Am „Dschungelcamp“ von RTL durfte er wegen eines positiven Corona-Tests letztlich zwar nicht teilnehmen. Ab dem 24. Februar ist der Sänger und Produzent Lucas Cordalis aber schon wieder in der sechsteiligen RTL-Serie „Der König von Palma“ zu sehen. Sie läuft zunächst auf der Streamingplattform RTL+, im Frühjahr dann auch im Free-TV und handelt von der Playa de Palma Anfang der 90er-Jahre. Der Mann von TV-Auswanderin Daniela Katzenberger, der seit 2002 fest auf Mallorca lebt, verkörpert darin seinen im Jahr 2019 verstorbenen Vater, den Schlagersänger Costa Cordalis („Anita“). Wie der 54-Jährige seine Mutter von der Maske aus erschreckt hat, als Sohn der Schlagerbekanntheit aufgewachsen ist und ob er der verpassten Teilnahme am „Dschungelcamp“ noch nachtrauert, erzählt er im Interview.

Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie gefragt wurden, ob Sie Ihren Vater spielen wollen?

Zuerst wusste ich gar nicht, was ich spielen sollte. Es ging zunächst darum, ob ich Lust hätte, eine Rolle zu übernehmen. Das Produktionsteam hat sehr vorsichtig angeklopft. Ich bin zwar kein Schauspieler, habe mir das aber zugetraut, weil ich ja schon seit ewigen Zeiten immer wieder vor der Kamera stehe. Erst später hat man mir gesagt, dass ich meinen Vater im Jahr 1990 darstellen soll, und auch gleich, dass es kein Film über Musik und das Partyleben ist, sondern eher eine Art Krimi.

War für Sie dann schnell klar, dass Sie die Rolle übernehmen?

Mein Vater ist für mich ein sehr emotionales Thema, auch weil er erst so kürzlich verstorben ist. Ich habe ihm aber auch versprochen, dass ich alles dafür tun werde, dass sein Andenken weiter besteht und auch seine Musik weiterlebt, generell die Musik in der Familie Cordalis. Deswegen war es mir eine riesengroße Ehre, dass ich ihn spielen darf. Ich habe relativ schnell zugesagt.

Costa Cordalis während eines Auftritts in der „Hitparade“ im Jahr 1994. DPA

Was denken Sie, wie seine Fans reagieren werden, wenn sie „König von Palma“ sehen?

Sie werden natürlich besonders kritisch auf mich schauen, und ich fühle mich gleichzeitig sehr beobachtet, weil ich es natürlich auch sehr gut machen möchte. Es ist schließlich mein Vater, und da gebe ich wirklich alles. Familie ist bei uns schon immer das absolut Größte gewesen. Auch die Fans sind schon auf das Thema fokussiert, weil meine Mutter, meine Schwestern und ich schon früh mit dabei waren.

Den Pressefotos nach zu urteilen, hat die Maske ganze Arbeit geleistet, Sie in Ihren Vater zu verwandeln.

Da gab es eine krasse Situation. Ich saß in der Maske, wurde gestylt. Das hat immer sehr lange gedauert wegen der Haare. Meine Mutter hat dann per Videocall angerufen, und ich bin einfach ans Telefon, ohne groß darüber nachzudenken. Als sie mich gesehen hat, hat es sie fast nach hinten hinuntergebügelt. Sie hat bestimmt gedacht „Um Gottes willen. Telefoniere ich jetzt mit dem Jenseits oder was ist da los?“

Sind Sie selbst auch erschrocken?

Es ist ja sehr langsam passiert, aber natürlich schon. Auch, wie mich die Leute wahrgenommen haben, als ich als mein Vater irgendwo langlief, war krass. Das Schöne an meinen kurzen Haaren ist ja sonst, dass ich schnell undercover sein kann. Wenn die Leute genau hinschauen, erkennen mich die meisten. Aber wenn ich eine Mütze aufziehe und einen Hoodie drüber, kann man schon ein bisschen abtauchen, wohingegen mein Vater oft schon aus 100 Metern Entfernung auffiel wegen seiner Frisur.

Hat es Sie nicht aufgewühlt, Ihren Vater zu spielen?

Ich habe meine Emotionen ihm gegenüber ausgeblendet. Man ist so fokussiert und muss sich auch emotional an andere Orte bringen, da darf nicht das Sentimentale mitschwingen. Zudem war es eine fröhliche Situation. Wenn ich da denke „Oh Gott, mein armer Vater. Was würde der jetzt sagen? Sitzt oben und guckt runter …“ Das denke ich tatsächlich manchmal, aber nicht beim Drehen. Da habe ich mich nur auf meinen Job konzentriert und das hat echt ganz gut geklappt. Das hätte ich gar nicht gedacht.

Sie haben ihn schon früh auf Tour begleitet. Das hat bestimmt geholfen, ihn jetzt darzustellen, oder?

Ja, sehr. Seit „Viva la noche“, 1997, noch vor meinem Abitur, habe ich ihn ständig begleitet. Ich habe Tausende von Shows mit ihm gemacht.

Denkt in seiner Wahlheimat Mallorca oft an seinen Vater: Lucas Cordalis. | FOTO: NELE BENDGENS Simone Werner

Durften Sie in dem Film auch singen?

