Einkaufen mit Entertainment-Bonus ist garantiert, wenn Pep Cunill (42) am Stand Peixos Teresa im Mercat de l’Olivar Grauen Glatthai (mussola) präsentiert – die Palette an Reaktionen auf die rund zehn stattlichen Exemplare mit Augen wie Perlmuttknöpfen reicht von Neugier bis Entsetzen. Völlig abgebrüht ist eine waschechte Mallorquinerin, die die Haie mit dem Attribut "muy monas" (sehr süß) versieht. Die Stammkundin ordert eine mussola, um daraus kräftig gewürzte empanadas zu machen. Dabei befolge sie die Anweisungen ihrer Mutter, die das Rezept von der Großmutter habe. Wer mit dem kleinen Speisehai aufwächst, kennt keine Scheu: "Ich habe sogar einmal ein Stückchen roh probiert, das war auch lecker", sagt sie. "Sushi von hier!" Pep Cunill tritt mit einem "un segundo" in Aktion und bereitet das Tier flott auf gewohnt martialische Weise vor – Flossen absäbeln, Haut abziehen, in Stücke schneiden. "Die Natur ist brutal", kommentiert die Mallorquinerin.

Und schon kommen die nächsten Schaulustigen vorbei: "Guck mal, Haie", sagt der deutsche Papa zu seinem kleinen Sohn. Nach kurzem Gespräch stellt sich heraus, dass auch der Urlauber kein Mussola-Greenhorn ist, da er selbst ein Restaurant betreibt: "Der Hai hat festes Fleisch, vergleichbar mit Schwertfisch", erklärt der Mann fachkundig. Würde er nicht am Abend schon wieder abreisen, könnte er sich für den privaten Genuss auch mit Meerbarbe (salmonete), Kalmar (calamar), Seeteufel (rape) oder Großem Roten Drachenkopf (cap roig) eindecken. Letzterer zieht sich, passend zur Farbe, wie ein roter Faden durch diese Serie. Pep Cunill ist stets voll des Lobes für den meistens am Stand verfügbaren cap roig: "Er ist einfach unser Traditionsfisch! Und am besten schmeckt er a la plancha."

Am 25. August startet die Fangsaison eines anderen erklärten Lieblingsfisches der Insulaner: der Goldmakrele (llampuga). Dafür hat die Languste (langosta) dann Schonzeit. Wer die edle Delikatesse schätzt, sollte sich also jetzt noch ranhalten. So wie die schicke Familie, die für das Mahl zu einer Geburtstagsfeier zulangt. Cunill offeriert die noch lebenden Tiere, die in Schlafsäcken (oder Zwangsjacken?) aus Zeitungspapier stecken, wie ein Sommelier seine Weinflaschen. Die Matriarchin nickt wohlwollend und bestellt sieben Langusten für ihre caldereta. "Das wird ein ganz besonderes Essen", sagt sie glücklich. Die kleine Enkelin ist allerdings besorgt, ob wirklich alle satt werden: "Ich habe doch so viele Cousins …!"

Saisonales Obst und Gemüse von Mallorca

Auch eine Gemüsehändlerin braucht mal Urlaub: Francisca („Xisca“) Cirer (46), gewöhnlich die Protagonistin dieser Seite, gönnt sich gerade eine wohlverdiente Pause. Doch ihre Mitarbeiterin Carme Preto Cerdá (54), seit acht Jahren die gute Seele und geschätzte Küchenexpertin am Marktstand des lokalen Produzenten s’Hortolà im Mercat de l’Olivar, ist sogleich zur Stelle, um über das Gemüse und Obst der Saison aufzuklären. "Die erste Melone des Jahres ist die melón marina, dann folgt ab Mitte Juli die Sorte Piel de Sapo, die wir bis Weihnachten verkaufen", erklärt Preto. Und welche ist ihr Favorit? Die Antwort "Piel de Sapo" kommt wie aus der Pistole geschossen. "Sie hat eine festere Konsistenz. Wenn ich auf etwas beiße, mag ich es, wenn es crack, crack, crack macht…" Außerdem eigne sie sich bestens für Melonensuppe oder Melone mit Schinken.

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Pur genießen die Kunden jetzt am liebsten Wassermelone (sandía), die zu 70 Cent pro Kilo oder für 7 Euro das Stück über die Theke geht. Doch auch in der Vielfalt der kleinen Obstsorten lässt sich fast dekadent schwelgen: Pfirsiche (melocotones), Nektarinen (nectarinas) und Aprikosen (albaricoques), dazu gefühlt bei jedem Besuch eine neue Sorte Pflaumen (ciruelas). In den vergangenen Wochen konnte man schon die fabelhaften ciruelas de fraile probieren. Ende August ist noch eine Variante der dattelförmigen Pfläumchen reif. "Die gibt es nur hier auf Mallorca, an keinem anderen Ort!", sagt die Verkäuferin mit fast rührendem Stolz. Die Früchte seien wie gemacht zum Einkochen. "Ich verwende dafür ganze Pflaumen. Das ist köstlich."

Das Gemüse kommt zu dieser Jahreszeit natürlich vom Feld, einschließlich der von den Käufern so heiß geliebten Tomaten (tomates) in zig verschiedenen Sorten. Sie schmecken allesamt so gut, dass danach jeder Versuch, aus deutschen Supermarkt-Tomaten einen Salat zu machen, unweigerlich zum Tränenausbruch führt. Nicht minder aromatisch sind jetzt die Auberginen (berenjenas), Zucchini (calabacines) oder Paprika (pimientos). Als pfiffiges Gericht für diese Tage empfiehlt Preto die typisch sommerlichen weißen, violett gesprenkelten Bohnen (judías): aus den Schalen gepult, in einem Topf mit gewürfelter Zucchini, Wasser, einem Blatt Minze und Salz köcheln lassen, bis sie gar sind. Ein sofrito aus Zwiebel, Tomate und Schinkenwürfeln oder Rippchen zubereiten und in den Topf einrühren. Einen Teller klein gewürfelte Kartoffeln und grüne Bohnen hinzufügen und weiterköcheln lassen, bis der Eintopf fertig ist.