Glauben Sie an Gott? Auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln beantworten diese Frage inzwischen nur noch 56 Prozent der Bevölkerung mit Ja. Das ergibt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gadeso in Palma. Zu beobachten sei über die vergangenen Jahre ein langsamer, aber stetiger Rückgang der Zahl der Gläubigen auf den Inseln. Vor allem junge Leute sagten von sich immer häufiger, sie seien nicht mehr gläubig, oder antworteten gleich gar nicht mehr auf eine solche Frage. Zugrunde liegen 400 Gespräche mit Balearen-Bewohnern aus allen Regionen der Inseln.

Die Entwicklung entspricht dem spanienweiten Trend, auch in den weiteren Regionen des Landes wenden sich immer mehr Menschen vom Glauben ab. Laut einer Studie des Zentrums Pew Research steht Spanien an dritter Stelle in Europa hinsichtlich der Abkehr vom Christentum.

20 Prozent Muslime auf den Inseln

Die Bestandsaufnahme auf den Inseln indes ergab, dass noch rund 72 Prozent der Menschen katholisch sind. Knapp 20 Prozent sind Muslime – eine Folge der kontinuierlichen Einwanderung von Personen aus islamisch geprägten Ländern sowie einer heranwachsenden zweiten Einwanderer-Generation. Nur 5,6 Prozent der Balearen-Bewohner sind Protestanten, rund ein Prozent ist jüdischen Glaubens. Einen Anstieg gibt es bei den Orthodoxen, unter ihnen geflüchtete Ukrainer.

Nur rund 35 Prozent der Balearen-Bewohner gaben an, ihre Religion auch im täglichen Leben zu praktizieren. Und von diesen wiederum geht lediglich ein Drittel jede Woche in die Kirche. Auch sonst ist eine deutliche Abkehr von den Positionen der Kirche ist feststellbar. So sind 99 Prozent der Befragten auf den Inseln für die Möglichkeit der Scheidung, 80 Prozent befürworten ein Zusammenleben von Personen ohne Trauschein, 75 Prozent stehen hinter dem Abtreibungsgesetz, und 69 Prozent befürworten die Sterbehilfe. Gleichgeschlechtliche Ehen werden von 64 Prozent der Bevölkerung akzeptiert.

Papst Franziskus sehen 54 Prozent positiv

Anders sieht es bei der Frage aus, ob homosexuelle Ehepartner Kinder adoptieren dürfen: Dieser Frage stehen nur 48 Prozent aufgeschlossen gegenüber. Bei den über 65-Jährigen sind gar 80 Prozent dagegen.

Befragt wurden die Teilnehmer der Umfrage auch zu Kritikpunkten an der katholischen Kirche. Deren Finanzierungsmodell lehnen 90 Prozent ab. Fast ebenso viele, 86 Prozent, sind gegen das Konkordat des Staates mit dem Vatikan, durch das dieser Einfluss auf staatliche Angelegenheiten ausüben kann.

Die Begeisterung für Papst Franziskus nimmt ebenfalls ab. Inzwischen stehen dem Pontifex maximus nur noch 54 Prozent der Befragten positiv gegenüber. Damit ist er trotz allem deutlich angesehener als die spanische Bischofskonferenz. Die wichtigste Aufgabe des Papstes, so sehen es zumindest die Befragten, ist der Kampf gegen die Missbrauchsfälle in der Kirche. Auch müsse das katholische Oberhaupt dringend die Aufgabe der Kirche innerhalb der Gesellschaft neu definieren.