Der aus dem Vox-Format "Goodbye Deutschland" bekannte Auswanderer Mark Wycislik ist sehr dankbar: Nach über zweieinhalb Jahren Pause konnte er sein Restaurant Mile's in Cala Millor wiedereröffnen und ist im März optimistisch in die neue Saison gestartet. Seit Oktober 2019 war das Lokal geschlossen. Im Frühjahr 2020, als er es wiedereröffnen wollte, grätschte die Pandemie dazwischen.

"Der Saisonstart war phänomenal. Das hätten wir gar nicht erwartet", schwärmt Wycislik am Montag (16.5.) gegenüber der MZ. Dem weiteren Verlauf der Saison sieht der Gastronom sehr positiv entgegen. "Ich freue mich wirklich, jeden Tag hier sein und aufhaben zu dürfen, und bin jeweils von 9 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts im Lokal", so der Auswanderer. Seine Frau Licia arbeite vormittags dort mit, am Nachmittag kümmere sie sich um die beiden Kinder des Paares.

Mark Wycislik vor seinem Mile's in Cala Millor. Privat

Mitarbeiter für die Sommermonate gesucht

Bis Juli könnten die Auswanderer den gut laufenden Betrieb mit dem aktuell angestellten Personal noch stemmen. Für die Hochsaison sucht Mark Wycislik jetzt schon nach Verstärkung für die Bereiche Bar, Küche und Service. Derzeit bestehe das Team aus rund 20 Mitarbeitern. In den Sommermonaten sollen es bis zu 35 sein.

Auch sonst ist Mark Wycislik froh, dass die schwersten Monate der Pandemie hoffentlich hinter ihm liegen. Die Coronavirus-Krise hatte neben seinem Geschäftsleben auch sein Privatleben ordentlich umgekrempelt. Obwohl die Wycisliks schon 2013 nach Mallorca ausgewandert waren, hatte Mark Wycislik immer auch geschäftliche Kontakte nach Deutschland. Während der Pandemie intensivierte er sie, um mehrgleisig zu fahren. Das bedeutete jedoch auch, getrennt von seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern, Daniele (6) und Leana (10), zu sein.

Ab nach Mallorca

Kennengelernt hatte sich das Paar in der Cocktailbar, die Mark Wycislik in Essen betrieb. "Ich hatte damals meine Ausbildung - Fachkraft für Veranstaltungstechnik - abgeschlossen, habe angefangen zu arbeiten und spontan eine Bar gekauft. Sie war das Stammlokal meiner zukünftigen Frau", erinnert sich der 38-Jährige. Schon als er sie hereinkommen sah, soll er gewusst haben: "Das ist sie." Die beiden lernten sich kennen, heirateten 2012 und bekamen Tochter Leana.

"Wir hatten beide keine Lust mehr auf Deutschland, ohne dass es besondere Gründe dafür gab", erinnert sich der Auswanderer. Als das Paar mit Leana in Peguera im Urlaub war, fragte einer den anderen: "Könntest du dir vorstellen, hier zu leben?". Den Auswanderer in seiner Entscheidung positiv beeinflusst haben soll die Tatsache, dass viele der Gäste seiner Bar in Essen regelmäßig nach Cala Ratjada fliegen. "Ich hatte quasi schon das Publikum für mein Cocktailkonzept dort", so Wycislik.

2012 habe sich das Paar dann bei "Goodbye Deutschland" beworben, ein Jahr später begann die TV-Begleitung. Als erstes Projekt eröffneten die Auswanderer die Cocktailbar Chucca Cala Ratjada. Mit demselben Konzept, nur auf ein jüngeres Publikum zugespitzt, ging noch im selben Jahr das The Nube in dem Ferienort im Nordosten an den Start. Mit Chucca war eine Marke geboren, die Wycislik auf Mallorca immer weiter etablieren konnte. 2016 eröffnete das Chucca Cala Millor, 2019 das an der Playa de Palma, das aktuell "Goodbye Deutschland"-Auswanderer Sohel Abdoulkhanzadeh betreibt.

