Bekommt Mallorca bald wieder ein "Pälzer Stübchen"? Zuschauer des Auswanderer-Formats "Goodbye Deutschland" erinnern sich: Hinter dem Lokal stecken die Auswanderer Gabi Howell und ihr Sohn André Cromartie, die seit dem Tod von Cromarties Vater und Howells Partner eine ganz besonders enge Mutter-Sohn-Beziehung haben. Im Oktober 2020, mitten in der Pandemie, wanderten die Pfälzer nach Mallorca aus.

Von der Urlauberin zur Residentin

"Ich komme schon seit 14 Jahren in den Urlaub auf die Insel und wollte immer dort leben", erzählt Howell. Doch ihr heute 25-jähriger Sohn wollte seine gewohnte Umgebung und seine Freunde zunächst nicht verlassen. "Dann aber hat er Jessica kennengelernt. Ihre Eltern haben auch immer in Spanien Urlaub gemacht. Auf einmal war er dabei", erinnert sich Howell. Im Frühjahr 2021 eröffnete die Familie im Carrer Rosella, 2 in Cala Millor in unmittelbarer Nähe zum Meer ihr Pälzer Stübchen mit pfälzischen Spezialitäten. "Es war eine Menge Arbeit, das Lokal so herzurichten, wie es am Ende war", erzählt die Auswanderin, die zuvor zwölf Jahre lang als Tätowiererin gearbeitet hatte.

Das Pälzer Stübchen in Cala Millor. Howell

Schatten im Paradies

Schon bald gab es, wie es sich für Auswanderer-Familien, die Vox begleitet, gehört, Drama: Obwohl Howell sich bei ihrem Vermieter mehrmals versichert hatte, dass sie auch den Außenbereich betreiben darf, gab es dafür letztlich gar keine Lizenz. "Ich war viermal im Rathaus von Sant Llorenç und wurde jedes Mal dort abgewiesen. Dabei durfte mein Nachbar bei sich auch bis zu acht Tische aufstellen", so die 55-Jährige. Sie selbst hätte nicht einmal die zwei angeforderten genehmigt bekommen. Eine Bedienung des Nachbarlokals habe ihr dann gesagt, dass die Verantwortlichen vom Rathaus treue Gäste im Nachbarlokal, einem Konkurrenten, seien und sie wohl deswegen keine Lizenz für ihren Außenbereich bekomme. "Einen offiziellen Grund hat man mir nie geliefert."

Angst vor ausbleibenden Gästen

Howell befürchtete schnell, dass ihr Lokal so nicht laufen würde. Als ihr ein Gast dann davon berichtete, dass man auf den Kanaren deutlich weniger Steuern zahlt, plante sie um. "Ich war vorher noch nie auf den Kanaren. Meine Insel war immer Mallorca. Also bin ich mit Irene, der Mutter meiner Schwiegertochter Jessica, nach Teneriffa geflogen und habe mich dort umgeschaut. Ich fand es sehr schön dort."

Gabi Howell mit ihrem Sohn André.

Gabi Howell mit ihrem Sohn André. Howell

Umzug nach Teneriffa

Ein Immobilien-Makler, den sie auf der Kanaren-Insel kennengelernt hatte, schaute sich nach Lokalen und Wohnungen für die Auswanderin und die Familie ihres Sohnes um. "Wir sind dann erneut hinüber geflogen und ich habe mich direkt in ein Lokal verliebt, das direkt am Wasser lag." Im Februar 2022 zogen Gabi Howell und ihr Sohn André samt Freundin Jessica und der gemeinsamen, mittlerweile zwei Jahre alten Tochter nach Teneriffa um.

Das Pälzer Stübchen auf Teneriffa liegt direkt am Meer. Howell

Dort kam es dann auch zu einer Szene, an die sich "Goodbye Deutschland"-Zuschauer sicherlich noch erinnern: André und Jessicas Bruder Florian retteten eine Jugendliche vor dem Ertrinken. "André war draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Auf einmal kam er ins Lokal gerannt und rief Florian zu, er solle sofort mit rauskommen", so Howell. Alles ging so schnell. Als die beiden Männer das Mädchen sahen, das am Ertrinken war, sprangen sie kurzerhand ins Wasser und retteten die Jugendliche. "Es herrschte hoher Wellengang und ganz in der Nähe waren Klippen. Der Atlantik ist eben nicht das Mittelmeer", erzählt Howell. Einigen Freunden des Mädchens war es zuvor gelungen, sich auf Felsen in Sicherheit zu bringen. Das Mädchen sei nur knapp dem Tod entkommen.

Lokal läuft nicht

Auch geschäftlich lief es auf Teneriffa für die Auswanderer auch nicht rund. Das Lokal sollte mit seiner besonderen Lage am Meer Kunden anziehen. Doch schnell stellte sich heraus, dass das Eisen-Geländer im Außenbereich porös war, was etwa für Kinder eine große Gefahr darstellte. "Man musste wirklich Angst haben, dass sie vom Außenbereich herunterfallen", so Howell.

