Wenn man Ralf Pustkowski so anschaut und seinem Berliner Akzent lauscht, käme man wohl nicht auf die Idee, dass unter seinen Händen köstliche Gerichte der französischen Küche entstehen – es ist aber so. Ob Quiche Lorraine, Boeuf Bourguignon (in Rotwein geschmorte Rindfleischstücke mit Gemüse), Blanquette de Veau (eine Art Kalbsfrikassee), Coq au vin (Huhn in Weinsauce), Bouilla-baisse (Fisch-Meeresfrüchteeintopf, nur auf Vorbestellung), Rilettes (Schweineschmalz mit Grieben und Gewürzen), Bouchée à la Reine (Ragout fin), ein Entenconfit oder natürlich auch die Pariser Zwiebelsuppe – all das findet sich auf der Speisekarte.

Als Vorspeise empfiehlt sich zudem eine erfrischende Tomate gefüllt mit Krabbencocktail auf Gurkencoulis, Jakobsmuscheln in gerösteter Gurkenschale oder ein originaler Salat Niçoise, wie Pustkowski generell nur originale Rezepturen verwendet. Favorit der Gäste ist neben der Zwiebelsuppe jedoch der Hamburger, bei dem er statt einem Burger-Brötchen Rösti nutzt, was sich in Frankreich Hamburger nach Savoyen-Art nennt.

Ralf Pustkowski, Betreiber des Chez Nous in Palma Nele Bendgens

Mit 16 hatte Pustkowski die Flucht aus Ostdeutschland gewagt – und wurde geschnappt. „Der Richter meinte, ich wäre eine Distel im sozialistischen Rosenbeet, deshalb wurde ich zu zehn Jahren verurteilt und kam ins Erwachsenengefängnis“, erinnert sich der 62-Jährige. Eine Krankheit führte nach drei Jahren zur Entlassung und zur Abschiebung.

Er landete in Westberlin, wollte eigentlich zur Bundeswehr – „aber die nahmen mich als früheren Ostdeutschen nicht“ – und ging dann mit 21 zur Fremdenlegion. Dort durfte er nach einigen Jahren aufgrund eines Unfalls „nur“ noch Küchendienst machen und begann dort eine Kochlehre, die er dann in einem Fischrestaurant in Marseille fortsetzte. Er arbeitete in Folge auch jahrelang als Koch in London in einem Zwei-Sterne-Lokal, bis er seine Frau kennenlernte. Eine Französin, mit der er nach Paris zog und die ihn vor die Wahl stellte: Restaurant oder Familie. Er entschied sich für die Familie und einen anderen Beruf, kochte aber weiterhin für Frau und Kinder.

Als ihn sein alter Kumpel Peter, der schon seit den 70er-Jahren auf Mallorca lebt, vor zwei Jahren anrief und ihm vorschlug, mit ihm ein Lokal auf Mallorca aufzumachen, lockte ihn die Idee. „Ich wollte sowieso wieder etwas anderes machen, und die Kinder sind ja nun schon groß.“ Sie fanden ein hübsches gemütliches Lokal nahe Innenstadtring und Carrer Manacor und unterschrieben den Vertrag im März 2020, zwei Tage vor dem Lockdown.

Seeteufel auf Spinatsahnesauce mit Kartoffelpüree. Chez Nous

Eröffnet wurde dann erst im Juli vergangenen Jahres. In diesem Jahr dann das Ende – zumindest mit der Partnerschaft. Peter, der sich um den Service gekümmert hatte, war die Arbeit, die Belastung mit den Covid-Restriktionen – einfach alles – zu viel und stieg aus. Pustkowski machte allein weiter, allerdings ein paar Häuser weiter in derselben Straße, da er dort ein günstigeres Ladenlokal fand.

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Aufgeben ist keine Option, auch wenn es allein natürlich schwieriger ist. Aber am Wochenende und wenn Gruppen kommen, habe ich eine Hilfe“, erklärt Pustkowski. Die Zutaten kauft er auf den Märkten wie Pere Garau und vor allem auf dem Mercat de l’Olivar. „Sicher sind ein paar Anrufe bei Lieferanten bequemer, aber die Zeit muss man sich nehmen, denn ich möchte sehen, was es gibt.“ Und einige spezielle Zutaten wie Schnecken, Froschschenkel oder Tauben bezieht er von französischen Händlern.

Man kann das Lokal auch komplett als Gruppe mieten und französische Gerichte nach Wunsch bestellen (Vorspeisen 8,50 bis 11 Euro, Hauptspeisen 16,50 bis 24 Euro, Desserts 7 bis 8 Euro, Mittagsmenü 14,50 Euro).