Ihre Auswanderung nach Mallorca im Februar 2022 hat die alleinerziehende Mutter und "Goodbye Deutschland"-Auswanderin Steffi Mersch bisher alles andere als bereut. Dennoch waren die letzten Wochen für die 46-Jährige ganz schön aufwühlend. Vor allem um ihre 10-jährige Tochter Nayla macht sich die Auswanderin derzeit große Sorgen.

Zuletzt hätten die beiden viel Zeit bei Ärzten verbracht, erzählt die Auswanderin, die aufgrund eines Gendefektes an manifester Osteoporose leidet, der MZ. "Nachdem sich Nayla im vergangenen Jahr das Bein gebrochen hatte und wir nicht gewusst hatten, wie es dazu gekommen ist, habe ich darauf bestanden, dass sie untersucht wird", so Mersch. Noch vor ihrer Auswanderung habe sie entsprechende Untersuchungen in Deutschland angeleiert.

"Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen"

Schon damals sei herausgekommen, dass Nayla an drei Gendefekten leide, die wie bei ihr ebenfalls eine Form der Glasknochenkrankheit zur Folge haben können. Nach dem Umzug nach Mallorca sei die Auswanderin dann auf der Insel mit ihrer Tochter ins Krankenhaus gegangen. "Mir war zuvor aufgefallen, dass Naylas Rücken schon leicht rund ist. Bei der Untersuchung kam dann unter anderem heraus, dass sie Wirbeleinbrüche hat", so Mersch, die beim Erzählen hörbar berührt ist. "Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen", erzählt sie weiter. Schon eine Woche später, Ende August, habe Nayla eine Infusionstherapie sowie Medikamente bekommen, die verlangsamen sollen, dass die Knochen weiter abbauen.

Nayla, die Tochter von Steffi Mersch. Mersch

Sorge um die Zukunft von Tochter Nayla

Vor allem die Medikamente würden jedoch, das weiß Mersch aus eigener Erfahrung, auch auf die Psyche schlagen. "Einerseits war ich glücklich, dass man etwas gefunden hat, was man behandeln kann, was bei mir als Kind versäumt wurde. Andererseits habe ich mich im selben Atemzug gefragt, was das für Nayla in den kommenden Jahren bedeuten wird. Kann sie mit der Erkrankung eine Ausbildung machen? Was, wenn sie Kinder bekommen möchte?", schildert Mersch ihre Gedanken.

Nayla gehe bisher ganz gut mit der Diagnose um. "Sie hat gesehen, dass ich im Moment der Diagnose völlig neben mir stand, und angefangen habe, zu weinen. Das hat sie dann natürlich auch traurig gemacht", so Mersch. Schon seitdem die zweifache Mutter den Verdacht hat, dass ihre Tochter ebenfalls an Osteoporose leiden könnte, achtet sie darauf, dass ihre Tochter vorsichtiger durchs Leben geht. "Sie darf etwa keine Kontaktsportarten machen, und auch nichts, wo sie aus der Höhe herunterfallen könnte", so Mersch. Judo, etwas, was Nayla einst sehr Spaß gemacht hatte, fällt damit weg. Auch ihr Traum, reiten zu lernen, wird sich wohl nicht erfüllen.

Auswanderin Steffi Mersch bei einem Ausflug. Privat

Einfach ein bisschen mehr aufpassen

Diagnose hin oder her: Steffi Mersch versucht, als selbst Erkrankte mit gutem Beispiel voranzugehen. "Ich versuche, ihr zu vermitteln, dass ich der Herr über meinen Körper bin, und nicht die Krankheit. Ich will trotz meiner Erkrankung selbstbestimmt leben", so die Auswanderin. Nayla von nun an in Watte zu packen, wäre also die falsche Herangehensweise. "Vor den Ferien etwa hat sie mit ihrer Klasse einen Ausflug ins Aqualand gemacht. Klar habe ich dann ein mulmiges Gefühl und mache mir Gedanken, ob sie heil wieder kommt, aber das versuche ich mir nicht anmerken zu lassen."

