An der Seriosität eines 57-jährigen Deutschen, der auf Mallorca einen Ü-60-Club gegründet hat, sind in den vergangenen Tagen Zweifel aufgekommen. Die Mallorca Zeitung hatte in ihrer Printausgabe vom Donnerstag (20.1.) sowie online am Wochenende über die neue Initiative berichtet und damit viel Aufsehen erregt. Bislang beschränkt sich der von dem 57-jährigen Berliner Unternehmer Uwe Grof gegründete "Club" darauf, in Peguera und Arenal zweimal wöchentlich Treffen von Senioren zu organisieren. Dabei ginge es darum, "Spaß zu haben" und "Hilfestellung bei Alltagsproblemen zu geben", hatte Grof zur MZ gesagt. Zudem plane er mittelfristig die Gründung von Senioren-Wohngemeinschaften auf Mallorca.

Hinweise von MZ-Lesern sowie Veröffentlichungen im Berliner "Tagesspiegel" legen nun nahe, dass auch geschäftliche Interessen im Spiel sein könnten.

Wie aus zwei Berichten im "Tagesspiegel" hervorgeht (hier und hier), betrieb Grof bis vor Kurzem von einer Privatwohnung im Berliner Stadtteil Moabit einen als gemeinnützig anerkannten Verein namens "Seniorenförderclub Berlin", dessen Aktivitäten und Verflechtungen mit Gesellschaften von Uwe Grof viele Fragen aufwerfen. Der wahlweise als Projektmanager, Unternehmer, Journalist, Schuldenberater oder Immobilien-Kaufmann auftretende Grof soll damit zuletzt einen ehrenamtlichen Fahrdienst angeboten haben, um Senioren zur Impfung zu fahren. Für ein damit einhergehendes "Flotten-Netzwerk" bat er auf der Website für Spenden. Das Problem: Das "Flotten-Netzwerk" existierte gar nicht.

Vorsorgeverträge zum Geburtstag

"Wir halten den Verein nicht für seriös", zitiert der "Tagesspiegel" die Geschäftsführerin der Stadtteilkoordination Moabit-West. Uwe Grof hat laut der Zeitung außerdem in den Bezirken Mitte und Steglitz-Zehlendorf den sogenannten Sozialkommissionen angehört. Deren ehrenamtliche Mitarbeiter überbringen im Namen des Bezirksamtes hochbetagten Menschen Geburtstagsgrüße. Der eigenen Aussagen zufolge im September nach Mallorca ausgewanderte Grof soll diese Tätigkeit dazu genutzt haben, mit den Senioren Vorsorgeverträge mit weitreichenden Vermögensvollmachten abzuschließen. In zehn Fällen habe man diese Verträge wieder rückabwickeln müssen, heißt es im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf.

"Er erzählte mir von tausend Plänen", erinnert sich Bauleiter Kurt Schmitz gegenüber der MZ, "als es aber um das Geld ging, stellte sich heraus, dass er das Geld für ein solches Projekt gar nicht hat. Die Investoren müsse er erst noch anwerben."

Im Gespräch mit der MZ bestreitet Grof unlautere Absichten und Aktivitäten. Mit den Berichten im "Tagesspiegel" wolle man ihm eines auswischen, weil er es gewagt habe, die politisch Verantwortlichen wegen ihres Umgangs mit den Senioren in der Pandemie zu kritisieren. Seit seiner Auswanderung ruhe der Berliner Verein. "Ich betreibe den Seniorenförderclub nicht weiter". Dass auf der am Montagabend noch erreichbaren Website des Seniorenförderclubs weiter zu Spenden aufgerufen werde, heiße nicht, dass auch Spenden eingingen. Er habe auch in der Vergangenheit "keinen Pfennig" Spendengeld eingenommen, so Grof.

Mehrere Eisen im Feuer

Laut den auf ihn eingetragenen Gesellschaften bietet der 57-Jährige unter anderem auch "betriebliches Gesundheitsmanagement" an. Eine weitere Firma widmet sich der Entwicklung eines "Pflege-Roboters" namens "Willi". Gegenüber der MZ spielt Grof die Bedeutung dieser Gesellschaften herunter: "Das sind Start-up-Unternehmen, die nicht funktioniert haben", sagt er.

Bislang gelte das auch für das Angebot einer weiteren Firma namens "Fitbringer", auf deren Website neben dem "betrieblichen Gesundheitsmanagement" auch der Ü-60-Club Mallorca präsentiert wird. Zudem bewirbt Grof dort Seniorenreisen nach Mallorca. Er arbeite dazu mit einem Berliner Reisebüro zusammen und habe bereits die mallorquinische Hotelkette Iberostar kontaktiert, so Grof zur MZ. Die Betreuung vor Ort würde er dann übernehmen, "damit die Senioren hier nicht alleine auf der Insel sind". Zu einer Reise sei es allerdings noch nicht gekommen.

Zumindest im MZ-Gespräch am Montagabend spielt Grof auch sein Vorhaben herunter, auf Mallorca betreutes Wohnen für Senioren anzubieten. Die behördlichen Auflagen seien zu hoch und es würde viel zu lange dauern, die entsprechenden Genehmigungen zu erlangen. Wenige Tage zuvor hatte er der MZ noch gesagt, dass er zwei für Senioren-WGs taugliche Fincas bereits gefunden habe.

Bauleiter wird stutzig

Bei seinen Erkundungen auf der Insel kontaktierte Grof auch den auf der Insel tätigen deutschen Bauleiter und Projektmanager Kurt Schmitz. "Er erzählte mir von tausend Plänen", erinnert sich Schmitz gegenüber der MZ, "als es aber um das Geld ging, stellte sich heraus, dass er das Geld für ein solches Projekt gar nicht hat. Die Investoren müsse er erst noch anwerben, sagte er mir. Daraufhin brach ich den Kontakt ab." Gegenüber der MZ gibt Grof an, derzeit auf Mallorca von dem Erbe zu leben, das ihm sein verstorbener Vater hinterließ.

Bleiben noch die kostenfreien Treffen des Ü-60-Clubs, die Grof auf Facebook bewirbt. Da stecke "absolut kein monetäres Interesse" dahinter, so der 57-Jährige. Er arbeite halt "seit vielen Jahren im sozialen Bereich" und wolle "dass es den Senioren gut geht."