Viele deutsche Zweithausbesitzer können wieder problemloser ihr Feriendomizil auf der Insel genießen, seit Mallorca kein Risikogebiet mehr ist: Die Quarantäne nach der Rückkehr fällt weg. Die Testpflicht bei der Einreise nach Spanien aber bleibt, auch bei der Rückkehr ist ein Test fällig. Bremst das weiter die Zweithausbesitzer? Lässt sich mit den auf der Insel geltenden Restriktionen leben? Und wie erleben die Mallorca-Liebhaber die Insel im Vergleich zu Deutschland? Die Mallorca Zeitung hat Meinungen und Eindrücke bei den Zweithausbesitzern eingeholt.

Die Reise organisieren

Für Daniel Maresch etwa sind Kurztrips nach Mallorca nun wieder problemloser machbar. Seit zwei Jahren kommt er jedes zweite oder dritte Wochenende für jeweils bis zu fünf Tage nach Santa Ponça. „Da die Flüge bis vor Kurzem sehr spärlich gesät waren, war es nicht so einfach, jeden Tag von der Insel wieder nach Deutschland zu kommen, ohne 500 Kilometer durch die Republik reisen zu müssen", erinnert sich Maresch, der gern von Nürnberg aus fliegt. Dank wegfallender Quarantäne kann der IT-Techniker, einmal zurück in Deutschland, direkt ins Büro gehen und müsse nicht erst fünf Tage warten. „Das war Zeit, die einem am Ende fehlte", meint Maresch.

Andere Zweithausbesitzer müssen wegen der Testpflicht bei ihren Reiseplänen ein noch strengeres Timing einhalten. Andreas Melten etwa musste kürzlich mitsamt Hund von Mallorca aus mit der Fähre nach Barcelona fahren, da es für die Überfahrt nach Toulon keine Kabinen-Plätze mehr gab. „Bei der Einreise in Frankreich muss man einen PCR-Test vorweisen. Die Fähre in Barcelona kommt aber erst abends an und nachts darf man nicht durch Frankreich fahren. Daher waren wir gezwungen, an der spanischen Grenze zu übernachten. Und mussten zudem am nächsten Morgen schon einen gültigen Test haben", so der 60-Jährige. „Auch in Deutschland darf dieser dann wiederum maximal 48 Stunden alt sein. Das muss man alles logistisch exakt abpassen. Und dann werden die teuren Tests oft weder bei der Auf- noch der Abfahrt von der Fähre kontrolliert, kritisiert er. „Da fragt man sich schon, wofür man so viel Geld in

Sicherheit investiert", so der Duisburger.

Tests: lästig, aber notwendig

Die meisten Vielflieger haben sich an das ständige Testen längst gewöhnt. Manche sehen es zwar als lästig, aber dennoch notwendig an. Sabine Freifrau von Schröder etwa war wie einige andere Interviewte im Winter selbst an Covid-19 erkrankt. Obwohl sie als nicht mehr ansteckend gilt, muss sich auch die 65-Jährige einem Test unterziehen, um zu ihrer Immobilie nach Palma zu kommen. Es sei sehr zu begrüßen, dass die Menschen nicht „ungetestet durch die Gegend fliegen", findet die Rentnerin, die gewöhnlich die Wintermonate auf der Insel verbringt.

Auch der Allgemeinmediziner Jürgen Philipp, der selbst als Arzt in einer offiziellen Teststelle in Deutschland arbeitet, findet die geltenden Einreisebestimmungen gerechtfertigt. „Leider kenne ich zu viele Leute, die versuchen, sie durch Tricks zu umgehen, etwa mit per Photoshop gefälschten Dokumenten. Das finde ich schlimm", so Philipp, der seit 2011 eine Immobilie nahe Santanyí besitzt. „Die Leute müssten mit einer hohen Geldstrafe belegt werden", findet der Mallorca-Liebhaber.