Und Mallorca?

Wie Zuschauer des Vox-Formats "Goodbye Deutschland" in einer der Folgen sehen konnten, ist Steffi Mersch mit der 10-Jährigen auch ausgewandert, weil es ihr selbst während zweier Urlaube auf der Insel gesundheitlich deutlich besser ging als in Deutschland. "Die letzten Wochen ist mir der Stress wegen Nayla zwar auf den Rücken geschlagen. Aber ansonsten geht es mir hier generell immer noch deutlich besser. Ich habe viel weniger Schmerzen. Und auch psychisch fühle ich mich wegen des guten Wetters besser", so Mersch. Für Knochenkrankheiten wie ihre sei Vitamin-D sehr förderlich. "Nach Mallorca zu kommen, war definitiv die richtige Entscheidung."

Doch das schließt Heimweh an Berlin nicht aus, wo die beiden zuletzt Jahre lang gelebt hatten. Dort lebt auch die andere Tochter der Auswanderin, Michelle. "Bis heute war sie hier zu Besuch", erzählte Mersch der MZ am Donnerstag (22.9.). Es war der erste Besuch der 21-Jährigen auf der Insel seit Februar. "Ich weiß nicht, wann wir uns das nächste Mal sehen. Es ist auch eine Geldfrage", so Mersch.

Nayla mit ihrer Schwester Michelle. Mersch

Das Geschäft mit den Taschen

Auch die Nachfrage nach ihren selbstgenähten Taschen sei seit der Ausstrahlung der "Goodbye Deutschland"-Folge stark gestiegen. Die Einzelstücke gibt es etwa im Laden der Auswanderin Jenny "Delüx" in Cala Millor oder individuell auf Anfrage. "Bei mir kann man selbst mitbestimmen, wie die Tasche am Ende aussehen soll, etwa welche Farbe sie haben soll und welches Material ich verwenden soll", erzählt die gelernte Verwaltungsfachangestellte.

Die Einzelstücke, an denen sie jeweils acht bis zehn Stunden sitzt, kosten zwischen 100 und 250 Euro. Aktuell steht die Idee im Raum, dass sich Mersch mit einer Nachbarin zusammentut und die beiden Frauen zusammen ein Ladenlokal anmieten. Derzeit befinde sich die Werkstatt der Auswanderin in einer ausgebauten Garage.

Mersch und Tochter Nayla wohnen nach wie vor in einem Mietshaus in Sa Coma. Nicht nur die 46-Jährige, auch Tochter Nayla hätte sich immer besser eingelebt auf der Insel. "Ihre Lehrer arbeiten teilweise mit dem Google-Übersetzer oder auf Englisch. Zudem wird sie immer einmal wieder aus dem Unterricht herausgenommen und bekommt eine besondere Förderung, um ihre Spanisch- und Katalanisch-Kenntnisse auszubauen", erzählt Mersch. Ab Herbst soll sie zudem einen vom Rathaus ihrer Wohngemeinde organisierten Spanisch-Kurs belegen.

Besser auf Spanisch bestellen

Auch Naylas Zeugnis sei wirklich gut ausgefallen. "Vor allem dafür, dass sie erst 3,5 Monate dort zur Schule gegangen ist", so Mersch. Seit den Sommerferien hält ihre Mutter die 10-Jährige auch dazu an, im Restaurant auf Spanisch zu bestellen. "Sie hat eine gute Aussprache, sie traut sich nur noch nicht immer, Spanisch zu sprechen", findet Mersch. "Auch das Bestellen macht sie nun schon richtig gut und sie findet es toll, wenn sie merkt, dass die Kellner sich freuen."

Mit dem Drehteam von Vox hätten Steffi Mersch und Tochter Nayla schon vier weitere Drehtage gehabt. Drei bis vier stünden zudem noch aus. "Das Team wollte eigentlich kommen, als Michelle da war, doch da hatte Nayla Corona, also mussten wir absagen. Bei uns wird’s nicht langweilig", so Mersch.