Was macht man, wenn man wegen Corona auf Mallorca strandet? Man eröffnet einfach ein Restaurant und hofft, dass die Krise ganz schnell wieder vorbei ist. Genau das hat sich David Kowalski im Sommer gedacht - und es getan. Der Inhaber eines Inkasso- und Forderungsmanagement-Unternehmens war erst Ende 2019 mit seiner Frau auf die Insel gezogen. Der damalige Plan sah eigentlich vor, dass er alle vier bis sechs Wochen nach Deutschland pendeln wollte, um sich vor Ort um sein Unternehmen zu kümmern. Die restliche Zeit wollten die beiden auf Mallorca leben. „Doch als die Corona-Pandemie Anfang des Jahres ausbrach, fielen auch die regelmäßigen Flugverbindungen weg - und unser Plan war passé."

Ihre Wohnung in Colònia de Sant Jordi aufgeben und wieder nach Deutschland zurückgehen, wollte das Paar aber trotz der sich zuspitzenden Situation nicht. „Wir fühlten uns hier einfach wohl und auch sicher, deshalb blieben wir", sagt Kowalski. Zwar liefen die Geschäfte in Deutschland weiter, doch der 43-Jährige wollte nicht untätig auf der Insel bleiben.

Ein Nachbar erzählte ihm schließlich von einem leer stehenden Restaurant in Es Llombards. „Ich habe mich direkt in das Objekt verliebt", so der gebürtige Berliner, der bereits vor etlichen Jahren in seiner damaligen Wahlheimat Hamburg einen spanischen Supermarkt mit angeschlossener Tapas-Bar betrieben hatte. Den Traum, irgendwann erneut ein Restaurant sein Eigen nennen zu können, habe ihn nie losgelassen. Also fackelte er nicht lange und übernahm in dem kleinen Ort das ehemalige Restaurant Perla Negra.

Während dort früher Tapas & Co. serviert wurden, setzt Kowalski nun in seinem El Greco auf mediterrane Küche mit dem Schwerpunkt auf griechischen Spezialitäten, darunter selbst gemachtes Gyros und Bifteki. Das Fleisch dafür bezieht er von einer mallorquinischen Metzgerei, die Gewürzmischung hat seine Frau selbst kreiert. Als Koch konnte der gelernte Versicherungsmakler den Küchenchef des Vorgänger-Restaurants gewinnen.

Der Auswanderer lässt es sich jedoch nicht nehmen, die Gerichte von der Empfehlungskarte selbst zuzubereiten - „auch wenn ich es nicht gelernt habe", sagt der Neu-Gastronom, der sich selbst als leidenschaftlicher Hobbykoch bezeichnet und sich in Seminaren fit für die neue Aufgabe gemacht hat. Außerdem habe er sich einige Tricks bei Profiköchen abgeschaut. „Meine Frau und ich sind sehr häufig in Restaurants essen und haben einen hohen Anspruch an Qualität, Geschmack und Service. Und diesen Anspruch setzen wir nun um." Während Kowalski an den Kochtöpfen steht, kümmert sich seine Frau mit einer weiteren Servicekraft um die Gäste.

„Unsere Freunde hielten uns schon für ziemlich verrückt, als wir ihnen sagten, dass wir mitten in der Krise ein Restaurant aufmachen wollen", erinnert sich Kowalski, dessen Unternehmen in Deutschland weiterhin seine Haupteinnahmequelle ist. „Das Investment für das Lokal war aber wirklich überschaubar, und wir hatten ja irgendwie auch nichts zu verlieren." Anfang August wurde das Restaurant schließlich eröffnet. Und der erste Monat sei auch richtig gut gelaufen. „Beworben hatten wir unsere Neueröffnung lediglich mit Flyern, die wir an sämtliche Autos auf Supermarkt-Parkplätzen gepinnt haben", so Kowalski. Und das mit Erfolg: „Wir hatten am ersten Abend zehn Tisch-Reservierungen - doch am Ende war der Laden brechend voll."

Auch im September habe man zumindest noch kostendeckend arbeiten können, obwohl da schon weniger Touristen und deutschsprachige Residenten in das Restaurant kamen. Im Oktober und November habe der Gastronom dann auf seinen Koch verzichten müssen. „Aber es kamen zumindest noch so viele Gäste, dass wir die Kosten für Miete und laufende Kosten decken konnten", so Kowalski. Weitere Restriktionen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus zwangen dann aber auch ihn, das Restaurant zu schließen. „Seit wir bereits um 18 Uhr dichtmachen müssen, hat es für uns einfach keinen Sinn mehr", sagt der 43-Jährige, der die Wochen davor zumindest noch an Freitagen und Samstagen einige Gäste bekochen konnte.

Doch David Kowalski lässt sich seine Frohnatur selbst in dieser noch schwieriger gewordenen Phase nicht nehmen. „Ich bin und bleibe optimistisch", sagt er dem MZ-Reporter mit einem Lachen im Gesicht. „Sobald wir wieder abends aufmachen dürfen, geht es hier sofort weiter." Große Hoffnung setzt er auf die Impfungen gegen das Coronavirus. „Damit wird es auch hier auf Mallorca wieder Tourismus geben können." Spätestens ab Mitte Februar will er schon mal wieder an den Wochenenden sein Lokal öffnen. „Und ab März oder April geht's dann wieder richtig weiter", glaubt Kowalski.

Auch wenn die erste Saison nur kurz war - bereut hat der Neu-Gastronom seinen Schritt nicht. Und so kann er es kaum erwarten, dass er sein Lokal wieder aufmachen darf. „Corona hat dafür gesorgt, dass wir hier stranden, aber das Virus hat so auch dafür gesorgt, dass wir meinen Traum vom eigenen Restaurant umgesetzt haben."

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