Auch in den kreativen Food-Bereich tauchte Wycislik parallel immer weiter ein und brachte 2016 die Calzönerias auf die Insel. Dort gibt es Pizza-Döner-Rollen namens "Calzöner". "Sie sind wie eine Calzone, aber eben rund", so Wycislik. Erst eröffnete er 2015 ein Calzöner-Restaurant in Cala Ratjada, 2016 dann in Cala Millor. Das Lokal in Cala Ratjada gibt es mittlerweile nicht mehr, das in Cala Millor wurde als Shop im Shop ins Mile's integriert, und wird demnach von Mark Wycislik betrieben.

Mark Wycislik mit seiner Familie. Privat

Mile's in Cala Millor als Hauptgeschäft

2017 eröffnete Wycislik dann zudem das Restaurant Mile's, das neben Tätigkeiten in Deutschland heutzutage sein Hauptgeschäft ist. "Aktuell betreiben wir auf der Insel nur noch das Mile's selbst. Alle anderen Lokale haben die Jungs übernommen, die für mich gearbeitet haben. Sie machen es auf eigene Kappe, wir arbeiten aber zum Beispiel für das Marketing zusammen", erklärt der Auswanderer.

Das auf den Ausschank von Cocktails und das Nachtgeschäft spezialisierte Chucca-Konzept etwa habe er mittlerweile ziemlich zurückgeschraubt. "Wir hatten vor der Pandemie in Deutschland zwei Chuccas. Um dort weiterhin Gas geben zu können, haben wir sie aber zu Restaurants umgebaut. Dort fahren wir nun das gleiche Konzept wie im Mile's in Cala Millor. Die Lokale sind eine Mischung aus Restaurant und Bar."

Für die Insel entschieden

Da das Mile's während der Pandemie geschlossen war, wollte sich der Gastronom in Deutschland weitere Standbeine aufbauen, um den Lebensunterhalt für seine Familie zu sichern. "Ich habe hier auf der Insel keine Möglichkeit gesehen, Geld zu verdienen. Also bin ich nach Deutschland und habe dort Konzepte entwickelt, die sich rechnen sollten." Er sei in der Zeit viel gependelt. "Auf Mallorca habe ich mir 24/7 den Kopf zerbrochen: Wie geht es weiter? Macht das alles noch Sinn hier? Sollten wir nicht doch zurück nach Deutschland?" Doch seine Frau wollte unbedingt auf der Insel bleiben.

So hat er das Chucca-Konzept in Deutschland kurzerhand mit dem des "Pastakönig" zusammengelegt, der sich in Deutschland schon einen Namen gemacht hat. Entstanden sind daraus die Restobar by Pastakönig in Rheinfelden und der PastaKönig in Bad Säckingen. "Die Gäste können etwas essen und dann noch bleiben, um etwas zu trinken, aber eben nicht mehr bis 4 Uhr morgens, sondern eher bis 0 oder 1 Uhr", beschreibt der Auswanderer das Konzept.

Das könnte Sie interessieren:

Das ist neu im Mile's

Auch das Konzept in seinem Mile's hat der Gastronom für die neue Saison angepasst. "Die Karte ist kleiner und auch wir importieren mit dem 'Pastakönig' nun jede Woche frische, hausgemachte Teigwaren, etwa gefüllte Ravioli mit Lachs, Ricotta oder Spinat aus der Produktion in Rheinfelden", so der Auswanderer. Dafür seien etwa Burger aus dem Konzept geflogen. Zudem soll das Lokal nun ganzjährig geöffnet sein, nicht nur in der Sommersaison. "Ab dem Winter werde ich dann wieder tageweise in Deutschland sein, um mich um die Geschäfte dort zu kümmern", so der Auswanderer.