Schweizer auf Mallorca haben jetzt einen direkten Draht in ihr Honorarkonsulat: Unter der Handynummer 682-84 04 71 geht wochentags zwischen 9 und 12 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr Mirtha Erhart-Zimmerli selbst ans Telefon. „Ich habe kein Sekretariat, und ich mache das auch gerne“, sagt die neue Schweizer Honorarkonsulin. Und wenn man so will, ist die Aufgabe auch nicht ganz neu für sie: Der Umgang mit Behörden, Diebstahlärger, schnelle Hilfe in Krankheitsfällen – auch als Tourismusmanagerin habe sie bislang beständig für ihre urlaubenden Landsleute vermittelt oder Probleme gelöst. Und die meisten amtlichen und diplomatischen Vorgänge muss ohnehin nach der Weiterleitung nach Barcelona letztendlich das dortige Generalkonsulat erledigen.

Für das Treffen mit der Mallorca Zeitung in einem Café an der Strandpromenade von Peguera ist Erhart-Zimmerli kurz herübergekommen vom Hotel Lido Park. Das Haus mit seinen mehr als 150 Zimmern ist eines von insgesamt 14 auf Mallorca, die zur Schweizer Universal-Hotelkette gehören. Hier kümmert sich die 36-Jährige um das Incoming-Geschäft von Viajes Swiss Universal SL, also um das Zielgebiet Mallorca. Der Sitz des Konsulats ist aber in den Büroräumen in Palmas Gewerbegebiet Son Rossinyol nördlich der Ringautobahn, Besucher müssen sich vorab per E-Mail oder telefonisch anmelden.

Schweizer Behördengänge auf Mallorca

Offiziell im Amt ist Erhart-Zimmerli bereits seit Ende Oktober vergangenen Jahres, nachdem Vorgänger Christian Neukom schon zu Jahresbeginn ausgeschieden war, nach insgesamt 14 Jahren Dienst für die Eidgenossen. Die offizielle Bekanntmachung der neuen Amtsinhaberin verzögerte sich zunächst durch Einarbeitung, Reisetermine und nicht zuletzt die Planung eines Festakts auf Mallorca zum 175-jährigen Bestehen des Schweizer Generalkonsulats in Barcelona, die auch jetzt noch nicht abgeschlossen ist. Und so hat sich Erhart-Zimmerli in den vergangenen Wochen auch schon um Fälle aller Art gekümmert oder diese an die Kollegen in Barcelona vermittelt, von der Ausstellung von Geburtsurkunden über Anfragen von Mallorquinern, die gerne in der Schweiz arbeiten möchten, bis hin zu Sterbeurkunden. Vor allem aber geht es immer wieder um die Beantragung von Lebensbescheinigungen für den Bezug der Rente aus der Schweiz – ein Behördengang, der in naher Zukunft online vonstattengehen soll.

Die Amtsbezeichnung ist im Übrigen wörtlich zu nehmen: Honorarkonsulin ist traditionell ein Ehrenamt, bezahlt werden nur die Spesen. „Ich möchte neue Türen aufstoßen und Kontakte knüpfen“, so die Schweizerin ihre Motivation für die neue Aufgabe. „Es hat sich so ergeben.“ Seit inzwischen elf Jahren lebt sie mit ihren Mann auf der Insel, er ist der Generaldirektor des Familienunternehmens und Enkel des Gründers der Universal-Kette, Alfred Erhart. Geboren in der Zentralschweiz, wuchs Erhart-Zimmerli in den Bündner Alpen auf. Sie arbeitete als Au-pair in der französischsprachigen Schweiz, besuchte drei Jahre die Gastronomiefachhochschule, jobbte auf einem Weinberg sowie als Küchenchefin in Neuseeland, machte ihren Abschluss an der Hotelfachschule Thun, arbeitete in verschiedenen Hotels in den Bereichen Rezeption oder Eventmanagement und schließlich auf Mallorca bei der Agentur Hotelbeds, bevor sie dann im Familienunternehmen einstieg.

„Diese Erfahrung genauso wie ihre Sprachkenntnisse und ihre zahlreichen Kontakte auf den Balearen werden für ihr neues Amt als Honorarkonsulin von großem Nutzen sein“, heißt es denn auch in der Mitteilung des Generalkonsulats in Barcelona.

Residenten und Pendler

Die zu lösenden Probleme der offiziell derzeit 2.350 Schweizer auf den Balearen – davon rund 1.800 auf Mallorca – sowie der statistisch nicht erfassten Zweithausbesitzer auf den Inseln unterscheiden sich nach Einschätzung der Honorarkonsulin weniger von denen anderer Nationalitäten, dafür umso mehr innerhalb der Gruppe ihrer Landsleute. Während Schweizer Residenten genauso wie Einheimische beispielsweise Sorgen wegen der vorherrschenden Wohnungsnot umtrieben, kämpften Ferienhausbesitzer mit bürokratischen und steuerlichen Fallstricken. Die Nachfrage nach einer Immobilie auf Mallorca sei derzeit auch unter den Schweizern sehr groß.

Angesichts ähnlicher Sorgen der deutschsprachigen Mallorca-Residenten setzt Erhart-Zimmerli auf den Austausch mit den deutschen und österreichischen Amtskollegen. Erste Kontakte auch zu den mallorquinischen Institutionen hat sie bereits geknüpft, am spanischen Verfassungstag am 6. Dezember vergangenen Jahres. Bevor sie eigene Schwerpunkte in ihrem neuen Amt setze – verpflichtet hat sie sich für zunächst vier Jahre –, wolle sie erst mal ihre Fühler ausstrecken und Anregungen von ihren Landsleuten sammeln.

Gelegenheit dazu wird bei den Feierlichkeiten zum Jubiläum der Vertretung in Barcelona sein – im Jahr 1847 war mit Henri Grellet der erste Schweizer Konsul in Spanien ernannt worden, auf Mallorca trat der erste Konsul 1971 seinen Dienst an. Abgesehen von dem geplanten Festakt auf der Insel sind monatliche Veranstaltungen in Barcelona geplant – von der Swiss Musical Night über die Swiss Startup Night bis hin zur Swiss Football Night. Das Programm wird derzeit auf einer eigenen Website (suiza175.com) zusammengestellt.

Zwischen Wein und Yoga

Wenn Erhart-Zimmerli nicht gerade Probleme von Landsleuten und Urlaubern löst, begeistert sie sich für Mallorcas Welt des Weins, testet Ausflugsrouten oder macht Yoga. „Ich bin ein aktiver Mensch“, sagt die Mutter dreier Kinder im Alter von sieben, fünf und anderthalbJahren. Und damit auch ein bisschen gemeinsame Zeit am Strand oder bei Ausflügen bleibt, hat sie ihr „24-Stunden-Handy“ von Viajes Swiss Universal inzwischen an eine Kollegin delegiert. Nicht zuletzt eine Voraussetzung dafür, dass sie jetzt auch für ihre Landsleute da sein kann.

Schweizer Konsulat

c/o Universal Hotels,

Carrer Gremi Cirurgians i Barbers, 25

Edificio Generium, Bloque B, Planta 3, Palma

Termine unter:

Tel.: 682-84 04 71

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