Der Name des Restaurants bedeutet „Genießen", und damit fangen die Augen an, bevor noch etwas auf den Tisch gekommen ist, denn das Interieur des Gaudeix hat es in sich: Töpfe wurden zu Lampenschirmen, Löffel formen den Restaurant-Namen an der weinroten Wand, (leere) Weinflaschen bilden ein Kunstwerk, das die Blicke auf sich zieht, die Türklinke hat eine Flaschenform samt Korken, und aus Kartoffelstampfern wurden Kerzenhalter. Im „Gaudeix" haben kreative Köpfe aus Alltagsdingen attraktive, einzigartige Deko-Elemente gezaubert.

Die Köpfe haben Namen: Köchin Maria Moreno (42) und Maître Cristina Díaz (43) - den beiden gehört das hübsche zweistöckige Restaurant am Rand des Lonja-Viertels, das im März eröffnet wurde und binnen kürzester Zeit die Herzen begeisterter Besucher erobert hat. „Ein verstecktes Juwel", „Explosion der Aromen" oder „mein aktuelles Lieblingsrestaurant" sind nur einige der Kommentare die jüngst in Bewertungsportalen im Internet publiziert wurden.

„Viele sagen mir, sie würden sich bei uns wie zu Hause fühlen", erzählt Díaz. Dies gelingt den beiden Damen und ihrem kleinen Team mit gutem Essen, gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, interessanten Weinen und Leidenschaft. „Sogar meine ehemaligen Lehrer kommen häufiger zum Essen", berichtet Moreno.

Als junge Frau noch Croupier im Casino, entdeckte Moreno bald ihr Faible für die Küche, studierte an der hiesigen Hotel- und Gastronomiefachschule und kochte unter anderem im Es Refectori und im Espai 6. Díaz hat im Flanigan, dem Es Refectori sowie im Espai 6 als Restaurantleiterin gearbeitet und machte in Madrid eine zusätzliche Sommelier-Ausbildung. Anschließend gingen die beiden aufs Wasser und verwöhnten Schiffseigner, bevor sie sich mit dem Gaudeix selbständig machten.

Die gebürtige Sevillanerin Moreno kocht anspruchsvoll („das frische Produkt ist der eigentliche Star") und mit viel Bewusstsein für die traditionelle Küche Spaniens, speziell die aus Andalusien und Mallorca. Gleichzeitig verleiht sie jedem Gericht ihre eigene Note. Sei es mit einem besonderen Gewürz, der Art des Anrichtens oder einer ungewöhnlichen Beilage. Es gibt pinchos (2,80-4,50 Euro), raciones (6-17,50 Euro) und Desserts (3,50 Euro). Hinzu kommt ein Zwei-Gang-Menü (üppig portioniertes Hauptgericht und Dessert) für 7 Euro.

Ochsenschwanz, Rinderbäckchen - natürlich stundenlang sanft geschmort und butterzart - oder Eintöpfe stehen ebenso auf der Karte wie mit Gambas gefüllte Tintenfischchen, Thunfisch, mariniert in Kaffee und Orangensaft oder eine Foie-Terrine mit Honig und Armagnac. Renner unter den pinchos sind die Gamba-Kroketten, die Jakobsmuschel mit Taboulé oder drei adrett aussehende Kugeln auf hausgemachtem Apfelmus, genannt „Ferrero de morcilla", denn die Ähnlichkeit mit den süßen Kugeln liegt auf der Hand: Blutwurst mit einem Haselnusskern und einer Kruste aus kleinen getoasteten Mandelstückchen - selbst für Menschen mit Blutwurst-Phobie (wie die Autorin) ein Genuss.

„Für 15 bis 25 Euro kann man bei uns eine schöne Zeit verbringen", meint Cristina. Der Untertitel im Namen des Lokals - Bodega - lässt erahnen, dass man hier interessante Tropfen jenseits des Mainstream bereithält (etwa 14-20 Euro die Flasche). Vier offene Weine ergänzen das Angebot (Glas 2,50-3 Euro).

Kein Wunder, dass die wenigen Tische auf der Terrasse und das Lokal oft voll sind, denn Genießer zieht es ins legere Gaudeix - aber auch Kulturbegeisterte, denn bei der Nit de l´Art am 20. September wird es auch einiges an neuer Kunst zu bestaunen geben.

KreativRestaurant-Bodega Gaudeix, geöffnet Di-Sa 12-24 Uhr (Küchenzeiten 13-16 Uhr und 19-23 Uhr).C/. Can Sales 2, Palma.Tel. 871-23 10 24,

www.gaudeixpalma.com