Sie scheinen von Anfang an alles richtig gemacht zu haben: Seit rund einem Monat be­treiben Christine und Robert Caceffo nun ihr gemütliches Café Candela im Herzen von Felanitx und sind trotz der Corona-Krise durchaus zufrieden mit dem Start - und das, obwohl die eigentlich angepeilte Zielgruppe von Anfang an weggefallen ist. „Natürlich hatten wir vor ­allem auf Urlauber gesetzt, doch die gibt es wegen der Reisebeschränkungen ja momentan so gut wie nicht", sagt Christine Caceffo.

Von ­Beginn an seien dagegen Einheimische und Nachbarn wie der Friseur von nebenan zu ihnen ins Café gekommen. „Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet", erzählt die 50-Jährige beim Besuch der MZ. „Vielleicht liegt es ­daran, dass wir vom ersten Tag unserer Auswanderung an beispielsweise unsere Lebensmittel auch bei den benachbarten Händlern gekauft haben und viel in der Stadt präsent waren. Wir haben versucht, uns sofort zu integrieren, und das bekommen wir jetzt offenbar zurück." Auf ihre angepeilten Umsätze kommen sie wegen der Krise freilich noch nicht. „Wir liegen ­momentan so ungefähr bei 50 Prozent, aber der ­Zuspruch wächst stetig", sagt Christine ­Caceffo.

Eigentlich hatte das Paar, das zum ersten November vergangenen Jahres aus der Nähe von München nach Mallorca ausgewandert war, sein Café im April eröffnen wollen. Die beiden hatten das alte Lokal von einer Spanierin übernommen, die zuvor rund 25 Jahre an gleicher Stelle zunächst auch ein Café und dann später eine Galerie betrieben hatte. Christine Caceffos Bruder, der bereits seit zwei Jahren auf der Insel lebt und ein kleines Hotel betreibt, hatte seine Schwester und seinen Schwager auf das Lokal hingewiesen.

Wir wollten schon ­lange eine eigene Gastronomie eröffnen - und haben die Gelegenheit im vergangenen Jahr dann genutzt", so die ehemalige Rezeptionistin. Begeistert von der Café-Idee kündigte auch ihr Mann seinen Posten als Geschäftsführer ­einer fußchirurgischen Gesellschaft, um auf Mallorca noch einmal etwas Neues zu starten. Robert Caceffo hatte vor seiner letzten Anstellung bereits rund 20 Jahre in der Gastronomie gearbeitet und konnte seine Erfahrung jetzt gut einbringen.

Die neue Wirkungsstätte der beiden ist dabei etwas ganz Besonderes: Rund 100 Jahre alt ist das Gebäude, das früher laut Nachbarn als „Schokoladenhaus von Felanitx" bekannt gewesen sein soll. „Ein älterer Herr kam vor ein paar Tagen in unser Café und erzählte uns, dass er als Kind hier immer seine Schokolade gekauft hat", so Christine Caceffo. „Das fanden wir total schön, dass er uns das erzählt hat." Seither komme der Mann regelmäßig am Café vorbei - „und jedes Mal winkt er uns freudig zu."

Bis zu diesen Glücksmomenten war es ­jedoch ein steiniger Weg für das Paar. Denn ­zunächst standen umfangreiche Renovierungsarbeiten in dem Haus an. „Zum Ende des Jahres legten die Handwerker los, um unten das Café und oben drüber unsere Wohnräume umzubauen", erinnert sich Robert Caceffo. Doch mitten in die Umbauphase platzte schließlich die Corona-Pandemie - und die Arbeiten standen von einem Tag auf den anderen still. Mehr als zwei Monate lang lebte das Paar während des Lockdowns in einer Baustelle zwischen Schutt und halb fertigen Räumen. „Gern hätten wir natürlich die Ausgangssperre genutzt, um hier alles fertig zu machen, doch wir durften ja noch nicht einmal Baumaterialien kaufen", erzählt Christine Caceffo. Alles in allem dauerte es schließlich bis zum Herbst, bis das Café endlich auf­machen konnte. In der Zeit lebten die beiden vor allem von ihren Rücklagen.

Ganz fertig geworden sind die beiden aber bis heute nicht. So war eigentlich geplant, im ersten Stock zwei Gästezimmer für Urlauber einzurichten. „Dieses Vorhaben haben wir aus finanziellen Gründen erst einmal verschoben", so die Starnbergerin.

Doch auch beim Café mussten die beiden coronabedingt Kompromisse machen. So wollte die 50-Jährige dort eigentlich auch Wohnaccessoires wie Tischdecken und Mitbringsel für Urlauber verkaufen. „Dafür ­fehlen momentan einfach die Kunden." Gefragt seien dagegen neben ihren hausgemachten Kuchen auch kleinere Speisen, die eigentlich gar nicht auf die Karte sollten. Da man jetzt eine andere Kundschaft als gedacht habe, müsse sich auch das Angebot ­ändern. „Ich stehe jetzt mehr in der Küche und bereite ­tostadas und Nudelgerichte zu, statt Wohnaccessoires zu verkaufen. Aber das ist total okay", sagt Christine Caceffo.

Neben Einheimischen und Residenten gehört eine weitere Gruppe zur neuen Kundschaft: Eine Künstlerin hatte aus Mangel an Aufträgen für einen Job in dem Café angefragt. „Doch wir konnten sie leider nicht als Kellnerin einstellen. Aber wir gaben ihr die Möglichkeit, bei uns ihre Werke auszu­stellen." Daraus sei schließlich die Idee entstanden, die Kunstszene einzubinden. Eine erste Veranstaltung habe bereits stattgefunden und weitere sind geplant. „In dieser Zeit müssen wir eben alle zusammenhalten."

Instagram: cafe_candela_felanitx