Zum 20. Mal steht in Capdepera – nach zwei Jahren Pandemie-Pause – wieder der Mittelaltermarkt an. Vom 13. bis 15. Mai verwandeln sich Burg und Altstadt in ein Meer aus Handwerks- und Essensständen – allesamt in mittelalterlichem Flair gehalten – und ziehen Besucherinnen und Besucher von der ganzen Insel an. Dabei war das Fest anfangs vor allem für die ansässigen Bewohner konzipiert – und nicht auf Wiederholung ausgelegt.

Pere Cortada ist ein Mann, der nicht gerne im Vordergrund steht. Im Hintergrund aber ist der Angestellte im Kulturdezernat der Gemeinde Capdepera unverzichtbar – und das seit weit mehr als zwei Jahrzehnten. Auch an der Organisation des Mittelaltermarktes wirkt er mit, in diesem Jahr ebenso wie beim ersten Mal, damals, im Jahr 2000, als niemand ahnte, dass sich das Event schnell zum wichtigsten und größten im Veranstaltungskalender der Gemeinde mausern würde.

In erster Reihe staunen: Schulkinder genießen noch immer Prioritä Biel Capó

„Die Idee kam im Festkomitee auf“, erinnert sich Cortada. Dieses war aus Anlass des 700. Dorfjubiläums im Jahr 2000 eigens gebildet worden. „Wobei sich das Jubiläum natürlich auf die Gründung des Ortes durch König Jaume II im Jahr 1300 bezieht. Vorher, zu Zeiten der Mauren und noch weiter zurück, lebten hier auch schon Menschen“, stellt Cortada klar. Der höchste Turm der Burg, die Torre d’en Miquel Nunis beispielsweise, stammt aus dem 10. bis 12. Jahrhundert.

Das Jubiläum sollte etwas Besonderes sein, da waren sich die Mitglieder der Kommission – Entsandte verschiedenster Vereine, Schulen und Bürgergruppen im Ort – einig. „Ein Mittelaltermarkt gefiel allen, zumal Capdepera zu diesem Zeitpunkt keine dorfeigene fira hatte wie viele andere Orte auf Mallorca“, so Cortada. Das heute ebenfalls auf der ganzen Insel bekannte Goldmakrelenfest „Fira de la llampuga“ im Nachbardorf Cala Ratjada wurde erst wenige Jahre später ins Leben gerufen.

Hautnah für die Kleinen

Oberste Priorität: Die Bürger sollten am Mittelaltermarkt beteiligt sein. „Daran halten wir bis heute fest“, so Cortada. Noch immer verkaufen auch Vereine selbst gemachte Leckereien. Noch immer malen die Grundschüler mittelalterliche Wappen, die die Straßen schmücken. Und noch immer genießen sie zu Beginn des Markts, am Freitagvormittag, Priorität, dürfen die Schmiede, Töpfer, Feuerspucker und Weber hautnah erleben, bevor sich der Markt über das Wochenende in ein riesiges Volksfest verwandelt, das Publikum von außerhalb anlockt. „Rund 100.000 Menschen kommen an den drei Tagen, wobei man es ganz genau gar nicht zählen kann.“

Alte Handwerkskunst beeindruckt auch erwachsene Gäste Diego

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Der Zulauf sei von Anfang an groß gewesen – daher stand bald fest, dass es nicht bei eine einmaligen Event bleiben sollte. Um nicht allzu unerfahren an die Sache heranzugehen, kooperierten die Organisatoren aus Capdepera im ersten Jahr mit erfahrenen Mittelaltermarkt-Veranstaltern vom Festland. Auch viele der ausstellenden Handwerker reisten für das Event auf die Insel. „In den folgenden Jahren gab es dann mehr und mehr Kunsthandwerker von Mallorca, die gerne ausstellen wollten.“ Von 100 auf rund 150 Stände ist der Mittelaltermarkt gewachsen. „Wir haben aber bewusst keine weiteren Straßenzüge hinzugenommen, um das Flair zu erhalten.“ Entsprechend voll ist es zu den Stoßzeiten. Das wird sich auch in Nach-Corona-Zeiten nicht ändern, ein Besucherlimit gibt es nicht.

Nur die Aussteller alter Handwerkskünste machten sich in den vergangenen Jahren rar. „Viele von ihnen werden älter und es gibt wenig Nachwuchs“, sagt Cortada. Nur mit Überzeugungsarbeit gelinge es, sie doch zum Mitmachen zu bewegen. Gleichzeitig wird das Bühnenprogramm ausgefeilter. Auch in diesem Jahr werden inselweit bekannte Musiker aufspielen. Tipp für Autofahrer: Im Gewerbegebiet oder in Cala Ratjada parken und von da laufen oder den Bus nehmen. Das ganze Programm auf ajcapdepera.net