Mallorca Zeitung

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Dieser Buchladen in Palma de Mallorca verkauft nur Bücher von Autorinnen

Die Argentinierin Aldana Areco hat vor wenigen Wochen die "Llibereria pròpia" eröffnet

Aldana Areco in ihrer „Llibreria pròpia“ (Eigenen Buchhandlung) in Palma. | FOTO: NELE BENDGENS

Wer gerade das Bücherregal in der Nähe hat, kann ja vor dem Lesen des Textes einmal nachzählen, wie viele der Werke von Frauen geschrieben wurden. Gar nicht mal so viele? Das ist nicht verwunderlich, denn im Normalfall sind die Männer klar in der Überzahl. Genau dagegen will Aldana Areco mit ihrem Buchladen vorgehen. Die „Llibreria pròpia“ (katalanisch: eigener Buchladen) verkauft ausschließlich Bücher, die von Frauen geschrieben wurden. „Ich will natürlich nicht, dass jeder nur noch Bücher von Frauen liest“, sagt Areco. „Aber Bücher von Männern bekommt man viel leichter in die Hand.“ Sie versuche, mit ihrem Laden ein Gleichgewicht herzustellen. Und einen neuen Blickwinkel zu bieten.

Gerade im Bereich der Sachbücher und Essays überwiegen in den Regalen von Arecos kleinem Geschäft vor allem Werke, die Politik, Geschichte und auch Wissenschaft aus der weiblichen Perspektive beleuchten. Ein Buch beschäftigt sich zum Beispiel damit, dass Medikamente meist nur an männlichen Probanden getestet werden und somit auch für Männer gedacht sind. Ein anderes bereitet historisch auf, welche Erfindungen von Frauen gemacht wurden.

Keine klassischen "Frauenthemen"

Areco hat Diäten, Kindererziehung und andere klassische „Frauenthemen“ gezielt ausgelassen. „Ich selbst habe lange lieber Bücher von Männern lesen, weil ich dachte, sie hätten Wichtigeres zu sagen“, erklärt die 42-Jährige. Dabei habe sie nur nicht die richtigen Bücher gekannt.

Die Argentinierin ist bereits seit 20 Jahren auf Mallorca und hat Literatur an der Balearen-Universität studiert. Ihr Bücherregal zu Hause hat bis heute einen klaren Überhang an männlichen Autoren. Ihr Geschäft soll ihr und anderen dabei helfen, das zu ändern. Die Buchhandlung im Carrer Argenteria, 14 in Palma besteht nur aus einem winzigen Raum von 24 Quadratmetern. Darin hat Areco ein Regal für Romane, daneben gibt es Gedichte, Theaterstücke, Graphic Novels. Ein Regal mit Büchern auf Englisch soll bald dazukommen. Areco hat erst vor drei Wochen eröffnet, noch ist nicht alles an seinem Platz.

Buchladen mit Sex-Ecke

Die Wände im Eingangsbereich sind dunkelrot mit goldenen Mustern tapeziert. Ein Kronleuchter verschafft dem Raum einen viktorianischen Hauch. Areco wollte eine einladende Atmosphäre schaffen, aber gleichzeitig an einen ernst zu nehmenden Literatursalon erinnern. Neben der Fiktion befindet sich im dunkelroten Bereich auch ein erstes Regal mit Sachbüchern. „Hier ist die leichtere Kost“, sagt Areco. Die politischen Essays und kämpferischen Sachbücher hat sie ein paar Schritte weiter untergebracht, wo die Wand in einem kalten Blau gestrichen ist.

Ganz hinten sieht es dann doch noch einmal klischeehaft weiblich aus: Hinter einem Glitzervorhang befindet sich eine Nische mit rosa Wänden und roten Plüschkissen. „Kleine Mädchen laufen manchmal direkt begeistert in diese Richtung, aber das ist noch nichts für sie“, sagt Areco und lacht. Denn das ist die Sex-Ecke des Ladens. Hier gibt es Bücher über weibliche Lust, Geschlechtsorgane und Prostitution.

Für Leser, die sich in die Welt der Frauenliteratur hineinwagen wollen, hat Areco natürlich Tipps. Unter den Romanen empfiehlt sie „Suite française“ von der in Auschwitz ermordeten Französin Irène Némirovsky. Als Sachbuch zieht Areco das dünne Heftchen „The Danger Of a Single Story“ der Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie aus dem Regal. Neben dem Blickwinkel einer Frau sei darin auch eine nichteuropäische Perspektive auf die Geschichte kennenzulernen.

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