Ich durfte auch singen, ja, die Zuschauer werden aber meinen Vater hören. In einem Take habe ich auch nur so getan, als ob ich singe, damit der Schnitt später einfacher ist. Ich hatte einen ganz kleinen Stecker im Ohr, und nur ich habe die Musik in dem Moment tatsächlich gehört. Und die Leute, das Publikum, was da war, hat sich zu meinen Bewegungen synchron bewegt, ohne irgendetwas zu hören. Das war richtig cool. In anderen Takes lief die Musik ganz normal und alle feierten mit.

Worin ähneln Sie Ihrem Vater am meisten?

Die Musik war immer unsere gemeinsame Liebe, sie verbindet uns sehr. Auch was den Charakter betrifft, habe ich sehr viel von ihm übernommen: die Ruhe, alles erst einmal zu reflektieren, Menschen zu lieben. Das hat ihn sehr ausgezeichnet und wahrscheinlich seine Karriere auch möglich gemacht. Er hat immer alles für die Menschen gegeben und signiert, bis jeder sein Autogramm hatte.

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Wie war es, mit so einem bekannten Sänger aufzuwachsen?

Für mich ganz normal, weil mein Vater zu Hause einfach nur mein Papa war. Wenn er auf die Bühne gegangen oder im Fernsehen aufgetreten ist, war er der Mensch, den jeder kennt, der Star. Zu Hause hat meine Mutter gesagt: „Costa, bring bitte mal den Müller raus.“ Und dann haben wir Sport gemacht oder Dinge, die ein Familienvater eben mit seinen Kindern macht. Ich hatte eine herrliche Kindheit und da wir in einem ganz kleinen Ort im Schwarzwald (Freudenstadt, Anm. d. Red.) groß geworden, sind, war seine Bekanntheit eher kein Thema. In der Stadt wäre das vielleicht anders gewesen. Aber so waren wir ganz normale Kinder.

Haben Sie Ihren Vater als Sänger bewundert?

Wenn ich ehrlich bin, ja.

Wieso „wenn Sie ehrlich sind“?

Weil viele das abstreiten und „Nein“ sagen würden, weil er ja „nur“ ein Schlagersänger war. Mein Vater hat die Musik aber wirklich von der Pike auf gelernt, er hat fünf Jahre eine Gesangsausbildung gemacht und hat klassische Musik studiert. Auch seine Stimme war außergewöhnlich. Er konnte Klassisches ebenso singen wie Sakrales. Das war echt irre. Deswegen sage ich: Er hätte es heute auch geschafft. Man wäre gar nicht an ihm vorbeigekommen.

Sie leben seit 2002 fest auf der Insel, in Santa Ponça. Wie kam es dazu?

Mein Vater hat mich schon als Jugendlicher mit auf die Insel genommen. Es ging aber immer direkt in die Partyhochburg nach Arenal, ich wusste gar nicht, wie es anderswo aussieht. Später bin ich dann selbst oft hier aufgetreten und war der Erste meiner Familie, der fest nach Mallorca gezogen ist. Meine Eltern hatten schon vorher ein Haus hier gebaut. In dem haben wir immer gewohnt, als wir auf der Insel aufgetreten sind, damit wir nicht in einer heruntergekommenen Wohnung in Arenal schlafen müssen, sondern es auch ein bisschen schön haben. 2002 hatte ich gerade eine Phase hinter mir, in der ich fünf Jahre lang jeden Tag gearbeitet habe. Ich war in einem Produktionsteam, mit dem wir sehr erfolgreiche Dance-Formate gemacht haben. Die restliche Zeit habe ich mit meinem Vater im Studio gesessen, oder wir waren auf Tour. Danach wollte ich einen Gang zurückschalten. Es hat nicht lange gedauert, bis meine Eltern den Gedanken auch toll fanden, fest auf der Insel zu leben, und nachzogen.

Wo kann man Sie bald sonst noch auf dem Bildschirm sehen?

Wir drehen aktuell die siebte Staffel von „Daniela Katzenberger – Familienglück auf Mallorca“ für RTL ZWEI zu Ende. Ich denke, die Folgen werden Anfang des Sommers ausgestrahlt. Ansonste nehme ich derzeit ein Schlageralbum mit Christian Geller auf, einem der tollsten Schlagerproduzenten. Ich singe dieses Mal. Und Showanfragen für deutsche Fernsehproduktionen habe ich auch schon einige erhalten, von „Grill den Henssler“ bis „Let’s Dance“. Bei welchen ich zugesagt habe, kann ich allerdings noch nicht verraten. Vor „Let’s Dance“ jedenfalls habe ich richtig Respekt. Das ist eine harte Nummer. 14 Wochen. Das bindet dich sehr. Das muss man sich schon überlegen.

Trauern Sie dem verpassten „Dschungelcamp“ noch nach oder überwiegt die Freude, wieder hier bei Ihrer Familie zu sein?

Der Stachel sitzt schon tief, wenn ich ehrlich bin. Es hat mich ziemlich enttäuscht. Ich bin extra nach Südafrika geflogen und konnte nicht das machen, was ich mir vorgenommen habe. Ich bin ehrgeizig und habe ja auch eine Familienehre zu verteidigen (Costa Cordalis gewann das Format 2004 als „Dschungelkönig“, Anm. d. Red.). Aber ich habe sonst immer Glück, und wer weiß, wofür es gut war. Und es heißt ja nicht, dass ich nächstes Jahr nicht nach Australien fliege. Nach Hause zu kommen und bei meiner Familie zu sein, gibt mir immer die meiste Kraft. Meine Tochter sagt dann zu mir: „Papa, ich hab dich lieb.“ Wenn ich Glück habe, sagt es meine Frau auch (lacht), und dann ist die Welt in Ordnung.