Das poröse Geländer war nicht nur für Kinder eine Gefahr. Howell

Eines Tages sei das Geländer dann tatsächlich teils hinunter zum Strand gestürzt. "Die Ortspolizei kam, riegelte den Bereich ab, es wurde eine Mauer gezogen. Das Lokal war einen ganzen Monat lang eine reine Baustelle, wir hatten kein Einkommen." Erneut blieben den Gastronomen die Kunden aus. Während sich zuvor schon herumgesprochen hatte, dass das Sitzen im Außenbereich in dem Lokal extrem gefährlich sei, dachten viele nun, das Lokal hätte geschlossen. "Dabei hatten wir immer auf. Man hat es nur nicht gesehen", so die Pfälzerin.

Auch für Badegäste eine Gefahr: Das Eisengeländer vom Pälzer Stübchen. Howell

Streit mit deutschsprachigen Residenten

Auch andere, vor allem deutschsprachige Residenten, hätten sich gegenüber Howell und ihrem Sohn danebenbenommen. "Bei uns wurde immer alles frisch gemacht. Die Schnitzel etwa wurden erst paniert, nachdem sie bestellt worden waren", versichert Howell. Gäste hätten dennoch herumerzählt, dass das Fleisch aus der Tiefkühltruhe stamme und in der Fritteuse aufbereitet wurde. Ein deutsches Pärchen hätte zudem behauptet, das Aioli sei vom Supermarkt und nicht hausgemacht. Die beiden Gäste hätten daraufhin eine Diskussion mit Howell begonnen und die Knoblauch-Creme ausgespuckt. "Ich könnte so viele andere Situationen erzählen, die uns dort mit deutschsprachigen Residenten passiert sind", so Howell.

Auch Howells Sohn André sei von einem deutschsprachigen Gast im Beisein anderer Gäste regelrecht angepflaumt worden, was für einen "doofen Namen" sich Howell und er eigentlich für ihr Lokal überlegt hätten. "Wir sind aus der Pfalz, sagen aber in unserem Dialekt 'Palz' und nicht 'Pfalz'."

Gabi Howell mit Jessica Armbrust und Howells Sohn André.

Gabi Howell mit Jessica Armbrust und Howells Sohn André. Howell

"Wie im Altersheim"

Als dann noch jemand Howells Hunde offenbar zu vergiften versuchte, bekam die Auswanderin zu viel. Auch ihr Sohn und dessen Freundin hatten schon länger genug von der Kanareninsel. "Im Norden der Insel leben sehr viele ältere Leute. Als junger Mensch fühlt man sich dort was wie im Altersheim."

Also doch zurück erst einmal nach Mallorca

Im November 2022 zog André mit Familie schließlich zurück nach Mallorca. "Mein Plan war eigentlich, nach Fuerteventura zu gehen, aber ich wurde vor vollendete Tatsachen gestellt", erzählt Howell. André fand schnell eine Festanstellung als Anlagemechaniker in Cala Millor. Im Dezember, als auch Jessicas Eltern von Teneriffa nach Mallorca zogen, entschied sich Howell in letzter Minute spontan, doch mitzukommen. "Ich hatte genau zwei Stunden, um alles zu regeln, die Schlüssel meiner Wohnung zu übergeben und alles zu packen."

Nach Mallorca wollte sie deswegen nicht zurück, weil das Leben hier deutlich teurer sei als auf den Kanaren. Die 21 Prozent Mehrwertsteuer machen sich deutlich bemerkbar. Auch die Strom- und Wasserkosten seien auf der Mittelmeer-Insel deutlich höher.

Mag Mallorca zwar sehr, findet das Leben hier aber zu teuer: Gabi Howell.

Mag Mallorca zwar sehr, findet das Leben hier aber zu teuer: Gabi Howell. Howell

Mallorca oder Kanaren?

Doch würde sie alleine auf den Kanaren zurückbleiben, hätte sie auch ihre Enkeltochter nicht in ihrer Nähe. Gerade weiß sie noch nicht, wo sie am Ende bleibt. "Ich habe auf Mallorca zwei Lokale in Aussicht, in Arenal und in Cala Ratjada, aber ich schaue parallel auch auf Fuerteventura und Gran Canaria", so die 55-Jährige. "Morgen schaue ich mir zudem ein Lokal in Cala d'Or an." Bis zu einer definitiven Entscheidung der gelernten Verkäuferin im Lebensmittelhandel muss allerdings erst noch geklärt werden, ob es sicher einen Nachmieter für das Lokal auf Teneriffa gibt. "Der Makler meinte, dass er in den kommenden zehn Tagen den Vertrag mit einem Interessenten fertig machen wird."

Die Familie ist endlich wieder vereint

Solange bleibt Howell in der Ferienwohnung, die sie in Sa Coma angemietet hat. Ihr Sohn André wohnt mit seiner Familie in Cala Millor. Jessicas Eltern und ihr Bruder in Porto Cristo. Die Familie wäre also endlich wieder vereint und außer ihr scheinen auch alle auf Mallorca glücklich zu sein. Und immerhin: Mit deutschsprachigen Kunden auf der Insel hat Howell ganz im Gegensatz zu Teneriffa bisher keinerlei schlechte Erfahrung gemacht.

Bei "Goodbye Deutschland" waren Howell und die Familie ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter bereits zweimal zu sehen. Einige Szenen für eine dritte Folge wurden bereits gedreht.