Sie erinnern sich? Vor einigen Monaten schrieben wir über ein neues spektakuläres Event namens „The Food Line“, bei dem man im Rahmen eines Rundgangs durch den zauberhaften Kunstgarten Es Revellar bei Campos lustwandelte und dabei Gerichte und Getränke der Menschheitsgeschichte zu sich nahm, eingerahmt von kleinen szenischen Visualisierungen der jeweiligen Zeit. Als es zur Station Ägypten ging, wurde Hidromel serviert – auf Deutsch als Met oder auch Honigwein bekannt. Nun waren wir in Inca, wo die Firma Mandragora Hidromel, deren Met wir beim Event tranken, ihren Sitz hat.

Met gilt als das älteste alkoholische Getränk der Menschheit, denn die frühesten bekannten Funde von fermentiertem Honigwasser stammen aus Afrika und sind mehr als 20.000 Jahre alt. Es folgten Ägypter, Germanen und Wikinger, die den „Trank der Götter“ liebten und ihm sogar eine heilende Wirkung zusprachen. Met basiert auf den Zutaten Honig, Wasser und Hefe. Er ist seit einiger Zeit wieder im Kommen und erfreut sich – klassisch hergestellt, oder auch spannend mit Gewürzen und Früchten ergänzt – immer größerer Beliebtheit.

Gemeinsame Leidenschaft

Auf Mallorca beschäftigten sich – unabhängig voneinander – zwei Menschen mit Honigwein. Seit 2012 tut dies Marina Artigues. Damals wohnte die junge Mallorquinerin, die ein fotografisches und audiovisuelles Studium absolviert hat und in diesen Bereichen auch arbeitete, noch in Alaró, wo sie in ihrer Freizeit zu Hause experimentierte. Von den gelungenen Versuchen profitierten Familie und Freunde.

Auf der anderen Seite der Insel gab sich Francisco Torres Stuch, Sohn eines Mallorquiners und einer Deutschen, ab 2016 seiner Leidenschaft für Honig hin. Sie nahm ihren Anfang, nachdem er in Deutschland auf einem Mittelaltermarkt Met probiert hatte und diesen toll fand. Zurück auf Mallorca begann er ebenfalls, sich mit dem Thema zu beschäftigen und eigenen Honigwein zu kreieren.

Francisco hörte von Marinas Honigwein, mit dem sie auch ab und an Verkostungen veranstaltete. „Ich hatte schon damals Lust, das hauptberuflich zu machen, wollte aber wissen, ob mein Honigwein auch jenseits meiner Familie eine Chance hat.“ 2018 trafen sie bei einer von Marinas Verkostungen aufeinander – und es kam, was kommen musste: Die Met-Versessenen verliebten sich.

Seitdem sind sie ein Paar mit einer gemeinsamen Leidenschaft. In den folgenden Jahren nahmen die beiden mit ihren damals noch eigenen Kreationen auch an spanienweiten und internationalen Hidromel-Wettbewerben teil. „Wir hofften natürlich immer auch auf einen Preis, aber vor allem boten diese Events Gelegenheit, andere Met-Produzenten kennenzulernen und sich auszutauschen.“

Eigene Bienenvölker für eigenen Honig

2021 war der Startschuss für die Firma Mandragora Hidromel in Inca, wohin Marina inzwischen gezogen war. „Eigentlich ist Met ein Nebenprodukt von Imkern, die ja nicht nur Honig verkaufen, sondern auch viele damit zusammenhängende Produkte, so etwa Propolis, Pollen und Gelée royale, aber auch Honigwein. Bei uns ist der Prozess genau anders herum: Wir haben mit Honigwein angefangen, indem wir Honig gekauft haben. Aber jetzt haben wir auch selbst Bienenvölker und unseren eigenen Honig.“

Die rund 50 Kästen stehen bei Cala Mesquida inmitten unberührter Natur auf dem Gut eines Freundes. Noch müssen die beiden Honig hinzukaufen, machen dies aber auch für den Geschmack. Denn Honigwein basiert auf dem spezifischem Aroma des Honigs. Ihre eigenen Bienen genießen vor allem einen Mix aus Johannisbrot- und Mandelbäumen sowie Wildpflanzen wie Senf und Zistrose.

Der Honigwein Mandragora. Nele Bendgens

Dieser Mix findet Einzug im Honigwein „Origen“, den es in zwei Varianten gibt. Einmal mit 9 Prozent, einmal mit 13 Prozent Alkoholgehalt. Bei einem dritten Met schließlich spielen Kirschen eine entscheidende Rolle, die vor der Fermentierung hinzugefügt werden. Und bei weiteren Met-Mischungen mit Gewürzen gibt es ebenfalls schon Ergebnisse, die aber noch privat bleiben.

Drei bis vier Wochen fermentiert

Die Mischung muss bei jeder Variante etwa drei bis vier Wochen fermentieren. Währenddessen werden Proben für die Analyse entnommen, die die beiden selbst vornehmen, aber auch an ein Labor in Barcelona schicken. „Hier zeigt sich nun, ob unser Mischverhältnis gut war, ob wir zu viel oder zu wenig Honig verwendet haben, ob die Hefe zu schwach oder zu intensiv wirkt. Das ist immer ein Balanceakt und wird auch durch viele andere Faktoren wie etwa die Temperatur bestimmt. Zu viel Luft darf auch nicht in den Mix hineingeraten. Denn dann oxidiert der Wein und wird zu Essig.“

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Entsprechen die Tests dem gewünschten Geschmack, wird der Wein gefiltert – auch um noch verbleibende Resthefe zu entfernen. „Bleibt davon noch etwas im Wein, kann es zu weiteren Gärungen kommen – und das würde den Geschmack verändern oder sogar den Wein zerstören.“ Sollen noch mehr Aromen hinzukommen, so sollte das in diesem Moment der Produktion geschehen. Je nach gewünschter Intensität reift der Wein anschließend ein bis sechs Monate in kleinen Eichenfässern, bis er per Hand Flasche für Flasche abgefüllt und etikettiert wird.

Beim Namen entschied sich das Paar für Mandragora, auf Deutsch Alraune – dieser Pflanze wird etwas Magisches zugesprochen, und „Met hat ja auch eine mythische Komponente“, erklärt Marina, die das schöne Etikett selbst entworfen hat. Bislang ist der Honigwein nur in ihrer Produktionsstätte in Inca zu kaufen. Aber in Vorbereitung sind ein Online-Shop und ein kleines Vertriebsnetz. Außerdem wird das Erzeugnis auf thematischen fires wie den Mittelaltermärkten verkauft sowie Restaurants und Bars angeboten.