Erinnern Sie sich an die Serie „Hogan’s Heroes“ aus den 60ern? In der deutschen Fassung mit Namen „Ein Käfig voller Helden“ war sie in den 90ern ein Hit. Darin sabotierten US-amerikanische Soldaten von einem Kriegsgefangenenlager aus Nazi-Deutschland. Einen ähnlichen Handlungsstrang hat nun „Operation Highjump: The Fall Of Berlin“. „Es gab in vielen Ländern eine Widerstandsbewegung., sie bestand aus anonymen Helden, die etwa vom britischen Geheimdienst unterstützt wurden“, sagt Víctor Fernández.

Der Mallorquiner ist Leiter der Firma Mansion Games, die das Spiel derzeit in Palmas Gewerbepark Parc Bit entwickelt. Er kam auf die Idee, als im TV eine Doku über die Widerstandsbewegungen lief. „Ich war schon immer am Zweiten Weltkrieg interessiert“, sagt Fernández, der als Ausbilder in der Videospielbranche arbeitete. „Als ich die Doku sah, habe ich mir sofort Zettel und Stift geschnappt und das Grundkonzept heruntergeschrieben.“

Das Projekt kam von Anfang an gut an. Die städtische Jobagentur Palma Activa verlieh der 2019 gegründeten Firma einen Preis in der Kategorie bestes Start-up-Unternehmen. Lanzadera, eine vom Mercadona-Chef Joan Roig ins Leben gerufene Stiftung zur Unternehmensförderung, nahm Mansion Games in ihr Programm auf. „Sie halfen uns mit Projektleitung, Finanzierung und der Ausbildung unserer neun Mitarbeiter.“

Anfangs war das Spiel nur für den Computer gedacht. Doch Markenriese Sony wurde im März 2020 auf das mallorquinische Projekt aufmerksam und hilft nun dabei, dass „Operation Highjump“ auch für die Playstation 4 und 5 herauskommen kann. Zudem soll es für die Nintendo Switch erscheinen. Geplant ist die Veröffentlichung im Sommer 2022. Im September hat Fernández mit der spanischen Firma Meridiem Games ein Abkommen geschlossen, sie soll sich nun um den Vertrieb kümmern.

Helden im Retrolook

Das Spiel ist eine Mischung aus Action-Shooter und Strategiespiel. Angelegt wurde es zweidimensional im Retrolook. So sind die Hintergründe zwar alle im Detail handgezeichnet, aber die spielbaren Figuren einfach gepixelt. Hauptcharakter ist Joseph Kowalski. „Der Name ist fiktiv, die Hintergrundgeschichte aber real. Er war ein polnischer Bauer und KZ-Flüchtling“, sagt Fernández. Ziel des Spiels ist es, die Nazi-Elite auszuschalten. „Zudem müssen Sabotageakte ausgeführt werden, zum Beispiel Brücken gesprengt oder U-Boote infiltriert werden. Wir orientieren uns etwa an der realen Operation Paperclip, bei der eine Sondereinheit des US-Militärs die Technologien der Nazis sicherstellen sollte.“

Die Handlung hat sich Fernández allein ausgedacht. „Ich bin nach Berlin gereist und habe historische Orte besucht. Meine Wohnung gleicht einem Museum. Ich hoffe, die Polizei schaut nie vorbei. Ich wirke wie ein Nazi-Fanatiker.

Das Budget für die Entwicklung kommt durch Sponsoren und eigene Mittel zustande. „Für weniger als 60.000 Euro gibt es heutzutage kein Videospiel.“ Trotz der vielen Vorschusslorbeeren rechnet der Mallorquiner nicht damit, mit dem Spiel reich zu werden. „Wenn mir jemand am Anfang gesagt hätte, ich würde Preise gewinnen und von Playstation unterstützt werden, hätte ich ihn ausgelacht. Wir wollen mit den Einnahmen einfach nur weiter unserer Arbeit nachgehen können und handgemachte Videospiele entwickeln“, sagt Fernández. Er träumt bereits davon, dass „Operation Highjump“ ein Eigenleben entwickelt. „Es könnte eine ganze Saga entstehen mit neuen Spielen, die sich um Nebenfiguren drehen oder gar eine eigene Netflix-Serie.“

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Bis dahin muss aber erst mal der erste Teil fertig werden. Dafür spielen die neun Mitarbeiter eifrig, testen und verbessern. Auf den ersten Blick sieht es schon gut aus. „Doch wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns.“