ist. Meine Nachbarn sind alle Spanier. So habe ich auch mehr Privatsphäre", erzählt Janke.

Privat habe er kaum Kontakt zu Spaniern, was wohl auch daran liegt, dass seine Spanischkenntnisse noch ausbaufähig sind. „Ich bin sprachlich nicht sehr begabt, will die Sprache aber trotzdem noch lernen. Es ist für mich eine Frage des Respekts. Wenn man hier lebt, sollte man auch Spanisch beherrschen", so Janke.

„Mir geht es gut"

Seit sieben Monaten hat er wegen der Pan­demie keinen einzigen Auftritt als DJ oder ­Autogrammgeber. „Wir Künstler werden die Letzten sein, die wieder wie gewohnt arbeiten können. Aber ich habe keine Angestellten und keine Familie zu ernähren. Mir geht es gut", sagt Janke nimmt sein Handy in die Hand und lächelt: „Wir haben heute, Moment, 23 Grad, es ist Oktober und die Sonne scheint." Die ­elfte Staffel „Der Bachelor" wird derzeit wegen ­Corona erstmals in Deutschland gedreht. „Da wird es vermutlich manchmal nur fünf Grad haben. Eigentlich gibt es bei dem Format viel nackte Haut und exotische Orte. Ob die kommende Staffel für Zuschauer auch so interessant ist?", fragt sich Janke.