"Und schon wieder März. Das Jahr ist wie im Flug vergangen", schreibt das Coronavirus auf Twitter. Oder: "Schrecklich diese neue Mode, Selfies von der Impfung zu verschicken. Die Fotos am Strand waren mir lieber, ehrlich!" Oder: "Ich bin doch nur eine normale Grippe mit ein paar Fortbildungen!"

Die Pandemie gibt der Welt zahlreiche Rätsel auf. Eines ist jetzt gelöst. Hinter dem Twitter-Account des Coronavirus (@CoronaVid19 - das "offizielle Konto") steht ein in Barcelona lebender Sozialarbeiter, der vor zwölf Monaten den ersten Tweet schrieb. Seither verbreiten sich seine Nachrichten fast so viral wie das Virus selbst. Wenn @CoronaVid19 ironisch und auf Spanisch fragt: "Und, was macht ihr in der Osterwoche?", lesen das inzwischen fast eine Million Follower im sozialen Netzwerk Twitter.

Pünktlich zum Jahrestag veröffentlicht das Virus nun auch ein Buch mit dem Titel "Wie man still und leise die Menschheit ausrottet" (spanischer Originaltitel: "Cómo acabar sigilosamente con la humanidad"). Mit Erscheinen des 208 Seiten starken Hardcover-Bands (Arpa-Verlag, 19,90 Euro) ist nun erstmals auch der zuvor im Hintergrund stehende Autor öffentlich geworden: der 38-jährige Sozialarbeiter Mario de Diego.

Über sich selbst schreibt Mario de Diego, dass er die Idee im Februar 2020 hatte, als die Krankheit von vielen noch als asiatische Angelegenheit betrachtet wurde: "Und wenn ich ein Twitter-Konto eröffne und alles aus Sicht des Virus schreibe?", fragte sich de Diego. Ansonsten will er nicht viel über sich sagen, sondern lässt sein Alter Ego sprechen. Und das Virus sagt über den 38-jährigen Menschen: "De Diego ist nur mein Community Manager, über ihn gibt es eigentlich nicht viel zu sagen."

Mit einer gehörigen - oder ungehörigen - Portion schwarzem Humor hält das twitternde Virus den Menschen den Spiegel vor: "Ein Jahr sind wir jetzt schon zusammen, und ihr hustet immer noch in die Hand!", lästert es. Oder: "Werdet ihr euch jetzt auch noch um die Impfstoffe streiten? Ihr seid einfach meine liebste Spezies!" Aus Eigennutz, um sich besser verbreiten zu können, unterstützt es gern alle Corona-Leugner: "Ein bisschen Reiki und du bist geheilt", beschwichtigt @CoronaVid19 und fährt fort "Macht doch bitte die Fenster zu, sonst erkältet ihr euch noch!"

Großen Spaß hatte der Krankheitserreger in der Zeit vor Weihnachten: "Frohe Festtage wünsche ich euch, falls wir uns vorher nicht noch sehen!" Und als ein anderer Twitter-Nutzer aus Protest gegen die Restriktionen schrieb, dass man sich in seiner Familie nicht an die Beschränkungen halten und sogar mit 23 Gästen feiern werde, konterte das Coronavirus: "Vielleicht werden wir auch 24, ich sag dann in letzter Minute Bescheid."

Doch auch das Virus muss manchmal mit Widrigkeiten kämpfen: "Heute habe ich mich schon mit drei Lymphozyten rumgeschlagen. Ich hasse Montage!" Und als die Schlagzeilen um den scheidenden US-Präsidenten für ein paar Tage alle Aufmerksamkeit auf sich zogen, twitterte es beleidigt: "Trump sorgt noch dafür, dass niemand mehr von mir spricht!" Voller Selbstmitleid kommentierte es auch die Nachricht vom positiv getesteten Profifußballer Cristiano Ronaldo. "Jetzt steht er schon drei Stunden vor dem Spiegel." Dann muntert es sich aber selbst auf und twittert zweideutig: "Na ja, immer positiv bleiben!"

Geschmacklos? Der Erreger wiegelt ab: "Ich wollte mich nie über das Leid lustig machen. Mich treibt ein soziales Anliegen: die Pandemie lustiger zu machen. Jetzt muss ich mich aber weiterentwickeln, sonst machen mich die Impfungen platt." /tg