Neid und Dankbarkeit

Vor allem seit der Oster-Debatte um die Insel muss sich der ein oder andere Zweithausbesitzer neben den organisatorischen Hürden nun auch vor so manchem Bekannten rechtfertigen. Auch Michael Mihm etwa wurde geraten, dass er derzeit doch schon aus Solidarität zu den in Deutschland Zurückgebliebenen nicht verreisen könne. Ein schlechtes Gewissen hat der 59-Jährige trotzdem nicht, wie er sagt, schließlich hat er einen guten Grund: seine Immobilie nahe Nova Santa Ponça. „Ich habe einen Zweitwohnsitz und wohne hier, fahre also nicht in den Urlaub nach Mallorca, sondern verbringe einen Teil meines Lebens auf der Insel. Andere haben eine Wohnung in Belgien oder Holland. Das schürt natürlich Neid", so Mihm. Der zweifache Familienvater ist sich seiner Lage bewusst und sehr dankbar. Auch deswegen will er die Einheimischen als Rotarier künftig finanziell unterstützen. „Man bekommt hier so viele schöne Stunden, Tage und Wochen geschenkt. Bei allem, was man nimmt, kann man durchaus auch mal etwas zurückgeben", findet er und spricht damit für viele andere Zweithausbesitzer.

Die große Not vieler Mallorquiner bekommt auch Victoria Hild mit. Schon seit dem Jahr 1997 kommt die 46-Jährige regelmäßig nach Costa dels Pins und hat daher viele mallorquinische Freunde. „Es tut mir leid, dass sie so lange ohne Arbeit sind. In Deutschland wird auf so hohem Niveau gewettert und gejammert. Dabei sitzen die Leute auf dem Sofa und kriegen alle ihre Kohle vom Amt. Wenn man sich anschaut, was auf Mallorca mit dem Kurzarbeiter-Programm ERTE passiert?...", so die 46-Jährige. Auch die Baden-Badenerin spendet derzeit verstärkt an hiesige Hilfsorganisationen wie SOS Mamás und die Barber Angels oder versorgt auch mal einen kranken Bekannten mit literweise Hühnersuppe. „Für uns ist es eine Kleinigkeit, etwas zurückzugeben. Wir sind in ihrem Land, dann kann ich nicht nur einfach sagen: ,Wir sind dort Immobilienbesitzer und machen einen auf dicke Hose'", findet Hild.

Wie alle befragten Zweithausbesitzer fühlt sich die Deutsche auf der Insel sicherer als in Deutschland. „Wer hier in einen Supermarkt geht und sich am Eingang nicht die Hände desinfiziert, wird mitunter angesprochen", so Hild. Auch in Deutschland sei das Personal zwar bemüht, dass sich keine langen Schlangen bilden. „Trotzdem atmen sich die Leute dann beim Anstehen in den Nacken oder quetschen sich direkt nebeneinander vor die Regale", hat die Baden-Badenerin beobachtet.

Sich anpassen statt Meckern

Mit den hierzulande geltenden Restriktionen können die meisten gut leben. „In Deutschland ist alles zu, da gibt's überhaupt keine Gastronomie. Hier kann man wenigstens tagsüber noch in ein Restaurant gehen und die Geschäfte haben auf", findet Irina Arndt. Nur bezüglich der frühen Sperrstunde der Restaurants und Cafés um 17 Uhr hätten einige einen Wunsch: „Auch durch die Zeitumstellung wäre es sinnvoll, sie auf 18 oder 19 Uhr zu verschieben", findet etwa Maresch.

Wie die meisten passt Snezana Nena Schürmann ihren Tagesablauf einfach an die geltenden Zeiten an: „Ob Wandern, Radfahren, Strand oder Stand-up-Paddling: Ich werde die gleichen Dinge tun, gehe aber eben früher los, am frühen Nachmittag essen und verbringe den Abend zu Hause", so die 45-Jährige, die seit zwölf Jahren fünf- bis achtmal pro Jahr nach Andratx kommt. Ihr Feriendomizil dort könne sie zwar uneingeschränkt genießen. Sobald man sich aber ins Freie begebe, sei man den Auflagen unterworfen. „Ich habe schon darüber nachgedacht, lieber eine Immobilie in Italien oder in der Schweiz zu erwerben, um nicht aufs Flugzeug angewiesen zu sein, sondern mit dem Auto oder der Bahn dorthin zu kommen", räumt die Bielefelderin ein. Sie wolle schauen, wie sich der nächste Besuch anfühlt. „Leicht würde es mir jedenfalls trotzdem nicht fallen, mein Feriendomizil auf Mallorca aufzugeben", so Schürmann. „Sonst wäre ich den Schritt längst gegangen."