Weiße, luftige Kleider, ein bisschen verträumt, sommerlich. Der Ibiza-Style ist weit über die Grenzen von Mallorcas Nachbarinsel bekannt. Es waren die Hippies, die einst vor 50 Jahren den Modetrend inspirierten. Sie funktionierten traditionelle ibizenkische Kleidung um, machten sie bequemer. Freiheit war Anfang der 1970er-Jahre das Stichwort der Szene, die sich auf Ibiza niederließ. Ihr Erbe hält bis heute an. Adlib – angelehnt an den lateinischen Freiheitsausdruck „ad libitum“ – ist die bedeutendste Modemarke der Balearen.

Von Anfang an war Adlib nicht das Werk eines Einzelnen. Es war José Colomar, damals der stellvertretende Vorsitzende des Fremdenverkehrsverbands auf Ibiza, der für die Idee kämpfte, die neue Modebewegung zu einer Marke zusammenzufassen. Er fand Unterstützung bei der Handelskammer – und wenig später bei einer besonderen Frau. Smilja Mihailovitch, geboren im alten Jugoslawien und mit dem dortigen Königshaus verwandt, war 1966 nach Ibiza gezogen. Eine Macherin, weltgewandt, stilbewusst. Und auch sie war schnell in den Bann der Modebewegung geraten, den die Hippies hervorbrachten. Die Art und Weise, wie sich das neue Lebensgefühl auf der Insel mit dem der traditionellen Bauernbevölkerung und dem aufkommenden Tourismusboom vermischte, begeisterte sie. Und auch, wie die Kleidung diesen ungewöhnlichen Mix widerspiegelte.

Smilja Mihailovitch (li.) machte Adlib Ibiza in der Welt bekannt. Archiv Consell d'Eivissa

Die Stoffe aus Naturmaterialien, die Sonnenschirme aus Stroh, die Sandalen aus Espartogras, die gestickten Bordüren und die leichten Schultertücher der Frauen – all das ist auf die Trachten der landwirtschaftlichen Arbeiter zurückzuführen. Die Hippies griffen die traditionellen Elemente auf und wandelten sie ab. Sie nähten die Kleider weiter, die Oberteile freizügiger. Die Touristen trugen ihren Teil zur Kommerzialisierung bei. Schon bald war die ibizenkische Mode in allen gesellschaftlichen Schichten beliebt.

Und genau das wollte auch Smilja Mihailovitch. Ihr Motto: „Kleide dich, wie du willst, aber mit Stil.“ Unermüdlich kämpfte die Einwanderin in den folgenden Jahrzehnten um internationale Beachtung der Adlib-Marke. Mit Erfolg: Neben dem Tourismus ist die Modebranche auf Ibiza auch heute noch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Damals bot sie vor allem Frauen, die zuvor nie ihr eigenes Geld verdienen konnten, ein Sprungbrett in die Designerwelt.

Heute soll insbesondere das lokale Handwerk durch Adlib gefördert werden. Aufmerksamkeit erlangt die Marke seit ihrer Gründung vor allem bei der jährlich stattfindenden Modewoche, bei der unter den Augen zahlreicher Touristen die neuesten Kreationen auf den Laufstegen der Insel präsentiert werden.

Verschiedene Designer vereint

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„Adlib ist keine Modemarke oder Firma im herkömmlichen Sinne, sondern eine Dachmarke, die verschiedene lokale Designer vereint und gemeinsam bewirbt“, so Maria Fajarnés, Wirtschafts- und Finanzdezernentin im Inselrat von Ibiza. Derzeit sind es 15 Modeschöpfer, die für Adlib arbeiten und dabei ihre eigenen Marken beibehalten. Ein Blick auf die aktuellen Kollektionen zeigt: Noch immer sind traditionelle Elemente zu erkennen, die entfernt an alte Trachten erinnern. Gleichzeitig ist der Hippie-Einfluss geblieben. Die beherrschende – wenn auch nicht omnipräsente – Farbe ist nach wie vor Weiß.

Dass sich in 50 Jahren viel verändert, liegt auf der Hand. Die Gesellschaft, in der Adlib Anfang der 1970er durch ultraknappe Bikinis oder nackte weibliche Oberkörper auf dem Laufsteg für Aufsehen sorgte, hat sich gewandelt, man hat sich ans Hautzeigen gewöhnt. Andere Aspekte wie lokale Produktion und Nachhaltigkeit erleben derzeit ein Revival, das Adlib wieder mehr zu seinem Ursprungsgedanken führen soll. Dafür plant der Inselrat strengere Aufnahmebedingungen für Designer, die noch dieses Jahr in Kraft treten sollen: Der Künstler muss etwa ein eigenes Atelier auf Ibiza haben und die Kollektionen großteils auf der Insel produzieren. Fajarnés: „So wollen wir die Essenz von Adlib wahren.“