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Dieser Ort an der Ostküste wird von vielen völlig unterschätzt

Wie viele Küstenorte profitiert auch Porto Cristo Mitte Oktober von dem überwiegend milden Wetter und den Herbstferien in Deutschland. Doch alle wissen: Schon bald werden die Bürgersteige hochgeklappt

Sonnenbaden im Oktober: In Porto Cristo genießen viele Urlauber die milden Temperaturen.

Sonnenbaden im Oktober: In Porto Cristo genießen viele Urlauber die milden Temperaturen. / Simone Werner

Sophie Mono

Sophie Mono

Je nachdem, wohin man schaut, könnte es auch Hochsommer sein. Ein Souvenirladen neben dem anderen zieht die Urlauber an. Die Terrassen der Restaurants in erster Meereslinie sind recht gut gefüllt. Auch die Spar-Supermärkte haben viel Laufkundschaft: Von Zahnpasta über Sandspielzeug bis zu plastikverpackten Mitnehm-Sandwiches gibt es hier im Sommerhalbjahr so ziemlich alles zu überteuerten Preisen. In stereotyper Kluft – kurze Ärmel, Sonnenbrille, gezückte Handykamera – schlendern die Urlauber durch Porto Cristo. Es mag am guten Wetter liegen – darüber, dass in der Nebensaison zu wenige Kunden kommen, kann man sich an den Hotspots des Küstenorts derzeit jedenfalls nicht beschweren.

„Alles gut“, sagt ein wortkarger Supermarktbesitzer. Von der Eingangstür seines Ladens aus hat man freien Blick auf die Einfahrt des kleinen Parkhauses, das sich ebenfalls direkt an der Küste befindet. „Completo“ (Besetzt) ist auf der Anzeigetafel in Rot zu lesen. Kaum vorstellbar, dass in wenigen Wochen hier fast alles geschlossen sein wird. „Ich mache am 31. Oktober dicht, so steht es im Pachtvertrag“, sagt der Supermarktbetreiber. „Alles andere lohnt auch nicht.“ Bis dahin heißt es: So viel Umsatz machen wie möglich, bis die Saison an Ostern wieder losgeht.

Gemütlich sitzen direkt am Hafen.

Gemütlich sitzen direkt am Hafen. / Simone Werner

Viel los in Strandnähe

„Es stimmt schon, aktuell ist hier viel los. Aber das beschränkt sich vor allem auf die Straßen nahe des Strands. Weiter oberhalb verirren sich kaum Touristen“, sagt Margalida, eine ältere Mallorquinerin, die aus einer Apotheke kommt. „Ich mag den Trubel. Der Winter wird noch lang genug“, fügt sie hinzu.

Auch der donnerstägliche Markt, der am Boulevard oberhalb der öffentlichen Tiefgarage aufgebaut ist, dürfte als Urlaubermagnet dienen. An mehr als einem Dutzend Ständen bieten hier Kunsthandwerker und ein paar Lebensmittelhändler ihre Ware feil. „Wir sind mit dem Bus aus Cala Millor gekommen, weil wir wussten, dass heute Markt ist“, erzählt Michaela Steinert aus Berlin. In der Hand hält sie eine Tüte bunyols, das fritierte mallorquinische Teiggericht mit einer Extraportion Zucker obendrauf. „Wir finden es ganz hübsch hier. Obwohl wir auch nicht wissen, wo wir jetzt noch hingehen sollen. Einmal ans Wasser, das war’s.“

Belebter Hafen

Tatsächlich findet das touristische Leben, das dieser Tage in Manacors Hafenort noch deutlich zu spüren ist, hauptsächlich rund um den puerto statt. Neben den gelbroten Linienbussen, mit denen auch die Berliner Urlauberin und ihr Mann gekommen sind, bringen private Reisebusse weitere Besucher. „Aber lassen Sie sich nicht täuschen, das sind immer nur die Stoßzeiten. Und wirklich Geld ausgeben, mag hier auch niemand“, brummt der Kellner eines der Straßencafés. „Ich bin zufrieden, ich kann mich nicht beklagen“, hält Santiago dagegen, einer der Marktverkäufer. „Das liegt aber nicht nur an Porto Cristo.“ In den Sommermonaten baue er seinen Stand jeden Tag an einem anderen Markt auf. „Solange das Wetter mitspielt, läuft es überall ganz gut. Aktuell sogar besser als mitten im Sommer, wenn die Leute wegen der Hitze nur am Strand sind.“

Apropos Strand: Hier ist es vergleichsweise leer. Sonnenliegen und -schirme werden zwar noch verliehen, die meisten davon sind aber leer. „Heute morgen war es zunächst bewölkt, und dann der Wind“, sagt Emilie Stelter, eine deutsche Urlauberin. „Ich habe gar kein Badezeug mitgebracht.“ Sie sei in einer Unterkunft in Canyamel untergebracht und mit dem Mietwagen nach Porto Cristo gefahren. Aber auch eher zum Bummeln. „Wirklich schön finde ich Porto Cristo nicht im Vergleich zu anderen Küstenorten hier im Inselosten. Aber ich wollte einmal etwas Neues sehen. Schade, dass die meisten Souvenirläden hier alle das Gleiche verkaufen.“

In einem Café mit Meerblick.

In einem Café mit Meerblick. / Simone Werner

Saisonende naht

Hätten das die Betreiber des Can Llabrés gehört – sie hätten vehement widersprochen. Seit 80 Jahren gibt es den Familienbetrieb bereits. Noch immer werden in dem „ersten Souvenirladen des Inselostens“, wie ihn die Inhaber nennen, ausgewählte Geschenk- und Dekoartikel verkauft. Ein Blick in das Geschäft – natürlich ebenfalls in unmittelbarer Meeresnähe – beweist, dass das Unternehmen noch immer zu florieren scheint. Zumindest heute, am Markttag, bei 25 Grad und Sonne.

„Das Saisonende naht, trotz allem“, weiß Pedro Serra. Der ältere Herr sitzt auf einer der Bänke, die nahe der riesigen Tintenfisch- Statue bei der Touristen-Info aufgestellt sind. Ja, er habe schon den Eindruck, dass dieses Jahr etwas mehr los sei, sagt er auf Nachfrage. „Aber es kommt auch immer auf den Tag an. Morgen soll es regnen, dann ist das hier leer gefegt.“ Und im Winter sei tote Hose. „Dann haben wir das Dorf für uns.“

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