Privat wie auch beruflich alle Hände voll zu tun, gibt es derzeit für "Goodbye Deutschland"-Auswanderin Angela De Rosa, die in Cala Millor das Restaurant "Little Rock Stars" betreibt. Nachdem das Lokal im Mai ganz offiziell in die Sommersaison 2022 gestartet war, ging es für die Auswanderin und ihre Familie gleich richtig rund. Den Laden mussten De Rosa und eine Festangestellte mit Unterstützung von De Rosas Partner Oliver Rinke und ihrer Tochter Tamara sowie bis vor Kurzem noch deren Freund letztlich selbst schmeißen.

Kein passendes Personal gefunden

"Wir haben zwar nach Personal gesucht, aber tatsächlich niemand Passenden gefunden", so De Rosa. "Bei einigen Bewerbern bin ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt schon einmal gearbeitet haben. Sie hatten keine Ahnung von nichts. Andere wiederum waren so übermotiviert, dass sie am liebsten direkt das Restaurant übernommen hätten", fügt die 46-Jährige hinzu.

Daraufhin habe die Lokalbetreiberin entschieden, ihr Restaurant erst ab 17 Uhr zu öffnen. Schluss war mal um 22 Uhr, mal um 0 Uhr, mal um 3 Uhr. Ruhetage gibt es nur einen: den Mittwoch.

Jeden Abend volles Haus

"Das Lokal ist jeden Abend voll. Ohne Reservierung bekommen Kunden erst gar keinen Tisch", erzählt Angela de Rosa. Ständig müsse sie größere Gruppen wegschicken – auch weil sie es sonst nicht stemmen könnte, sie alle mit Essen zu versorgen. Die neuen Öffnungszeiten hätten sich aber bewährt. Auch im nächsten Jahr werde De Rosa sie beibehalten, erzählt sie der MZ. Für sie sei es angenehmer, "nur" am Abend zu arbeiten, viel zu tun habe sie dennoch.

Im Service arbeite lediglich eine Festangestellte, De Rosa selbst bereitet das Essen zu, ihr Freund Oliver Rinke hilft nach seinem Vollzeit-Job dort aus, wo es nötig ist und auch Tochter Tara steht quasi "auf Abruf" bereit. "Wenn wir an manchen Freitagen etwa Live-Musik haben oder sie sonst dringend brauchen, ist sie in zehn Minuten hier", erzählt die Auswanderin.

Das Little Rock Stars in Cala Millor. Privat

Die Familie packt mit an

Taras Freund helfe mittlerweile nicht mehr in dem Lokal aus, da er seit August wieder Fußball spielt. "Er ist auf einem guten Weg, ein professioneller Fußballer zu werden. Da will ich ihm natürlich keine Steine in den Weg legen", so die Restaurant-Besitzerin.

Mittlerweile ist Angela De Rosa "lediglich" Gastronomin mit Leib und Seele. Dabei war sie nach ihrer Auswanderung nach Mallorca 2017 noch in einer ganz anderen Branche tätig: Zuschauer des Auswanderer-Formats "Goodbye Deutschland" erinnern sich womöglich: Damals kam sie mit Tochter Tara, um auf der Insel einen Laden mit Kindermode zu eröffnen. Ihr damaliger Mann blieb in Deutschland, da er dort als Event-Dienstleister arbeitete. "Wir hatten schon drei Läden in Heidelberg, Kaiserslautern und Mannheim", so die Gastronomin.

Angela de Rosa mit Tochter Tara und ihrem neuen Partner. De Rosa

Von der Kindermode in die Gastro

Anfangs wohnten die beiden in Artà, eröffneten im April 2018 ein Kindermoden-Geschäft in Cala Millor. In einem Lokal in unmittelbarer Nähe waren damals noch die Franchise-Nehmer von Caro und Andreas Robens mit ihrem "Iron Diner" untergebracht. Doch nach nur wenigen Wochen stiegen die beiden aus dem Projekt aus. Zum Ende des Jahres 2019 hin übernahm Angela de Rosa das Lokal und eröffnete die heutige Restaurant-Bar "Little Rock Stars".

Circa ein Jahr lang betrieb sie den Laden und das Restaurant gleichzeitig. Mit beiden Geschäften wurde es ihr aber schnell zu viel. "Ich konnte mich mit dem Laden nicht mehr identifizieren und ein Geschäft musste ich sterben lassen." Also entschloss sie sich im Herbst 2019 für die Schließung des Ladens und behielt "nur noch" das Restaurant.

