Selbst allen, die das Vox-Format "Goodbye Deutschland" schon eine Weile verfolgen, dürfte die Auswanderer-Geschichte von Carsten Schnakenburg und Claudia Sabitzer nachhaltig in Erinnerung geblieben sein. In einer der Juli-Folgen auf dem Sender Vox sah man, wie das Paar mit seinem ganzen Restaurant ("Butcher's") im Gepäck von Hessen auf die Insel auswanderte. Möbel, Geräte, die Küche. Alles wurde abgebaut, nach Mallorca verschifft und im neuen Lokal in Can Picafort wieder aufgebaut. Doch das vermeintliche Traumrestaurant im Norden entpuppte sich schnell als Alptraum-Restaurant.

So fing alles an

Doch zurück zum Anfang des Auswanderer-Traums: Es war Carsten Schnakenburg, der bereits über zehn Jahre in Thailand gelebt hatte, also bereits Erfahrung als Auswanderer mitbrachte, der die Idee hatte, mit seinem Restaurant von Hessen nach Mallorca zu kommen. "Ich hatte von Deutschland die Schnauze so voll, dass ich letztes Jahr einen Burnout hatte, und daher für drei Monate nach Mallorca kommen wollte. Von August bis November 2021 war ich dann alleine auf der Insel, meine Partnerin führte währenddessen das Restaurant in Deutschland weiter", erzählt der Auswanderer der MZ.

Da er schon länger den Traum hegte, wieder am Meer zu leben, schaute er sich auf der Insel auch nach einem möglichen Lokal und einer Bleibe für das Paar um. Im Oktober 2021 sei dann seine Partnerin Claudia Sabitzer nachgekommen. Gemeinsam habe das Gastronomen-Paar Anfang des neuen Jahres beschlossen, mit seinem Lokal auf die Insel zu ziehen. Schnakenburg kümmerte sich um alle Formalitäten und begann im Februar 2022 damit, das Lokal zu renovieren.

So sah das Lokal am Ende aus. Schnakenburg

Lizenz oder keine Lizenz?

Der Vormieter hatte ihm versichert, dass das Lokal über alle nötigen Lizenzen verfüge. Der Steuerberater allerdings hatte daran so seine Zweifel, die er dem Auswanderer mitteilte, meinte jedoch auch, dass viele Lokale ohne gültige Lizenz eröffnen würden. Bei einem erneuten Anruf beharrte der Vormieter zudem auf seiner Aussage, dass das Lokal über eine entsprechende Lizenz verfüge. Also stand dem Projekt offenbar nichts im Wege.

Gut, dass die Gäste ausgeblieben sind?

Das "Butcher's" eröffnete zwar Mitte April 2022 noch, doch dort stellte sich noch am selben Tag heraus, dass die Lüftungsanlage defekt war. Fast als Glück kann man es da bezeichnen, dass sowieso kaum Gäste gekommen waren. "Es stinkt sehr unangenehm", sagte Auswanderer Schnakenburg in der besagten Folge. Die defekte Anlage hatte das ganze Lokal in eine Fritteuse verwandelt. Selbst die später eintrudelnden, wenigen Gäste wie etwa Auswanderer Frank Knöttgen bekamen etwas davon mit.

Nach weiteren Recherchen erfuhren die Gastronomen zudem, dass weitere harte Auflagen hinzukommen würden. "Laut meinem Steuerbüro hätte ich einen Inspektor vom Rathaus beauftragen müssen, zudem den Boden erneuern und eine Behindertentoilette bauen müssen. Auch ein Fenster für die Küche zur besseren Luftzirkulation hätte ich einbauen müssen sowie rutschfesten Boden. Der Besuch des Inspektors kostet 5.000 Euro, wenn er die Abnahme macht, sind es noch einmal 5.000 Euro. Da habe ich gesagt 'bis hierhin und nicht weiter'", so Schnakenburg zur MZ.

Die Küche war schon etwas in die Jahre gekommen. Schnakenburg

"Ein ganz kurzes Gastspiel"

Noch in derselben Folge kündigten die Auswanderer per reingeschnittener Videobotschaft an den Sender an, wieder zurück nach Deutschland zu gehen. "Servus, hier ist der Carsten. Ich wollte euch nur mitteilen, dass es ein ganz kurzes Gastspiel war hier. Nichts als Probleme. Probleme über Probleme. Jeden Tag neue Probleme. Deswegen habe ich jetzt alles leergeräumt und mache mich nach ein paar Monaten wieder auf die Heimreise", so der Auswanderer.

Strenge Auflagen und Probleme über Probleme

Es seien mehrere Faktoren gewesen, die zu dieser Entscheidung geführt hätten, nicht nur die neuen Auflagen, die das Paar immer wieder von den Behörden bekommen habe. Auch die Rohre des Mietshauses, zu dem das Butcher's gehört, waren marode. Daher stand die Küche regelmäßig unter Wasser. Dem Vermieter war das offenbar egal, Handlungsbedarf zumindest sah er keinen. "Es waren zu viele Mängel, ein ganzes Fass voller Probleme. Ich hatte keine Lust mehr", so der Auswanderer, der sich selbst als Perfektionisten beschreibt, zur MZ.

Eine Nacht Bedenkzeit habe sich das Paar dann noch gegeben. Zeitgleich haben die Auswanderer ein Angebot bekommen, in dem Lokal eines Bekannten in Deutschland die Leitung zu übernehmen. Also beschlossen sie, die Insel wieder zu verlassen. "Zwei Freunde von mir sind dann hergeflogen und haben geholfen. Innerhalb von 24 Stunden haben wir den Laden und das Haus leergeräumt", erinnert sich der Auswanderer.

Carsten Schnakenburg im Lokal. Schnakenburg

Abschied von Mallorca nach nur drei Monaten

"Es war keine schöne Erfahrung, wir haben viel Geld verloren und hatten viel Stress. Aber hätten wir es nicht gemacht, hätten wir dem Wunsch, auf Mallorca zu leben, vielleicht den Rest unseres Lebens lang nachgetrauert", erzählt Schnakenburg, der sich selbst als Steh-Auf-Männchen beschreibt. "Ich habe schon viel Mist in meinem Leben erlebt. Totzdem ist es natürlich traurig, dass ich jetzt mit 55 Jahren noch einmal neu anfangen muss, wo wir doch eigentlich schon alles hatten."

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann die Folge etwa auf RTL+ oder hier nachschauen ("Alptraum Mallorca und eine schwere Geburt").