Familie, Träume und jede Menge Schwierigkeiten auf Mallorca, so in etwa lässt sich die neue sechsteilige Serie „Der König von Palma“ beschreiben, die seit dem 24.Februar vom Streaminganbieter RTL+ und an Ostern auch im Free Tv gezeigt wird. Die Geschichte, mit Henning Baum in der Hauptrolle, ist in groben Zügen angelehnt an das Leben von Manfred Meisel, dem legendären Wirt des Bierkönigs, der vor fast 25 Jahren auf seiner Finca in S’Aranjassa ermordet wurde, gemeinsam mit seinem achtjährigen Sohne Patrick und der Tierpflegerin Claudia Leisten. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt. An der deutschen Filmproduktion wirkten auch viele Mallorquiner mit, darunter der Schauspieler Toni Pons. Die MZ traf den 46-jährigen Palmesaner zum Frühstück.

Herr Pons, eine Fremdsprache, so sagt man in Deutschland, lernt man am besten in einem Bett. Wie verhält es sich da bei Ihnen? Sie sprechen fließend Deutsch!

(Lacht.) Es war 1990, ich war 14 und meine Eltern hatten eine Ferienwohnung in Colònia de Sant Jordi gemietet. Da bin ich nachts heimlich aus dem Fenster raus und mit einem Freund in die Disco. „Ritmo de la noche“ war da der Superhit. Ich lernte ein Mädchen kennen, eine Deutsche, genauso alt wie ich. Wir tanzten, und dann küssten wir uns am Strand. Leider blieb sie nur noch vier, fünf Tage. Aber danach hatten wir noch jahrelang eine Brieffreundschaft. Sie hieß Janet und kam aus Köln.

Ihr ersten Erfahrungen mit Deutschen waren also durchaus positiv?

Absolut. Ich habe dann zwei Jahre später in den Ferien als Kofferträger im Fünf-Sterne-Hotel Son Vida gearbeitet. Das war schon ein sehr hohes Niveau, auch was die Erwartungen der Gäste anging.

Also Bulgari statt Ballermann?

Nein, nicht nur. Ich bin damals, so 1992, mit Freunden abends an den Ballermann. Das war einer der ersten Abende, wo ich Erfahrungen mit Alkohol gemacht habe. Wir versorgten uns an einem Supermarkt, tranken am Strand, und dann sind wir in die großen Discos: Riu Palace, Joy Palace, Zorba’s und Scorpio. Das waren auch komische Momente. Wir fühlten uns wie Ausländer im eigenen Land. Wir waren gefühlt die einzigen Mallorquiner, die da feierten. Tagsüber am Ballermann 6 war das noch merkwürdiger. Betrunkene Deutsche, die Sangria aus Eimern mit langen Strohhalmen tranken. Im Hintergrund lief Schlager. Da fühlten wir uns nicht zugehörig. Das war zu 100 Prozent deutsch und hatte nichts mit unserem Leben zu tun.

Was Sie nicht davon abgehalten hat Tourismus zu studieren.

Richtig, da hab ich dann auch Deutsch und Englisch studiert und war später bei Iberostar im Sales-Bereich. Ich bin für meine Firma durch die halbe Welt gereist, wobei es zum Beispiel darum ging, neue Märkte zu erschließen. Doch erst mit 34 habe ich gemerkt, dass das nicht mein Leben ist. Meine wahre Leidenschaft gilt in Wahrheit dem Schauspiel, und so bin ich quasi als Senior noch einmal auf die Schauspielschule.

Wie wichtig ist denn die aktuelle Produktion „Der König von Palma“ für Sie?

Genauso wichtig wie für Mallorca. Für die Insel ist es super, weil der Film Mallorca noch weiter erschließt. Erst der Film „Cloud Atlas“, immer mehr Netflix-Produktionen und jetzt „Der König von Palma“. Und es ist toll, dass die Produktion viele Rollen mit mallorquinischen Schauspielern besetzt hat – eine deutsche Produktion, in der sogar Mallorquinisch gesprochen wird. Und ich bin dabei und erlebe beide Welten. Dass ich da mitmachen darf, ist wie ein Geschenk für mich.

Die Welt von „Der König von Palma“ wirkt recht düster trotz Urlaubsfeelings.

Ist sie in gewisser Weise auch. Da kommt ein deutscher Glücksritter auf die Insel auf der Suche nach seinem Paradies. Was er findet sind Intrigen und Korruption inmitten eines mörderischen Kampfes um die Macht im Nachtleben. Ich glaube, unsere Regierung fand das Drehbuch nicht ganz so toll. Aber die Zuschauer werden auch die positiven Seiten von Mallorca in ihre Herzen zurückholen. Sie werden sich an ihre vergangenen Urlaube erinnern und daran, dass Mallorca ein Paradies ist.

Welche Rolle spielen Sie im Paradies?

Ich bin einer der guten Polizisten, nicht einer von den korrupten. In dieser Rolle fühle ich mich ganz wohl. Ich hasse Ungerechtigkeit. Meiner Figur geht es da ganz ähnlich. Sie heißt übrigens genauso wie ich: Pons. Nur der Vorname ist anders. In der Serie heiße ich Didac, nicht Toni.

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Dabei sehen Sie doch gar nicht aus wie ein Polizist!

Das sagen Sie! Im April letzten Jahres habe ich für „Furia“, eine Serie im Regionalsender IB3, einen Polizisten gespielt. Im Mai dann im „König von Palma“ ebenfalls, und im Juli durfte ich für einen Kurzfilm wieder in die Polizeiuniform schlüpfen.

Fühlen Sie sich da nicht ein bisschen sehr auf diese Rolle festgelegt?

Das habe ich eine Zeit lang auch befürchtet. Aber dann bekam ich zur Abwechslung in der Netflix-Serie „Cleo“ eine andere Rolle. Jetzt bin ich ein Taxifahrer.