Kurze Zeit später kam es auch zur Trennung von ihrem Noch-Mann Gennaro De Rosa. Fast 18 Jahre lang war das Paar zusammen, davon 15 Jahre lang verheiratet, erzählt De Rosa, die mittlerweile in Cala Millor lebt.

An diesen Tagen gibt es wieder Live-Musik

Im Mai 2022 hatte sie noch geplant, regelmäßig Live-Musik-Veranstaltungen anbieten zu wollen. "Wir haben uns später dazu entschieden, uns nicht auf die Live-Musik, sondern auf das Essen zu konzentrieren, weil die Nachfrage so groß war", erzählt sie der MZ. Lediglich wenn Künstler Dennis Minden auf der Insel ist, mache sie eine Ausnahme. "Mit ihm läuft das wie von alleine. Wenn ich fremde Menschen spielen lasse, muss ich mit dem Kopf gefühlt nicht nur in der Küche, sondern auch draußen sein", so De Rosa. Am kommenden Freitag (26.8.) sowie dem 2. und 9. September tritt der Künstler ab 19 Uhr wieder im "Little Rock Stars" auf. Auch das Drehteam von Vox ist am 2. September mit dabei. Wer an den besagten Tagen kommen und auch etwas essen will, sollte auf jeden Fall reservieren!

Wiedersehen nach sieben Jahren

Wer so hart und viel arbeitet, muss oft in seinem Privatleben zurückstecken: Am Telefon erzählt De Rosa der MZ, dass sie ihren in Deutschland lebenden Vater sieben Jahre lang nicht gesehen hatte. Im August hat sie sich dann so organisiert, dass sie ihn zumindest drei Tage lang besuchen konnte. "Er ist zwar erst 64 Jahre, doch es steht sehr schlecht um ihn. Er hatte einen großen Tumor an der Leber und danach Magenkrebs", erzählt die hörbar berührte Auswanderin. Bis De Rosa mit Tochter Tara letztlich vor ihm stand, habe er nicht daran geglaubt, dass die beiden nach Deutschland kommen, um ihn zu besuchen. "Er weiß ja, wie viel ich arbeite." Umso aufbauender sei es für ihn gewesen, seine Tochter und Enkelin endlich wieder in die Arme schließen zu können.

"Für mich war es trotzdem auch ein Schock, ihn als alten gebrechlichen Mann vor mir zu sehen", erinnert sich De Rosa. De Rosas Eltern seien schon weit Jahren geschieden, ihre Mutter kümmere sich aber um ihren Vater. Mit ihr telefoniere De Rosa täglich und rechnet dabei stets mit dem Schlimmsten. "Wenn ich sehe, dass meine Mutter anruft, steigt in mir schon die Angst auf."

Im "Little Rock Stars" ist richtig was los. De Rosa

Endlich Urlaub

Während De Rosas Abwesenheit kümmerten sich Taras Freund und ihr eigener Freund, Oliver Rinke um das Restaurant. "Wir sind auf jeden Cent angewiesen und müssen in der Sommersaison vorarbeiten", erklärt De Rosa. Auch im Winter habe das Lokal geöffnet. Viereinhalb Jahre lang habe die Familie ohne wirkliche Pause durchgearbeitet. "Dieses Jahr machen wir in den ersten drei November-Wochen zum ersten Mal Urlaub", so die Gastronomin.

Die heißesten Arbeitstage des Jahres dürften erst einmal vorbei sein. Die Arbeit in der Küche bei Außentemperaturen von 40 Grad habe ihr sehr zu schaffen gemacht. "Einmal habe ich 64 Grad in der Nähe des Herds gemessen", so die Auswanderin. Doch irgendwie bringe man auch diese Tage hinter sich. Dass man sich selbst und seine Gesundheit nie vergessen darf, hat Angela De Rosa schon vor ihrer Auswanderung in Deutschland gelernt. Auf der Insel habe sie nun aber Menschen, die auf sie achten, etwa Tochter Tara. Sie zieht sofort die Reißleine, wenn sie merkt, dass ich eine Auszeit bräuchte. Und auch ich spüre es mittlerweile selbst viel besser und reagiere dann auch."

Little Rock Stars 

C/. Primavera 3,

07560 Cala Millor

geöffnet: täglich (außer mittwochs) ab 17 Uhr