An der Cala Gamba gibt's keinen Strand, aber einen schönen Hafen - und das Raft 19 ­Bistro direkt in erster Linie mit verglaster Vorder- und Seitenfront, sodass man den unbe­schwerten Blick auf die Bucht genießen kann. ­Gleiches gilt natürlich auch für die Terrassen­tische. Der 55-jährige Neuseeländer Murray Williams hat mit seiner deutschen Frau Doro Picht (52) das Lokal im Juli vergangenen Jahres eröffnet - einige Monate nach dem zunächst geplanten Start. Natürlich wegen Corona.

Williams ist gelernter Koch, hat lange in Australien gelebt und dort schon eigene ­Lokale gehabt. Dann zog es ihn aufs Meer - als ­Privatkoch auf Schiffen. Er bekochte teils sehr prominente Menschen, deren Namen er diskret verschweigt („sie waren nicht nur reich, sondern auch cool und nett"). Auf einer dieser Trips landete er auch in Ägypten, wo er seine spätere Frau kennenlernte, die dort eine Tauchschule betrieb. Doro Picht zog vor rund sechs Jahren nach Mallorca, während ihr Mann bis vergangenes Jahr seinen Schiffskoch-Job weiter betrieb. Schließlich fiel der gemeinsame Entschluss, ein festes Lokal zu betreiben.

Verpassen sollte man als Einstieg nicht die Guacamole. Frisch angerührt wird sie mit Scheiben des Sauerteigbrots von Bäcker ­Thomas Grasberger serviert, für Williams der beste Bäcker der Insel (Thomas' Bakeshop in Palma, MZ berichtete). „Sein Brot passt perfekt in unser Konzept." Auf Nachfrage erhält man aber auch sein eigenes Hausbrot dazu, täglich frisch gebacken mit jeweils wechselnden Zutaten, beispielsweise mit Trockentomaten, Thymian und Fetakäse. Wer es schärfer oder saurer möchte, der kann die Guacamole mit zusätzlich gereichten Chiliflakes oder Limonen nachwürzen.

Folgen könnte beispielsweise ein mit lange geschmortem und dann zerrissenem Schweinefleisch gefüllter Taco oder ein Pie, also eine Art Empanada, aber größer. Pies sind wie die Tacos ein fester Bestandteil auf der Karte, aber stets mit einer anderen Füllung. Am Testtag war dies Bœuf bourguignon. Zudem gibt's manchmal üppige Steaks oder kreative Pizza, französische Zwiebel- oder Thaisuppe. Definitiv nicht verpassen sollte man die wie alle Speisen hier üppig bemessenen Fish and Chips. Das in Teig ausgebackene Seehechtfilet wird mit hausgemachter Tatar-Sauce serviert mit Kartoffelsticks, die erst gekocht, dann zweifach frittiert werden. „Auf gute Kartoffeln lege ich großen Wert, die suche ich immer sehr speziell aus", erzählt Chefkoch Murray ­Williams. „Wenn die Kartoffeln nicht ­schmecken, kann man das Gericht vergessen."

Ansonsten wird die Karte häufig gewechselt, wie man stets auf der Website nachverfolgen kann. Dies gilt auch für ihre Themenabende, an denen ein landestypisches Menü angeboten wird - darunter waren schon Thailand, Griechenland, Mexiko oder Italien.

Das Küchencredo: Frische, Frische und nochmals Frische. Eingekauft wird vorzugsweise Saisonales auf dem Markt Pere Garau. Stichwort Km?0. Auch Nachhaltigkeit spielt eine Rolle. Zum einen werden vorzugsweise Bioprodukte verwendet, zum anderen gehen alle organischen Reste, vor allem vom Gemüse, an zwei Nachbarsfrauen, die sie in ihrem ­Garten kompostieren und dafür auch mal ­Salat vorbeibringen. Vieles - wie Zitronen, Orangen, Mandarinen und Kräuter - kommt auch aus dem eigenen Garten. Auch beim ­Olivenöl auf den Tischen wird mit dem Demeter-zertifizierten Naava-Öl auf Qualität geachtet.

Einzige Ausnahme aus der Ferne: Beim Fleisch bevorzugt Williams mit Gras gefüttertes irisches Rind, weil es „einfach am besten schmeckt". Das Weinangebot ist klein, aber fein, mit ausgesuchten Weinen, unter anderem des Weinvertriebs Solodevino, der sich auf natürlich gekelterte Weine und Bioweine spezialisiert hat (Vorspeisen 5,50-12 Euro, Hauptspeisen ab 13,50 Euro, Desserts 4,50-6,50 Euro).