Kaum eine Sendung spaltet die Gesellschaft so sehr wie „Goodbye Deutschland“. Das Leben der von Vox dokumentierten Auswanderer ändert sich meist schlagartig. Aus Normalos werden Stars, nun ja C-Promis. Man denke an Jens Büchner, Daniela Katzenberger oder die Robens, die eine große Fanbasis haben. Auf der anderen Seite werden die Auswanderer auch zur Zielscheibe und ernten Spott, Häme und Beleidigungen in den sozialen Netzwerken. Im zweiten Anlauf hat es nun auch Michael Busse vor die Kamera geschafft. Der 49-jährige Chef des Fussicamps, eines Fußballferienlagers für Kinder auf Mallorca, erhofft sich, durch die Bekanntheit ein stabileres Leben führen zu können. Die erste Folge mit ihm wird am Montag (10.1., 22.15 Uhr) ausgestrahlt.

Als Wohltäter vor die Kamera

Vor fünf Jahren hat sich Busse schon einmal bei Vox beworben, wartete aber vergeblich auf eine Antwort. „Im vergangenen Winter habe ich dann viele wohltätige Projekte gestartet“, erzählt er. „Ich habe 27 Tonnen Lebensmittel auf die Insel gebracht und gespendet. Für bedürftige Kinder habe ich 600 neue Jacken organisiert.“ Mit der Initiative „Kids need moments“ lädt der Feriencamp-Leiter auch Kinder, die Schicksalsschläge erlitten haben, auf die Insel ein. „Dadurch wurde eine Produktionsfirma auf mich aufmerksam. Sie wollten eine Sondersendung über deutsche Helfer auf Mallorca drehen.“ Beiläufig kam auch die frühere Bewerbung bei Vox zur Sprache. „Zwei Tage später riefen mich die Leiter von ‚Goodbye Deutschland‘ an. Sie waren begeistert und wollten unbedingt mit mir drehen.“

Keine Scripted Reality

Zwischen Februar und August 2021 standen dann neun Drehtage an. Busse ist jetzt gespannt auf das Resultat. „Es ist ein komisches Gefühl, da ich nicht weiß, welche Szenen am Ende zusammengeschnitten wurden“, sagt er. Dabei sei alles mit rechten Dingen zugegangen. „Ich habe dem Fernsehteam gesagt, was meine Pläne in der kommenden Zeit sind. Sie konnten dann entscheiden, ob sie mich begleiten wollten. Wir haben keine Szene erneut gedreht. Alles ist so im echten Leben passiert, mir wurden keine Sätze in den Mund gelegt.

Vox fokussierte sich dabei auf die Fernbeziehung, die Busse mit Freundin Gina und Sohn Mats (4) zwischen Cala Ratjada und Dinslaken führt. Der Familienpapa war 2010 auf die Insel ausgewandert. 2016 lernte er seine Lebensgefährtin kennen, die mehrfach den Schritt auf die Insel versuchte. Doch immer wieder zog es sie zurück in die Heimat.

„Es ist schwierig“, sagt Busse, dem nun mulmig ist, sein Privatleben derart offenzulegen. „Ich frage mich, wie ich bei den Leuten ankomme. In einer Szene hat mein Sohn Hunger, und Gina kocht ihm Nudeln mit Ketchup. Ich habe Angst, dass wir deswegen für schlechte Eltern gehalten werden, dabei ist es aber einfach nur sein Leibgericht.

Stars als Überraschung

Der 49-Jährige nimmt die Kritik auch deswegen in Kauf, weil der TV-Auftritt seinem Fussicamp zugute kommen könnte. Busse war früher Amateurfußballer. „Ich habe für die zweite Mannschaft des HSV in der Regionalliga gekickt. Fünf Mal durfte ich sogar in der Bundesliga spielen. Zu einem Profivertrag kam es aber nicht.“ In dieser Zeit knüpfte er viele Kontakte in der Branche und machte später die Trainerscheine beim DFB.

„Zwei Jahre lang habe ich geplant, um das Fussicamp 2010 auf Mallorca zu eröffnen.“ Busse startete in Santanyí. Mit der Rudi Völler Fußballschule gab es damals bereits einen Konkurrenten in Cala Millor. „Die trug aber nur Völlers Namen, geführt wurde sie von Neckermann“, sagt Busse. Das Konzept sah vor, dass das Training von Ex-Profis geführt wurde, viele von ihnen waren schon über 60 Jahre alt. Die Eltern konnten so ihre Kindheitsidole treffen. „Die Kinder kannten die Profis aber nicht, und diese waren auch mehr darauf aus, nach dem Training schnellstmöglich zum Golfplatz zu kommen“, sagt Busse, der 2016 die Völler-Schule übernahm.

Auch ins Fussicamp kommen immer wieder bekannte Gesichter wie Toni Kroos, Huub Stevens oder Claudio Pizarro. Groß Werbung macht Busse dafür aber nicht. „Die großen Kinderaugen sind mir zehn Mal lieber als die Eltern, die die Profis belagern. Bei Toni Kroos haben wir die Väter nicht auf den Platz gelassen. Pizarro musste ich ein anderes Hotel suchen, da er nicht mal in Ruhe frühstücken konnte, ohne mit Fotowünschen angesprochen zu werden.“

Kooperation mit Top-Club

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Das Geschäft läuft nicht schlecht, es gibt aber immer Rückschläge. Durch die Thomas-Cook-Pleite habe er einen fünfstelligen Betrag verloren, der nicht mit einer Eins beginnt, sagt Busse. Durch Corona kam dann noch eine enorme Stornierungswelle hinzu. „Ich erhoffe mir von ‚Goodbye Deutschland‘, dass das Fussicamp so bekannt wird, dass ich mir keine Sorge um den Unterhalt meiner Familie machen muss“, so Busse. Dafür könnte auch eine, wie er sagt „Bombe“ sorgen. „Ich werde in Kürze eine Kooperation mit einem Top-3-Club aus der Bundesliga starten.“ Wenn die Einschaltquoten stimmen, wird das dann vielleicht auch bei der Auswanderer-Doku zu sehen sein.