Hier hat man wahrlich groß, aber auch clever gedacht: Auf der Finca Son Mesquidassa bei Felanitx wachsen nicht nur 150.000 Olivenbäume auf 100 Hektar Land - damit ist man der größte Olivenölproduzent von Mallorca. Die 16 Tanks haben ein Gesamtfassungsvermögen von 480.000 Litern Olivenöl. Und beim Bau der Ölmühle, die inmitten der Plantage liegt, hat man auch potenzielle Besucher im Auge gehabt. An diesem Samstag (27.7.) wird die Anlage offiziell mit einem großen Fest für geladene Gäste der Öffentlichkeit präsentiert. Wir machten uns vorab ein Bild und waren von der Größe und dem modernen Ambiente wahrlich überrascht.

Son Mesquidassa ist ein Projekt von Cristóbal Rosselló. Er ist das Oberhaupt des Familienunternehmens Rosselló, bekannt durch Erzeugnisse wie eingelegte Oliven, Kapern und Meerfenchel (Conservas Rosselló). Daneben vertreibt man aber auch im großen Umfang Olivenöl, das in Andalusien gekauft und auf der Insel unter den Markennamen Rosselló und Baile vertrieben wird - vor allem an Hotels. Zusätzlich betreiben die Rossellós selbst Hotels in Port de Sóller. Involviert sind der Besitzer sowie seine drei Kinder, die sich den verschiedenen Geschäftszweigen widmen.

Mit der eigenen Olivenbaumplantage wird man nicht die Bedürfnisse der Hotelbetriebe stillen können - etwa sechs Millionen Liter im Jahr. Mit den hochwertigen und D.O.-zertifizierten Olivenölen - insgesamt 70.000 bis 80.000 Liter pro Jahr - beschreitet Rosselló nun neue Wege. Fünf verschiedene Sorten (drei reine Arbequina-Öle und zwei Arbequina-Picual-Mischungen) sollen auch die anspruchsvollsten Kunden befriedigen.

Der Direktor von Son Mesquidassa, Juan José Alcaide (44), stammt aus Córdoba in Andalusien, der wichtigsten Olivenregion Spaniens. Dort erstrecken sich die Olivenbaum-Haine schier endlos über Flachland und Hügel. Im Vergleich dazu ist alles, was auf Mallorca in Sachen Anbau geschieht, ein Klacks.

Was den Maschinenpark betrifft, kann Son Mesquidassa dennoch gut mithalten: Bei den sogenannten Rühr- und Pressmaschinen etwa gibt es hier zwei Varianten. In der langsameren werden die Oliven in sechs, jeweils bis zu 1.000 Liter fassenden Tanks nach und nach zerquetscht, sodass sich das Fruchtfleisch vom Öl trennt. Diese Pressungen sind auch perfekt für Fremdkunden, die ihre Oliven hier verarbeiten lassen - eine weitere Einnahmequelle der Mühle. Die Verarbeitung von 500 Kilo Oliven kostet beispielsweise 90 Euro plus Behälter, bei 1.000 Kilo sind es 180 Euro.

Und es gibt eine schnelle, weitaus größere Maschine, wo die Oliven rasch zerdrückt und gepresst werden. In dieser erst zur letzten Ernte angeschafften Maschine können 6.000 Kilo Oliven pro Stunde verarbeitet werden. Gebaut wurden die Maschinen in Italien, von der Traditionsfirma Pieralisi. Eigentlich kurios: 80 Prozent des angeblich italienischen Olivenöls stammen letztlich aus spanischen Ölmühlen und werden - nicht ganz legal - umetikettiert, aber in Sachen Maschinenbau sind die Italiener den Spaniern haushoch überlegen.

Auch sonst werden bei Son Mesquidassa nur die modernsten Geräte verwendet. So konnte Alcaide ein spezielles, sehr teures Analyse-Gerät für das Labor anschaffen, das nicht mal die Universität geschweige denn andere Firmen der Insel ihr Eigen nennen: „Als ich davon erzählte, gab Rosselló sofort grünes Licht." Die Gesamtinvestition in Mühle und Plantage belaufe sich auf neun Millionen Euro.

Besucher können den ganzen Produktionskreislauf besichtigen. Praktischerweise sind alle Stationen von Ernte und Anlieferung der Oliven über Trennung von Blattwerk, Trennung von Fruchtfleisch und Kern, Pressung, Zentrifugierung, Filterung, Labor und Abfüllung nummeriert. Ein in verschiedenen Sprachen (auch Deutsch) erhältliches kostenloses Faltblatt informiert, was an jedem der 28 Punkte geschieht. Zur Einstimmung gibt es einen kurzen, gut gemachten Videofilm (auch auf Deutsch), damit sich die Besucher bei ihrem Rundgang die Produktionsabläufe von der Ernte bis zur Abfüllung besser vorstellen können. Am Ende landet man dann in dem großen Verkostungsraum und Laden, wo es alle Produkte - auch die von Conservas Rosselló - sowie einige Weine zu kaufen gibt. Das Olivenöl steht zum Testen bereit.

Auch optisch überzeugt das moderne Gebäude, das von Architekt Magi Marques gebaut und vom Interior-Designer Felip Polar mit viel Holz, Messing und Glas eingerichtet worden ist. Ein Besuch mit Finca-Rundgang, Film, Rundgang durch die Mühle und Verkostung kostet acht Euro. Wer zusätzlich den kleinen Mini-Zug nutzen und ein pa amb oli essen möchte, zahlt 16 Euro. Andere Kombinationen sind möglich. Als Tipp für einen speziellen Besucherkreis: Es gibt sogar einen Helikopter-Landeplatz ...

Auch die Zukunftspläne gehen in Richtung „Think big". Rosselló will Son Mesquidassa in den nächsten Jahren durch Zukauf von Nachbargrundstücken von 100 auf 300 Hektar vergrößern, um noch mehr Olivenbäume zu pflanzen. Bei Inca soll eine weitere Finca mit 300 Hektar Fläche hinzukommen. Auch der Hotelzweig der Firma soll Zuwachs bekommen, denn das alte Gutshaus auf dem Son-Mesquidassa-Areal wird zu einem Hotel ausgebaut mit 25 Zimmern und sechs Apartments. Zu guter Letzt ist als Tüpfelchen auf dem i ein Museum geplant. „Wir haben schon etwa 20.000 Ausstellungsstücke zum Thema Olivenanbau und -verarbeitung erworben", sagt Alcaide. Die müssen jetzt allerdings erst einmal katalogisiert werden.

Son Mesquidassa, zwischen Felanitx und Porreres, beim Dorf Son Mesquida (ausgeschildert), geöffnet Mo.-Fr. 8-18 Uhr, Sa. 9.30-14.30 Uhr (ausgeschildert). Tel.: 635-57 04 45, www.sonmesquidassa.com