Warum Fans für diesen Halloween-Grusel bis zu zwei Stunden anstehen
In Palmanyola bereiten zwei Mallorquiner dieser Tage ihren Garten für Halloween vor. Wie in den Vorjahren erwarten sie Hunderte von Besuchern

Sind erst über die Jahre hinweg zu echten Halloween-Freaks geworden: Cristina Cendrós, Paco Coll und zwei ihrer Figuren. / NELE BENDGENS
In wenigen Tagen stehen in Palmanyola wieder Hunderte, von der ganzen Insel anreisende Menschen bis zu zwei Stunden Schlange, um den Garten von Paco Coll und Cristina Cendrós zu bewundern. Das Einzige, was dann noch an einen Garten erinnert, werden einige Sträucher und das extra aufgeschüttete Laub sein. „Das nutzen wir, um Friedhofatmosphäre zu schaffen“, erzählt Coll, während er auf drei große Säcke Laub deutet.
Zu Halloween verwandeln die Mallorquiner den Außenbereich ihres Zuhauses in eine Furcht einflößende Themenlandschaft. Um alles vorzubereiten, hat sich Coll extra einen ganzen Monat Urlaub genommen. „Es ist keine Party und auch keine Geisterbahn mit Menschen, die die Besucher erschrecken“, stellt der 52-Jährige klar. Dafür dürften den Besuchern einige der sich zu düsterer Musik und Lichteffekten bewegenden Figuren ordentlich Angst einflößen.
Für sie haben die Mallorquiner teils je über 1.000 Euro ausgegeben. „Was die ganze Deko und die Figuren, die wir teilweise aus dem Ausland bestellt haben, zusammen gekostet haben, will ich lieber erst gar nicht ausrechnen“, sagt Cristina Cendrós, die sich mit ihrem Partner auf der Insel eher zufällig einen Namen in der Halloween-Szene gemacht hat. Angelehnt an die US-amerikanische Horrorkomödie „Beetlejuice“ von Tim Burton nennen sie ihr Haus Casa de Bitelchús.

Schon jetzt gleicht der Garten einem Friedhof. Dabei fehlt noch einiges an Dekoration. / Bendgens
„Alles hat 2016 damit angefangen, dass wir ein Essen für Freunde organisiert haben. Alle sollten sich verkleiden, damit wir lustige Fotos machen konnten. Im Garten hatten wir lediglich drei Grabsteine aufgestellt“, erzählt die 47-Jährige. Die kamen auch bei den Kindern aus dem Ort, die nach Süßem oder Saurem gefragt haben, gut an. So sprach sich in Pal- manyola schnell herum, dass es bei den Mallorquinern etwas zu sehen gibt. Jahr für Jahr wuchs die Menge an Deko und Figuren, und Coll und Cendrós investierten immer mehr Zeit und Aufwand in ihren Halloween-Garten.
Einem viralen Video sei Dank
Dass gleich Hunderte Halloween-Fans zu erwarten sind, sei erst seit etwa drei Jahren so. Dafür hatte auch ein Video vom Halloween-Haus des Influencers Alberto Espejo (@albertomallorca) gesorgt, das viral ging. Er sei ein Freund des Paares.
Wie viele Menschen mittlerweile genau kommen, wissen die beiden Halloween-Freaks nicht. „Wir haben einmal versucht, sie mit einem Zähler zu zählen, doch irgendwann aufgegeben“, so Coll. Damit sich die Masse auf mehrere Tage aufteilt, hat der Halloween-Garten an vier Tagen auf – bei Regen und Sturm bleibt er geschlossen. „Wir machen am 30. Oktober auf und feiern schon ein Vor-Halloween“, sagt Cristina Cendrós. Am meisten Besucher, dann auch verkleidet, kämen an Halloween selbst (31.10.).
Ob Kinder, Erwachsene oder Senioren: Der Besuch der Casa de Bitelchús sei für alle, egal welcher Nationalität, geeignet. „Es sind immer wieder auch Kinder dabei, die sich zunächst nicht trauen und die ich erst einmal überzeugen muss“, erzählt Cendrós. Am Ende wollen viele von ihnen gar nicht mehr gehen, etwa ein drei Jahre altes Mädchen aus dem Ort. „Sie war so begeistert, dass sie, wieder zu Hause, nur geweint hat, weil sie so gerne zurück zu uns wollte, wie ihre Mutter mir erzählt hat. Drei Mal waren die beiden in nur einer Nacht da. Beim letzten Besuch meinte die Mutter zu mir: ‚Bitte sag ihr, dass ihr schlafen geht!‘“, so die gelernte Friseurin, die sich an den vier Tagen um den Einlass kümmert und alle Gäste bittet, die Figuren und Deko nicht anzufassen.

Eindruck aus dem Kinderzimmer. / Nele Bendgens
Spenden erwünscht
Direkt am Eingang steht eine Figur mit einer Box für Spenden. Das Paar verlangt keinen Eintritt, freut sich aber über Spenden. „Zuletzt haben wir alleine 300 Euro für Bonbons und Süßigkeiten ausgegeben“, erzählt Cendrós.
Nach dem Eingangsbereich warten eine Kirche, ein Friedhof, ein Folterbereich, eine Nervenheilanstalt, ein Hexenhaus, ein Kinderzimmer und ein Dracula-Haus auf Besucher. Die großen Konstruktionen, wie etwa eine Guillotine aus Holz oder die Kreuze, hat Coll gebaut. Um die Details wie Spinnennetze kümmert sich seine Frau.
Viele Gegenstände haben die Mallorquiner von Flohmärkten oder aus Antiquitätenläden, etwa Kirchenstühle oder ein altes Klavier. Über die Jahre hinweg schenkten Freunde und Kunden ihnen auch weitere Utensilien, wie zum Beispiel Krankenhauskittel aus Son Espases oder Werkzeuge.
„Vergangenes Jahr waren wir manchmal erst um 3 Uhr im Bett“, erzählt die zweifache Mutter, die als Reinigungskraft arbeitet. Über Nacht alles auszuschalten, abzudecken und einzusammeln, dauere noch einmal eine ganze Stunde. Manchmal wundert sich Cendrós auch heute noch, wie sie zu einem solchen Halloween-Freak werden konnte. Sie sei ängstlich und schreckhaft, wenn sie derzeit etwa alleine nachts den Garten dekoriert. „Zudem mag ich Horrorfilme überhaupt nicht.“
La casa de Bitelchús: Avenida de Sóller, 48B, Palmanyola, 30.10.: 18–23 Uhr, 31.10.: 18–1 Uhr, 1.11.: 18–0 Uhr, 2.11.: 18–22 Uhr, IG: pacocollsanchez, cristina_cendros, Eintritt frei (Spenden erbeten)
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