Mallorca Zeitung

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Jetzt gibt es die Fira del Ram auf Mallorca auch ohne Reizüberflutung

Am Donnerstag (9.3.) fand der erste von drei Tagen ohne Lärm auf dem Jahrmarkt statt

Dan Peter Cassini Hifcock auf der Fira del Ram. Elena Vallés

Es herrscht keine Grabesstille, aber die Ruhe auf dem Festgelände des Jahrmarkts Fira del Ram auf Mallorca reicht aus, um die Klänge zu unterscheiden, die von den verschiedenen Fahrgeschäften ausgehen. Es schallt nicht aus unzähligen Lautsprechern auch noch Musik, wie an den anderen Tagen. "Es ist das erste Mal, dass mich die Fira del Ram nicht stresst", sagt Andrea, 23, die mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) lebt. Sie ist mit ihren Eltern gekommen und hat die Gelegenheit genutzt, dies am ersten von insgesamt drei lärmfreien Tagen der diesjährigen Messe zu tun.

Ihr Gesicht ist entspannt und sie hat ein breites Lächeln im Gesicht. "Wenn es sehr laut ist und der Lärm noch mit all diesen Lichtern zusammenkommt, kann mich das schnell überfordern und ich kann sogar zusammenbrechen", erklärt sie. "Das ist mir auch schon passiert, als ich mit meiner Schule hier war", berichtet sie. Sie mag die Fahrgeschäfte nicht, sie bevorzugt andere Arten der Belustigung, "wie Enten aus dem Wasser angeln".

Noch zwei weitere lärmfreie Tage

Obwohl es nicht völlig still ist, ist das Ambiente ruhig. "Mein Sohn Leo hat Autismus, und wir haben die Gelegenheit ergriffen, heute hierherzukommen, weil ihn laute Geräusche aufregen", sagt seine Mutter, die von der Vereinigung Autismo Baleares von diesen lärmfreien Tagen erfahren hat - die beiden anderen finden am 21. März und am 5. April statt. Ihr Sohn geht weder auf das Riesenrad noch auf die schnelleren Fahrgeschäfte. "Es macht ihm Angst, aber er kommt, um die Tombola zu sehen". Leos Mutter bewertet diese Initiative positiv, "aber es wäre schön, wenn einer von diesen Tagen auf ein Wochenende fallen würde, denn unter der Woche haben wir wenig Zeit".

Andrea bevorzugt die ruhigen Attraktionen der Messe. Elena Vallés

Ein Heranwachsender in Schuluniform geht auf und ab. "Ich habe Autismus, eine Zwangsneurose und ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom. Ich werde von Lärm und zu vielen Reizen überwältigt, aber ich mag die Messe", sagt der 15-jährige Dan Peter Cassini Hifcock. "Werden wir das Interview zu Fuß machen?", fragt er. "Ich mag den Jahrmarkt, weil er mich an eine Figur erinnert, die ich liebe, Sonic. Es gibt überall Puppen von ihm. Ich bin auch ein Disney-Fan", gesteht er. Dan ist an dem ruhigen Tag auf der Messe, weil er sich entspannen muss. Wichtige Prüfungen stehen bei ihm an.

Kindern ist es egal, ob Lärm herrscht

Bislang hat Dan noch kein Fahrgeschäft ausprobiert, aber er sagt, dass ihm viele davon gefallen, wie zum Beispiel Flic Flac. "Meine Freunde haben Angst davor. Ich komme nicht mit denen klar, die sich auf den Kopf stellen". Das einzige Mal, dass Dan während des Interviews anhält, ist, um das Foto zu machen. Er ist sich dessen bewusst und lacht. Er hat Sinn für Humor.

Bea Sánchez und Carlos Flores mit ihren drei Kindern. Elena Vallés

Bea Sánchez und Carlos Flores betreten mit ihren drei Kindern das Gelände von Son Fusteret. Ihr Besuch auf der Messe fällt mit dem Silent Day zusammen. "Wir finden diese Initiative fantastisch, auch wir kennen Kinder, die sehr lärmempfindlich sind. Dass es nur drei solcher Tage während der zwei Monate der Messe gibt, halten wir für unzureichend. Den Kindern ist es schließlich egal, ob es Lärm gibt oder nicht, sie kommen unabhängig davon, um Spaß zu haben", kommentiert sie.

Das Knisten der Bratkartoffeln auf dem Feuer

Lucía Albornoz (15), Natalya Andrés (16) und Joan Nuño (16) sind der gleichen Meinung. Sie loben die Initiative und lieben den Jahrmarkt wegen des Adrenalins.

Wenn man längere Zeit ohne Lärm auf dem Rummel unterwegs ist, beginnt man, viele Geräusche wahrzunehmen, die sonst vom Lärm der elektronischen Musik und der Hupen verborgen sind. Das Kindergeschrei in einem der Fahrgeschäfte, das Wikingerschiff, das mit einem Zischen die Luft zerschneidet, das Knistern der Bratkartoffeln auf dem Feuer oder das Geräusch, das die Autoscooter-Fahrzeuge beim Zusammenstoß von sich geben. /jk

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